Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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doch ein bedeutender geworden, denn wie sich 
immer deutlicher herausstellt, halten die rebellischen 
und prahlerischen Reden Kandis doch bei den 
mit der Regierung wenig befreundeten Theilen des 
Waniamwesilandes (so in Tindi, Mangope, Lipi 
u. s. w., als unserem ehemaligen Kriegsschauplatze) 
zündend gewirkt, und wenn auch heute von allen 
Seiten Abgesandte mit den wärmsten Freundschafts- 
betheuerungen herbeikommen, so habe ich doch An- 
haltspunkte, welche die Gerüchte bestätigen, nach 
welchen alle diese Gebiete gerüstet gewesen waren, 
um bei einem etwaigen Erfolge Kandis mit diesem 
gegen die Regierung zu Felde zu ziehen. Die jett 
eingelegten Steinbomas Kandis galten allgemein für 
uneinnehmbar und hätten dieselben im Falle einer 
energischen Gegenwehr auch sicher viele Opfer von 
uns gefordert. 
Um etwaigen noch im Lande vorhandenen Re- 
bellionsgelüsten anderer Waniamwesihäuptlinge vor- 
zubengen, mußte ein Beispiel an Kahama statuirt 
werden. Ich habe daher den Sultan Kandi, der 
jetzt mit echter Waniamwesiunverschämtheit Gesandte 
mit leeren Händen und mit den urnschuldigsten 
Mienen geschickt hatte, um von der Regierung 
Freundschaft zu erbitten, da ja der Krieg zu Ende 
wäre und ihr Sultan keine Nguvu (Krast) mehr 
hätte, abgesetzt und Landes verwiesen sammt seiner 
Familie. Der am 12. April 1891 mit ihm ab- 
geschlossene Vertrag ist annullirt und das Gebiet 
Mkahama an die kandifeindlichen Nachbarsultane ver- 
theilt worden. Auf diese Weise hoffe ich die Kara- 
wanenstraße nach dem Victoria-Nyansa, welche seiner- 
zeit von den Wangonis blockirt und neuerdiugs durch 
Kandi bedroht war, auf dieser Strecke für immer 
gesichert zu haben, da sich die Sultane von Msalala 
Gagi, Wimu und Sundi sowie der Sultan von 
Upera Igulu als stets regierungsfreundlich bewährt 
haben und durch die Belehnung mit den einzelnen 
Theilen des reichen, außerordentlich fruchtbaren Ge- 
bietes Kahamas gewiß noch mehr an die Regierung 
gefesselt worden sind. 
Der Bericht des Lieutenants v. Bothmer über 
adie zur Bestrafung des Sultans Kandi von Mkahama 
in der Zeit vom 8. bis 25. Dezember 1893 unter- 
nommene Expedition lautet, wie folgt: 
Tabora, den 28. Dezember 1893. 
Infolge Requisition des hiesigen Keiserlichen 
Stationschefs, dem rebellischen Sultan Kandi von 
Mkahama eine gründliche Züchtigung zu bereiten, 
marschirte ich am 8. d. Mts. in folgender Stärke 
von Tabora ab: 
Sieben Europäer: Stationschef Sigl, welcher 
auf seinen Wunsch als Zugführer eintrat; Lieutenant 
Halliersch; Arzt Arning; Unteroffiziere: Spiegel, 
Gregeraßki, Oppermann. 115 Askaris, zwei 
Geschütze (47 cm und 3,7 cm). Pro Mann 
  
250 Patronen (davon 150 am Leibe), pro Geschütz 
120 Schuß. 120 Träger. 
Der Marsch ging in nördlicher Richtung über 
Umgurukku — Gombefluß — Uniambewa—Igonda — 
Ujomba — Iguru nach Ukamba, wo ich am 13. d. 
Mts. eintraf. Dieser Ort liegt unweit der Grenze 
von Mkahama, die Entsernung bis zum Quikuru des 
Kandi wurde auf 1½ bis 2 Stunden angegeben. 
Nach eingezogenen Erkundigungen sollte die feindliche 
Boma sehr stark mit Steinmauern, Pallisaden und 
Euphorbienhecken befestigt sein, auch sollte Kandi noch 
eifrig an der Verstärkung der Werke arbeiten und 
entschlossen sein, Stand zu halten. Als ein dem 
Angreifer günstiger Umstand erschien die Angabe, 
daß ein Berg ganz in der Nähe liege, von dem 
man volle Einsicht ins Quikurn habe. Darauf 
gründete sich mein Plan: 
Besetzung dieser Höhe, vorbereitende Beschießung 
durch die Artillerie, alsdann Sturm. 
Die Nachmittagsstunden des 13. wurden mit den 
nöthigen Vorbereitungen ausgefüllt. Im Laufe des 
Tages sammelten sich eine Menge „Hülfsvölker“, 
meistens Leute des Sultans von Iguru. Etwa zwölf 
Wangoni waren schon von Tabora aus mitgegangen, 
dieselben erwiesen sich später als recht nüilich. 
Am 14. früh 4 Uhr stand die Kompagnie zum 
Abmarsch bereit. Der dritte Zug mit den Wangoni 
bildete den Vortrupp, die Kompagnie nobst kleiner 
Vagage folgte auf 100 Meter. Die große Bagage 
unter Bedeckung des Sol mit sechs Mann und den 
Hülfsvölkern sollte langsam folgen. Der Marsch 
ging — bei völliger Dunkelheit — zunächst ohne 
Weg durch lichten Busch. Eiwa um 5½ Uhr 
wurden einige Hütten sichtbar, deren Bewohner von 
den Wangoni ohne Lärm zu Gefangenen gemacht 
wurden. Dann bog sich der Weg um eine Bergnase, 
man hörte Warnungsrufe, und es fiel auf feindlicher 
Seite ein Schuß. Der Vortrupp schwärmte aus, 
verstärkte die Spitze und erstieg einen zur Rechten 
liegenden felsigen, buschbewachsenen Hügel. Oben an- 
gekommen, sah man das Quikurn auf 300 Meter im 
Thal vor sich liegen. Dasselbe, mit hohen Bäumen 
bestanden, machte den Eindruck eines geschlossenen 
Parks. Der Einblick war durch die dichten Baum- 
kronen dem Auge völlig entzogen. Ein hoher Euphor- 
bienbaum ließ nur an einer oder zwei Stellen die 
dahinter liegende äußere Umfassung als Pallisaden 
erkennen. An der Südwestecke bemerlte man ein 
Stück Steinmauer. Jenseits des Quikurn befand sich 
auf weite Entfernung offenes, sanft ansteigendes Ge- 
lände. Auf etwa 1200 Meter waren einige Stroh- 
hütten sichtbar. 
Das Erscheinen der Truppe kam dem Gegner 
offenbar überraschend; Leute und einzelnes Vieh be- 
fanden sich außerhalb der Boma und flüchteten als- 
bald in dieselbe. Ganz kurz nach dem Vortrupp war 
auch das 3,7 cm Geschütz zur Sielle und günstig 
aufgestellt. Ich ließ sofort mit demselben das Feuer-
	        
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