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Andauversuche von Casuarinen.
Forstassessor Krüger hat dem Kaiserlichen Gou-
vernement von Deutsch-Ostafrika über das Vorkommen
und über Anbauversuche von Casnuarinen einen
Bericht erstattet, dem Folgendes zu entnehmen ist.
„Es befindet sich etwa 1 Meile nordwärts von
Bueni am Meeresufer über dem gewöhnlichen Stande
der Hochfluth Casuarinenanflug. Kleinere Sämlinge
sind jedoch selten, die meisten sind zum Verpflanzen
eigentlich schon zu groß. Die Wurzelbildung der
Casnarinen ist, wie selbstverständlich, keine günstige;
denn da die Bäume auf dem humusarmen Korallen=
boden erwachsen sind, haben sie lange Pfahl= und
Seiten= und wenig Faserwurzeln entwickelt. In der
Nähe der alten Casuarinenbestände, welche ich bis
etwa sieben Kilometer nördlich von Bueni untersucht
habe, befanden sich trotz des überall vorhandenen
reichlichen Zapfenabfalles keine Sämlinge. Zum
Theil ist dies wohl dem den Boden bedeckenden
dichten Nadelfilz, zum Theil dem Umstande zuzu-
schreiben, daß die Passate den leicht befiederten Samen
mit hinwegführen, während er im Schuß von Strand-
gras im frischen Meeressande sich leicht bekeimt.
Die älteren Casuarinen sind fast alle schlecht-
wüchsiges Krüppelholz, man sieht nicht einen einzigen
gukgewachsenen Stamm unter ihnen. Vielfach ist dies
daraus zu erklären, daß wir Ausschlagholz vor uns
haben. Die Bäume sind aus alten, in Brusthöhe
geköpsten Stämmen hervorgegangen und liefern in-
folge dessen nur Brennholz. Die Casuarine zeigt
eine Ausschlagfähigkeit, die sie unseren Kopfhölzern,
Pappel und Weide, an die Seite stellen läßt.
Mit den langen, haarartigen Nadeln, welche sich
mit den Zweigspitzen in die Windrichtung einstellen,
setzt die Casnarine dem Winde verhältnißmäßig ge-
ringe Fläche entgegen und ist jedenfalls dem Wind-
bruche weniger als der Deformation durch die Passate
ausgesetzt. Denn daß die Casuarinen, wenn sie durch
engen Verband oder sonst durch Bestandstellung ge-
schützt sind, zu langschäftigem, ziemlich vollholzigem
Bauholz heranwachsen, das zeigen die Alleeaulagen
der katholischen Mission zu Bagamoyo. Vor 15 Jahren
in etwa 2½ Meter Verbande im Seitenschatten der
Kokospalmen gepflanzt, haben sie bei 25 Meter Höhe
eine Stärke von 20 bis 30 Centimeter erreicht.
Das gelbliche Holz ist hart mit unbedentendem
Splint, ohne wahrnehmbaren Kern und von lang-
faseriger Struktur, so daß es sich vorzüglich zu
Bohlen und Balken eignet. Ob es sich bei forst-
männischer Kultur ebensogut zu Brettern verarbeiten
läßt, bleibt abzuwarten, da das jetzt vorhandene
Material nicht geradfaserig genug ist.
Die von mir später an der Küste von Magagoni,
wo sich auch ältere Casuarinen befinden, angestellten
Beobachtungen bestätigen die früheren Erfahrungen.
Die Behauptung der Missionare, daß das Casua-
rinenholz nicht von Ameisen angegriffen würde, be-
stätigte sich leider nicht, denn ich fand in Magagoni
einen Stamm, allerdings nur einen, mit Termiten
besetzt. Die meisten schlechten Eigenschaften der
Casuarinen im Freistande erklären sich derartig, daß
sie sich bei künstlicher Bestandbildung vermeiden lassen.
Die zu erwartenden Vortheile bei der Armuth der
Küste an gutem Bauholz sind aber so große, daß
ein Anbauversuch sich schon lohnen würde. Es
kommt hinzu, daß gerade durch diese Bäume, aller
Wahrscheinlichleit nach, eigentlich werthlose Küsten-
striche kultivirt werden können, und daß dieser Baum
durch seinen Blattabfall, durch sein Vorkommen auf
direktem Dünensande geeignet erscheint, ohne er-
hebliche Unkosten die Versandung der Küste, welche
durch Zerstörung der Mangrovebestände an einzelnen
Stellen sich schon bemerkbar macht, aufzuhalten. Das
Material an Wildlingen ist allerdings nicht geeignet,
den Anbau der Casuarinen in forstmännischer Weise
vorzunehmen. Daher ist es angezeigt, sich möglichst
auf Saat und eigene Pflanzenzucht zu beschränken.
Die Saat hat allerdings den Nachtheil, daß die
Tauben und andere finkenartige Vögel dem Samen
sehr nachstellen, und daß auch die Ameisen den jungen
Keimlingen gefährlich werden können; jedoch läßt sich
dem durch Färben mit Mennige nöthigenfalls wohl
abhelfen.“
Diesem Vorschlage entsprechend ist nördlich vom
Gouvernementsgebäude in Dar-es-Saläm mit einem
Kostenaufwande von elwa 110 RNupien eine Versuchs-
pflanzung mit Wildlingen und Sämlingen in die
Wege geleitet worden, in welcher etwa 800 Wild-
linge gepflanzt und etwa fünf Liter Samen ausgesät
worden sind. Die Pflänzchen zeigten ein sehr gutes
Gedeihen und hatten nach drei bis vier Monaten
20 bis 40 Centimeter Höhe erreicht.
Ramerun.
Gesundbeitsstation im Ramerungebirge.
Der Pater Vieter, Präsekt von der Mission
der Pallotiner, ist am 14. Februar von seiner Reise
nach Bucsa zurückgekehrt, woselbst er ein Sanatorium
für erholungsbedürftige Missionare zu errichten beab-
sichtigt. Ueber das Ergebniß seiner Reise und über
die Aufnahme in Buca hat er dem Kaiserlichen
Gouvernement Folgendes berichtet:
King Cuba empfing uns in zwar nicht sehr
zuvorkommender, aber doch in ziemlich guter Weise.
Er brachte einige Hühner als Geschenk und räumte
uns ein Haus als Wohnung ein. Ueber unser Vor-
haben, Anlage einer Erholungs= bezw. Missionsstation,
erklärte er, zuerst mit den Unterhäuptlingen ein
Palaver abhalten zu müssen, und setzte zu diesem
Zwecke Sonntag Morgen, den 11. Februar, fest.
Leider erschienen zum Palaver nicht alle Häuptlinge,
und so lud er uns für Sonntag Nachmittag nach
Soppo zum Play (Bezeichnung für eine Art Fest)