Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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Andauversuche von Casuarinen. 
Forstassessor Krüger hat dem Kaiserlichen Gou- 
vernement von Deutsch-Ostafrika über das Vorkommen 
und über Anbauversuche von Casnuarinen einen 
Bericht erstattet, dem Folgendes zu entnehmen ist. 
„Es befindet sich etwa 1 Meile nordwärts von 
Bueni am Meeresufer über dem gewöhnlichen Stande 
der Hochfluth Casuarinenanflug. Kleinere Sämlinge 
sind jedoch selten, die meisten sind zum Verpflanzen 
eigentlich schon zu groß. Die Wurzelbildung der 
Casnarinen ist, wie selbstverständlich, keine günstige; 
denn da die Bäume auf dem humusarmen Korallen= 
boden erwachsen sind, haben sie lange Pfahl= und 
Seiten= und wenig Faserwurzeln entwickelt. In der 
Nähe der alten Casuarinenbestände, welche ich bis 
etwa sieben Kilometer nördlich von Bueni untersucht 
habe, befanden sich trotz des überall vorhandenen 
reichlichen Zapfenabfalles keine Sämlinge. Zum 
Theil ist dies wohl dem den Boden bedeckenden 
dichten Nadelfilz, zum Theil dem Umstande zuzu- 
schreiben, daß die Passate den leicht befiederten Samen 
mit hinwegführen, während er im Schuß von Strand- 
gras im frischen Meeressande sich leicht bekeimt. 
Die älteren Casuarinen sind fast alle schlecht- 
wüchsiges Krüppelholz, man sieht nicht einen einzigen 
gukgewachsenen Stamm unter ihnen. Vielfach ist dies 
daraus zu erklären, daß wir Ausschlagholz vor uns 
haben. Die Bäume sind aus alten, in Brusthöhe 
geköpsten Stämmen hervorgegangen und liefern in- 
folge dessen nur Brennholz. Die Casuarine zeigt 
eine Ausschlagfähigkeit, die sie unseren Kopfhölzern, 
Pappel und Weide, an die Seite stellen läßt. 
Mit den langen, haarartigen Nadeln, welche sich 
mit den Zweigspitzen in die Windrichtung einstellen, 
setzt die Casnarine dem Winde verhältnißmäßig ge- 
ringe Fläche entgegen und ist jedenfalls dem Wind- 
bruche weniger als der Deformation durch die Passate 
ausgesetzt. Denn daß die Casuarinen, wenn sie durch 
engen Verband oder sonst durch Bestandstellung ge- 
schützt sind, zu langschäftigem, ziemlich vollholzigem 
Bauholz heranwachsen, das zeigen die Alleeaulagen 
der katholischen Mission zu Bagamoyo. Vor 15 Jahren 
in etwa 2½ Meter Verbande im Seitenschatten der 
Kokospalmen gepflanzt, haben sie bei 25 Meter Höhe 
eine Stärke von 20 bis 30 Centimeter erreicht. 
Das gelbliche Holz ist hart mit unbedentendem 
Splint, ohne wahrnehmbaren Kern und von lang- 
faseriger Struktur, so daß es sich vorzüglich zu 
Bohlen und Balken eignet. Ob es sich bei forst- 
männischer Kultur ebensogut zu Brettern verarbeiten 
läßt, bleibt abzuwarten, da das jetzt vorhandene 
Material nicht geradfaserig genug ist. 
Die von mir später an der Küste von Magagoni, 
wo sich auch ältere Casuarinen befinden, angestellten 
Beobachtungen bestätigen die früheren Erfahrungen. 
Die Behauptung der Missionare, daß das Casua- 
rinenholz nicht von Ameisen angegriffen würde, be- 
stätigte sich leider nicht, denn ich fand in Magagoni 
  
einen Stamm, allerdings nur einen, mit Termiten 
besetzt. Die meisten schlechten Eigenschaften der 
Casuarinen im Freistande erklären sich derartig, daß 
sie sich bei künstlicher Bestandbildung vermeiden lassen. 
Die zu erwartenden Vortheile bei der Armuth der 
Küste an gutem Bauholz sind aber so große, daß 
ein Anbauversuch sich schon lohnen würde. Es 
kommt hinzu, daß gerade durch diese Bäume, aller 
Wahrscheinlichleit nach, eigentlich werthlose Küsten- 
striche kultivirt werden können, und daß dieser Baum 
durch seinen Blattabfall, durch sein Vorkommen auf 
direktem Dünensande geeignet erscheint, ohne er- 
hebliche Unkosten die Versandung der Küste, welche 
durch Zerstörung der Mangrovebestände an einzelnen 
Stellen sich schon bemerkbar macht, aufzuhalten. Das 
Material an Wildlingen ist allerdings nicht geeignet, 
den Anbau der Casuarinen in forstmännischer Weise 
vorzunehmen. Daher ist es angezeigt, sich möglichst 
auf Saat und eigene Pflanzenzucht zu beschränken. 
Die Saat hat allerdings den Nachtheil, daß die 
Tauben und andere finkenartige Vögel dem Samen 
sehr nachstellen, und daß auch die Ameisen den jungen 
Keimlingen gefährlich werden können; jedoch läßt sich 
dem durch Färben mit Mennige nöthigenfalls wohl 
abhelfen.“ 
Diesem Vorschlage entsprechend ist nördlich vom 
Gouvernementsgebäude in Dar-es-Saläm mit einem 
Kostenaufwande von elwa 110 RNupien eine Versuchs- 
pflanzung mit Wildlingen und Sämlingen in die 
Wege geleitet worden, in welcher etwa 800 Wild- 
linge gepflanzt und etwa fünf Liter Samen ausgesät 
worden sind. Die Pflänzchen zeigten ein sehr gutes 
Gedeihen und hatten nach drei bis vier Monaten 
20 bis 40 Centimeter Höhe erreicht. 
Ramerun. 
Gesundbeitsstation im Ramerungebirge. 
Der Pater Vieter, Präsekt von der Mission 
der Pallotiner, ist am 14. Februar von seiner Reise 
nach Bucsa zurückgekehrt, woselbst er ein Sanatorium 
für erholungsbedürftige Missionare zu errichten beab- 
sichtigt. Ueber das Ergebniß seiner Reise und über 
die Aufnahme in Buca hat er dem Kaiserlichen 
Gouvernement Folgendes berichtet: 
King Cuba empfing uns in zwar nicht sehr 
zuvorkommender, aber doch in ziemlich guter Weise. 
Er brachte einige Hühner als Geschenk und räumte 
uns ein Haus als Wohnung ein. Ueber unser Vor- 
haben, Anlage einer Erholungs= bezw. Missionsstation, 
erklärte er, zuerst mit den Unterhäuptlingen ein 
Palaver abhalten zu müssen, und setzte zu diesem 
Zwecke Sonntag Morgen, den 11. Februar, fest. 
Leider erschienen zum Palaver nicht alle Häuptlinge, 
und so lud er uns für Sonntag Nachmittag nach 
Soppo zum Play (Bezeichnung für eine Art Fest)
	        
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