Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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in den Händen als Zeichen ihrer Friedensabsichten.] gehabt, auf unsere Anlunft zu warten, um ein 
Sie baten um die Freigabe der Frau und des 
Sohnes Muhosas und baten um dessen Einsetzung 
als Sultan durch die Behörde. Ich erklärte mich 
bereit, alle Gefangenen sofort gegen Lösegeld frei- 
geben zu wollen, die Frau und den Sohn Muhosas 
aber als Unterpfand mit nach Tabora nehmen zu 
wollen, bis die Verhandlungen über die Ernennung 
eines neuen Sultans mit den beiden anderen Sultanen 
Uvinzas abgeschlossen sein würden. Für die Ge- 
fangenen wurde kein Lösegeld gebracht, trotzdem 
Muhosas Leute sicher wußten, daß das den Arabern 
geraubte Elfenbein noch vorhanden sein müsse. Die 
Parlamentäre versolgten mich mit ihren Bitten um 
Freigabe ihres Monangwas (Kronprinzen), doch blieb 
ich bei meiner ersten Entscheidung. Leider ist es 
der Frau und dem Sohne Muhosas gelungen, aus 
der Tembe in Ujiji sammt Kette zu entweichen, 
durch die arge Nachlässigkeit eines Sudanesen- 
Postens, den Lieutenant v. Bothmer entsprechend 
bestraft hat. Die gefangenen alten Weiber und 
Kinder auch noch weiter mit zu schleppen, hätte 
keinen Zweck gehabt, überdies hätten wir dieselben 
nicht über Wasser transportiren können aus Mangel 
an Booten, ich gab sie zwei Tage vor unserem Ab- 
marsche aus Ujül frei und schickte sie unter sicherem 
Geleite in ihre Heimath. 
In den nächsten Tagen, wie ich jetzt bei Rück- 
kunft in Tabora erfahre, werden Gesandte der Brüder 
Muhosas aus Uvinza kommen, und wird jedenfalls 
diese noch bis heute unerledigte Sache geordnet 
werden. 
Am 17. Juli 1893 marschirten wir von Mu- 
hosa ab. Wir sollten in den nächsten Tagen Ort- 
schaften der Mutter Muhosas passiren, ich hatte an 
diese Boten vorausgeschickt, um die Leute zu be- 
ruhigen. Wir wurden überall von den Dorfältesten 
erwartet und höchst ängstlich und scheu begrüßt, auch 
war sofort zu sehen, daß die Bewohner zum größten 
Theil sich gedrückt hatten. . 
Am 19. Juli 1893 erreichten wir Kionga des 
mächtigen, gut gesinnten, allgemein beliebten Sultans 
Mtao. Dieser empfing uns durch seinen Sohn sehr 
freundlich und die Klage der Warambo-Elefanten- 
jäger klonnte anstandslos zur gegenseitigen Zufrieden- 
heit geregelt werden. 
Am 23. Juli 1893 gingen wir 3 ½ Stunde vor 
Ujiji zu Lager. Ich schickte sofort zuverlässige Wang- 
waner zur Rekognoszirung nach Uüsji. Nicht lange 
nach uns trafen eine große Anzahl Araber in Prunk- 
gewändern und mit zahlreichem Gefolge auf ihren 
schönen Maskateseln im Lager ein, um uns feierlichst 
willkommen zu heißen in Uiji. Sämmtliche Araber 
waren mir seit Jahren bekannt, und somit hatte die 
Begrüßung einen freudigen Anstrich auf beiden Sei- 
ten. Rumaliza war vor einigen Tagen plötzlich von 
größten Ueberraschung der Araber abgefahren; er 
hatte, wie die Araber behaupteten, bestimmt die Absicht 
  
freundschaftliches Schauri mit uns zu machen. Dies 
widerspricht aber Rumalizas eigener Mittheilung an 
mich, auch hatte er schon zur Zeit von Decles An- 
wesenheit in Ujiji, wie die Araber erzählten, nach 
und nach, von diesem unbemerkt, seinen riesigen An- 
hang (3000 Ruga-Ruga mit Gewehren) nach Urundi 
und Usige verschifft. Ein Boot hatte er seit Wochen 
für sich bereit gehalten, die Schiffer mußten sogar 
nachts darinnen schlafen. 
Die Araber blieben bis 4 Uhr nachmittags bei 
mir und wurden dann gut gelabt entlassen. 
Die zur Rekognoszirung ausgeschickten Wang- 
waner kamen noch nachts zurück mit der Meldung, 
daß in Ujisi Alles zu unserem freundschaftlichsten 
Empfange vorbereitet sei. Rumaliza selbst hätte noch 
vor seiner Abreise dafür Sorge getragen. Er hatte 
auch gesorgt, daß alle eventnell nicht gut gesinnten 
Elemente mit unter seinem Anhange von Ujiji ab- 
zögen. Die von Rumaliza für uns bereit gehaltenen 
zwei Temben erschienen den gut instruirten Wang- 
wanern als zu ungesund und tief gelegen und sorg- 
ten sie daher unter Vermittelung des Arabers Msaba- 
bin Yem, daß uns eine hochgelegene Tembe, nahe 
der seinigen, ausgeräumt und hergerichtet würde. 
Am 24. Juli 1893 marschirten wir endlich mit 
entfalteter Kriegsflagge unter klingendem Spiel in 
  
Ujlji ein. Der Marsch von unserem letzten Lager 
bis dahin ist sehr ermüdend und würde ein Angriff 
auf Uj##ji von dieser Seite aus sehr schwierig ge- 
wesen sein. Dicht hinter unserem letzten Lager sieht 
man zum ersten Mal für kurze Zeit den Tanganyika, 
dessen Anblick allgemein freudige Stimmung in 
unseren Leuten hervorruft. Dann fällt das hügelige 
Terrain der leßten Tage ziemlich steil zum Thale 
des Luitsche ab. Der Weg ist steinig und vom Regen 
stark durchspült, der Baumwuchs hört gänzlich auf. 
Im Thale angelangt, muß man sich zwei Stunden 
lang durch steifes Gras, Schlingpflanzen und scharfes 
Schilf durchwinden. Der Boden ist zerrissen und 
schollig. Es ist ein zu dieser Zeit ausgetrockneter 
Morastboden. In der Regenzeit ist jedenfalls das. 
ganze Thal von Luitsche überfluthet und dann un- 
passirbar. Die dunkelrothbraunen Gewässer des 
Luitsche, die zwischen auf beiden Seiten steil ab- 
fallenden, hohen Uferböschungen in raschem Laufe 
dahin strömen, reichten zur Zeit den Leuten bis 
unter die Achselhöhlen. Am jenseiligen Ufer sam- 
melten wir unsere Leute, unter Vorantritt der Spiel- 
leute erstiegen wir auf ziemlich sanft ansteigendem, 
sandigem, schattenlosem Wege die letzte, etwa 200 Fuß 
hohe Terrainwelle, die uns noch vom Orte Ujiji 
(Kawele) treunt. Oben angelangt, waren wir auch 
schon in unserem Lager; es war dies der zu Ujiji ge- 
hörende Ort Kasimba, Lager des Arabers Msaba 
bin Yem, der uns mit großer Menschenmenge und 
sämmtlichen Arabern entgegenkam und bestens em- 
pfing. Kasimba ist der gesundeste Punkt von ganz 
Ujä, wenn überhaupt von einem gesunden Orte
	        
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