Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

wagen auf ihm fahren können. 
sind fast gar nicht vorhanden. 
Der Dampfer, der uns nach Chinde bringen 
sollie, war der der Blantyre Mission gehörige, für 
die Zeit bis zum April an die Asrican Lakes 
Trading Corporation vercharterte „Heury Hender- 
son“, ein kleiner Raddampfer von nur 1½ Juß 
Tiefgang, auf welchem wir jetzt zu 9 Passagieren 
untergebracht waren. Der durch den Regen in den 
letzten 14 Tagen gestiegene Fluß war wieder flacher 
geworden, so daß wir bis zu unserer nächsten Station 
Tschiromo 2½ Tage gebrauchten, da wir hänfiger 
festsaßen als fuhren. Der Kapitän war ein Maschinist 
und sein erster Offizier ein Gärtner. Beide waren, 
was Navigation und Schifffahrt anbetrifft, ziemlich 
unerfahren. 
Der Ausenthalt auf dem Fluß war nichts weniger 
als angenehm; die nächste Umgegend war stinkend, 
sumpfig, eine etwa 1 Fuß dicke Schicht verfaulender 
Heuschrecken verpestete die Luft, außerdem herrschte 
eine drückende, schwere Hite, so daß wir Alle zu- 
frieden waren, als wir am 4. in Chinde ankamen. 
In Chinde traf ich den früheren Hasenmeister 
Schambacher, der den Dampfer „Pfeil“ führen 
soll. Außer einer Faktorei der African Lakes 
Trading Corporation befindet sich dort eine Fak- 
torei Scharrers, eine solche der Firma Deuß, 
Vertin & Co., eine solche des Italieners La- 
Scharfe Biegungen 
magna, ferner eine solche der Zambesi Trading. 
Co., eine der Flottilla Co. und eine der Central 
Alrica Comp. Ferner portugiesische Dienstgebäude, 
englisches Vizekonsulat, englische Post und englisches 
Marinemagazin. 
Auch Chinde liegt sumpfig und ungesund. 
Am 6. März brachte der Dampfer „Carnarvon“ 
der englischen Union Linc uns nach Quilimane, 
wo wir an demselben Datum ankamen, aber bis 
zum 10. warten mußten, ehe wir uns auf der „Goth“ 
derselben Linie einschiffen konnten. Am 12. kamen 
wir nach Mozambique, verließen es am selbigen 
Tage wieder, kamen am 15. vormittags in Sansibar 
und am 19. mit Dampfer „München“ in Dare-es- 
Saläm an. 
Ueber die Verkehrsverhältnisse im Nyassagebiete 
ist das Folgende zu bemerken: 
Weg Fort Johnston — Chinde. 
Diesen Weg kann man als aus vier Strecken 
bestehend betrachten. Es sind dies: 
1. die Strecke auf dem oberen Schire vom Fort 
Johnston bis Mpimbi oder Matope (2 bis 
3 Tage), 
2. die Landstrecke von Mpimbi oder Matope nach 
Mandala [Blantyre] (2 bis 3 Tage), 
3. die Landstrecke von Mandala nach Katunga 
(1 Tog), 
307 
  
4. die Strecke auf dem unteren Schire und Sam- 
besi von Katunga bis Chinde (6 Tage). 
Die in Klammern beigesetzten Zahlen geben die 
Zeit an, in welcher ein einzelner Passagier ohne 
Lasten unter günstigen Verhältnissen die Reise Fort 
Johnston—Chinde ausführen könnte. 
Zu 1. An Verkehrsmitteln auf dem oberen 
Schire und dem Nyassasee befinden sich: 
a) die drei englischen Kanonenboote „Adventure“, 
„Pioncer“ und „Dove“, 
b) die Dampfer der Alrican Lakes Trading 
Corporation „Domira“ und „Ilala“ (beide 
befanden sich bei meiner Anwesenheit in Re- 
paratur), 
) der Dampfer der University's mission socict) 
„Charles Johnston“, 
d) der deutsche Dampfer „Hermann von Wiss- 
mann“ (nur auf dem Nyassa), 
I) verschiedene große Leichter, theilweise der eng- 
lischen Marine, theilweise der Alrican Lakes 
Trading Corporation und einer der deutschen 
Regierung gehörig. Mehrere kleinere Boote. 
Zu 2. Der Weg ist breit und bequem; ernst- 
liche Schwierigkeiten bestehen nicht, jedoch kann 
während der NRegenzeit der Durchgang durch den 
Nuhsumpf Aufenthalt bereiten. Die Strecke Mpimbi— 
Mandala ist elwas länger als Matope.—Mandala. 
Sicherheit gegen Ueberfälle ist auf beiden Wegen 
nicht vorhanden. 
Zu 3. Ein guter, breiter und schattiger Weg 
ohne nennenswerthe Hindernisse, Neigungen oder 
Biegungen. 
Zu 4. Am slachsten ist der Fluß auf der Strecke 
Katunga—Tschiromo. Von dort ab führt er durch 
sumpsiges und morastiges Land bei genügender Wasser- 
tiefe für flachgehende Dampfer und ziemlich beträcht- 
licher Stromgeschwindigkeit. 
Die Holzverhälmisse für die Dampfer sind nicht 
sehr glänzend. Es sind in angemessenen Zwischen- 
räumen Holzstationen angelegt, woselbst der Kubik- 
meter Holz für 2 Schillinge 4 Pence verkauft wird. 
Eine Steigerung der Preise wird aber nicht lange 
auf sich warten lassen. 
Auf dem unteren Schire fahren folgende Dampfer: 
a) zwei Kanonenboote der englischen Marine: 
„Herald“ und „Musquito“, 
b) Heckraddampfer „James Stevenson“ und Rad- 
dampfer „Lady Nyassa“ der Alrican Lakes 
Trading Corporation, 
c) Naddampfer „Heury Henderson“ der schottischen 
Blantyre Missionsgesellschaft, 
d) Heockrabdanmdfer „John Bowie- 
harrer, 
à Hirandandser Vienart· der Firma Deuß, 
Vertin & C 
der Firma
	        
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