Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

die Beschleunigung des Straßenbaues bedeutend ge- 
hoben werden würde, ist mir völlig klar. Der Neger 
schätzt gute Wege sehr, und sind die Verhältnisse an 
dieser Straße erst einmal gesichert, so wird sich der 
Weg Kete — Lome gewiß schnell eines guten Rufes bis 
Salaga und Dagomba erfreuen. Diejenige Küsten- 
handelsstadt hat meines Erachtens die größte Aus- 
sicht auf Verkehr, die sich der besten Wege in das 
Hinterland erfreut. 
Mir ist natürlich Bismarckburg, die Stätte 
meiner nunmehr fast einjährigen Thätigleit, sehr lieb 
geworden, und ein Aufgeben eines liebgewonnenen 
Ortes fällt immer schwer. Ich verhehle mir auch 
nicht die Vortheile, die das Fortbestehen der Station 
für die Entwickelung der umliegenden Landschaften 
bieten würde, aber diese Vorzüge erscheinen mir be- 
deutungslos gegenüber der Wichtigkeit, die 
ein Stationsbau in Kratji haben wird. 
Ob Kete gesunde oder ungesunde Lage hat, dar- 
über kann ich nichts Positives melden. Während 
die weite Oti-Niederung unbewohnt ist — ein Um- 
stand, den ich auf die Ungesundheit jener oft 
sumpfigen Gegend zurückführen möchte — ist die 
Volta-Ebene in Kratji dicht bewohnt. In Kete 
wurde mir auf mein Befragen das häufigere Vor- 
kommen von schwereren Fiebererkrankungen von 
Seiten der vielen dort schon jahrelang wohnenden 
Küstenleute bestritten. Doch will das natürlich nichts 
sagen. Pocken herrschen jedenfalls beständig in Kele. 
Ich habe mir während meiner Anwesenheit in 
Kete schon einen Platz zum etwaigen Stationsbau 
ausgesucht. Am geeignetsten erschien mir eine Boden- 
welle zehn Minuten östlich der Stadt, mit Felsboden, 
von der man einen freien Ueberblick über Kete und 
die Wege zur Küste, zum Volta und nach Salaga 
hat. Vier sich auf diesem Höhenzug befindende 
Wasserlöcher trocknen auch in der Trockenzeit nicht 
aus. Um eins derselben könnte man die Station 
herumbauen. Prächtiges Weide= und Ackerland 
würde hier die Station umgeben, und ausgezeichnetes 
festes und mir besonders gerühmtes Bauholz wächst 
in Menge am Voltka. 
Wenn ich nun auf den Zeitpunkt zu sprechen 
kommen soll, an dem sich die Ausgabe der alten und 
die Anlage der neuen Stalion vollziehen könnte, so 
giebt meines Erachtens die Regenzeit schon von selbst 
den Termin an. Für mich macht sie weitere Reisen 
unmöglich, ich könnte also im Juli zur Küste zurück- 
kehren, nachdem hier Alles zum Aubbruch fertig ist. 
Ende September könnte in Kete schon der Neubau 
in Angriff genommen werden. Ich will dabei be- 
merken, daß in Kete europäisch ausgebildete Hand- 
werker verschiedener Art anfässig sind, z. B. ein 
Zimmermann, ein Ziegelbrenner und mancher andere. 
Man könnte also schon während der Regenzeit dort 
das Baumaterial vorbereiten lassen. 
Die Umngestaltung der Forschungsstation Bis- 
marckburg zur Handelsstation hat bereits im vorigen 
Monat durch Hersendung eines schwarzen Agenten 
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begonnen. Ich glaube, daß die Thätigkeit desselben 
recht gute Erfolge haben wird. Schon am ersten 
Tage strömten die Eingeborenen herbei, um für 
ihren Kautschul seine Waaren einzutauschen.“ 
Auf Grund ähnlicher Erwägungen, welche be- 
sonders der Chef der Station Misahöhe, Dr. Gruner, 
und der Landeshauptmann v. Puttkamer geltend ge- 
macht haben, war die Aufgabe Bismarckburgs als 
Europäerstation schon vor Eingang des Berichts 
Premierlientenant Doerings beschlossen worden. Dem 
genannten Stationsleiter ist seitens des Landes- 
hauptmanns daher die nachfolgende Justruktion zu- 
gegangen: 
Euer Hochwohlgeboren benachrichlige ich ergebenst, 
daß der Herr Reichskanzler meinem Vorschlage, die 
Station Bismarckburg als Europäerstation mit dem 
30. Juni d. JIs. aufzulösen, telegraphisch seine Zu- 
stimmung ertheilt hat. 
Zu diesem Zwecke ertheile ich Euer Hochwohl- 
geboren hiermit die nachstehenden Anweisungen: 
Die von Ihnen nach Ihrem Bericht vom 
22. v. Mts. noch geplante Reise in das Gebiet 
zwischen Oti und Ansokoko sowie sonstige noch etwa 
beabsichtigte Reisen müssen bis Ende Juni, spätestens 
am letzten Tage des genannten Monats, beendet sein. 
2. Hiernach wollen Sie die zur Auflösung der 
Station erforderlichen Maßregeln mit thunlichster 
Beschleunigung treffen und die Station mit dem dort 
verbleibenden unbeweglichen oder einen Trausport 
nicht mehr lohnenden Inventar dem Agenten Amason 
übergeben. 
3. Amason hat die Berechtigung, auf der Station 
und in der Umgebung Handel zu treiben und hierzu 
die Gebände u. s. w. zu benuhßen. Er hat auf eine 
möglichst lohnende und sichere Handelsverbindung 
mit Klein-Popo (Anehö) hinzuwirken und daher sein 
Augenmerk vorzugsweise auf die Aufrechterhaltung 
huter Beziehungen zu den zwischenliegenden Stämmen 
und Häuptlingen zu richten. Soweit es nühlich er- 
scheint, ist den umliegenden Ortschaften Kenntniß von 
der Vertrauensstellung des p. Amason zu geben und 
denselben zu eröffnen, daß möglicherweise in nicht 
zu ferner Zeit wieder Weiße ihren Wohnsit auf 
Bismarckburg nehmen werden, daß jedenfalls einmal 
im Jahre ein weißer Beamter die Gegend bereisen wird. 
Amasons Aufgabe ist es ferner, die Station mit 
Pflanzungen und dergleichen in gutem Zustande zu 
erhalten, freundschaftliche Beziehungen zu den ent- 
fernteren bedeutenden Häuptlingen und Stämmen zu 
pflegen, alle wichtigen dort vorkommenden Ereignisse 
zu beobachten und hierüber regelmäßig zu berichten. 
Einen vorläufig ausreichenden Vorrath an Schreib- 
material n. s. w. wollen Euer Hochwohlgeboren dem 
Amason dort zurücklassen. 
In Zukunft sind auf der Station vier Arbeiter 
auf amtliche Nechnung zu unterhalten. 
Amason ist im Uebrigen von mir mit eingehender 
mündlicher Instruktion versehen, doch bitte ich, ihm 
Vorstehendes nochmals eindringlich einzuschärsen.
	        
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