Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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zu leiden; Ameisen und Termiten kommen so gut 
wie gar nicht in Betracht, wogegen Speckläfer sehr 
gefährlich ind. Schon in Umbugwe am Manyara= 
see war im November der Vorrath an Arsenikseife 
zu Ende gegangen. Dieselbe wurde durch eine 
Sublimatseife aus Kalk, Seife und Sublimat mit 
Zusatz von Natron, Kampher und Naphthalin ersetzt. 
Jetzt fehlt auch der Kalk, und Lehm und Asche 
müssen aushelfen. 
In Kwa Mtanda (Wakoles) im bananenreichen 
Ussogalande mußte der Reisende eine Unvorsichtigkeit 
schwer büßen. Er war vor den Diebereien der 
Wassoga gewarnt worden und hatte zwar an der 
Kuh= und Ziegenherde und am Waarenzelt Doppel- 
posten aufgestellt, nicht aber an seinem 25 Schritt 
davon entfernten Zelte. In der Nacht hatten die 
Eingeborenen das Zelt von hinten gelockert und hoch- 
gehoben und Alles, was sie von außen mit den 
Händen greifen konnten, gestohlen. Unter den fehlen- 
den Gegenständen befand sich die Büchsflinte, der 
Revolver und zahlreiche Munition. Troß vieler 
Liebesversicherungen des Sultaus war nichts wieder- 
zuerhalten. 
Am 16. Mai treunte sich Neumann von seiner 
Hauptkarawane, welche unter dem Befehl des Ober- 
negers Walter bei Lubwasam Napoleon-Golf zurück- 
blieb. Walter wird in Ussoga während der Ab- 
wesenheit des Reisenden sammeln, ein kleiner Theil 
der Karawane mit den besten Schüten ist nach 
Chagwe und Bulamwesi, den wildreichen Nord- 
provinzen Ugandas am Nil, zur Jagd aufgebrochen, 
und Neumann selbst hat mit 30 Mann bei Ntebbi 
und Budduh gesammelt. Ueber die wissenschaftlichen 
Ergebnisse dieses Theiles der Neumannschen Reise 
läßt sich noch nicht viel sagen; so viel ist aber gewiß, 
daß die Sammlungen einen außerordentlichen Werth 
haben. Mehr als 2000 Vogelbälge in etwa 500 Arten, 
alle verfügbaren Gefäse mit Spirituspräparaten an- 
gefüllt, große Mengen von Säugethieren aus Gegen- 
den, welche noch niemals wissenschaftlich durchforscht 
sind, müssen ungeahnte Schähße bergen. Dazu kommt, 
daß Neumann sich speziell für die Verbreitung der 
einzelnen Thierarten interessirt und sorgfältig auf- 
zeichnet, wo zum ersten Male eine ihm neue Thier- 
form erscheint. Der Reisende ist fast um den ganzen 
See herumgekommen und hat dabei feststellen können, 
daß die Faung an den verschiedenen Küsten sehr 
verschieden ist. Hier treffen sich die Thierwelt des 
tropischen Urwaldes mit der Savannenfanna des 
Ostens, und in einzelnen Gegenden mischen sich nord- 
östliche Formen sehr stark ein. Es wäre wohl zu 
wünschen, daß sowohl in Muansa als auch in Bukoba- 
und womöglich in Ruhanda Zoologen Gelegenheit 
geboten würde, der Erforschung der Thierwelt sich zu 
widmen. Ganz abgesehen von dem wissenschaftlichen 
Werthe, welche eine planmäßige Untersuchung der 
Fauna unserer Schutßgebiete besitzt, dürften in abseh- 
barer Zeit auch für den Handel die zahlreichen, zum 
Theil sehr werthvollen Pelzthiere des tropischen 
  
Afrika eine nicht zu unterschäbende Bedentung ge- 
winnen, und die Kenntniß derselben bedarf deshalb 
sehr der Förderung. atschie. 
  
Gefecht bei Ujanfl. 
Auf wiederholte Klagen hin, daß beim Sultan 
Mdiga von Ujansi sich Wahehebanden aufhielten, 
welche die Karawanen überfielen und die Gegend 
beunruhigten, unternahm Lientenant v. Bothmer 
auf Anweisung des Stationschefs von Tabora am 
31. Mai d. Is. mit Lientenank Halliersch, Unter- 
offizier Spiegel, Lazarethgehülsen Grucza und 
50 Mann einen Zug nach Ujansi. 9 
Mit Unterstützung von 80 bis 100 Kriegern 
des Sultans Wamba von Kilurumu (auf den Karten 
„Mgongo Thembo“) gelang es, die etwa 400 Mann 
starke, aus Wayansis und Wahehes bestehende Räu- 
berhorde, welche Ujansi durch lebhaftes Gewehrfeuer 
zu vertheidigen suchte, zu schlagen und mit zahlreichen 
Verlusten in die Flucht zu treiben. Der Ort wurde 
nach der Einnahme niedergebrannt. Bei den be- 
nachbarten Stämmen hat die Bestrafung der Räuber 
große Freude hervorgerufen. 
Am 25. Juni traf die Expedition, welche nur 
eine leichte Verwundung des Unteroffiziers Spiegel 
zu beklagen hatte, in Tabora wieder ein. 
  
Kamerrun. 
Ueber die Fortführung der Stvafexpedition gegen die 
Miangesen") 
berichtet der Lieutenant in der Kaiserlichen Schutz= 
truppe Dominik Folgendes: 
Kamerun, 1. Juni 1894. 
Euer Hochwohlgeboren kann ich über die mili- 
tärischen Ereignisse im Miangesengebiet gehorsamst 
berichten, was folgt: 
Am Donnerstag, den 3. Mai nachmittags, ließ 
mich der Hauptmann Morgen, der seither die 
Führung der Miangexpedition in Händen gchabt 
hatte, mit dem Büchsenmacher Zimmermann (früher 
im Leib-Grenadier-Regiment Nr. 8), 75 Sudanesen 
und rund 80 Wey= und Sierra-Leone-Leuten im 
Abogebiet zurück, mit dem Auftrag, die Miang- 
expedition zu Ende zu führen, d. h. die Miangesen 
zur völligen Unterwersung unter das Kaiserliche 
Gouvernement und zur Auslieserung des Häuptlings 
Mbia und des Haupträdelsführers der Oppositions- 
partei des Pen zu zwingen. 
Wie aus dem Bericht des Hauptmanns Morgen 
hervorgeht, hatten wir die Miangesen völlig über- 
rascht, dieselben waren zum großen Theil in den 
Busch geflohen und unser Wissen über ihren Ver- 
  
  
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1894 S. 340.
	        
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