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zu leiden; Ameisen und Termiten kommen so gut
wie gar nicht in Betracht, wogegen Speckläfer sehr
gefährlich ind. Schon in Umbugwe am Manyara=
see war im November der Vorrath an Arsenikseife
zu Ende gegangen. Dieselbe wurde durch eine
Sublimatseife aus Kalk, Seife und Sublimat mit
Zusatz von Natron, Kampher und Naphthalin ersetzt.
Jetzt fehlt auch der Kalk, und Lehm und Asche
müssen aushelfen.
In Kwa Mtanda (Wakoles) im bananenreichen
Ussogalande mußte der Reisende eine Unvorsichtigkeit
schwer büßen. Er war vor den Diebereien der
Wassoga gewarnt worden und hatte zwar an der
Kuh= und Ziegenherde und am Waarenzelt Doppel-
posten aufgestellt, nicht aber an seinem 25 Schritt
davon entfernten Zelte. In der Nacht hatten die
Eingeborenen das Zelt von hinten gelockert und hoch-
gehoben und Alles, was sie von außen mit den
Händen greifen konnten, gestohlen. Unter den fehlen-
den Gegenständen befand sich die Büchsflinte, der
Revolver und zahlreiche Munition. Troß vieler
Liebesversicherungen des Sultaus war nichts wieder-
zuerhalten.
Am 16. Mai treunte sich Neumann von seiner
Hauptkarawane, welche unter dem Befehl des Ober-
negers Walter bei Lubwasam Napoleon-Golf zurück-
blieb. Walter wird in Ussoga während der Ab-
wesenheit des Reisenden sammeln, ein kleiner Theil
der Karawane mit den besten Schüten ist nach
Chagwe und Bulamwesi, den wildreichen Nord-
provinzen Ugandas am Nil, zur Jagd aufgebrochen,
und Neumann selbst hat mit 30 Mann bei Ntebbi
und Budduh gesammelt. Ueber die wissenschaftlichen
Ergebnisse dieses Theiles der Neumannschen Reise
läßt sich noch nicht viel sagen; so viel ist aber gewiß,
daß die Sammlungen einen außerordentlichen Werth
haben. Mehr als 2000 Vogelbälge in etwa 500 Arten,
alle verfügbaren Gefäse mit Spirituspräparaten an-
gefüllt, große Mengen von Säugethieren aus Gegen-
den, welche noch niemals wissenschaftlich durchforscht
sind, müssen ungeahnte Schähße bergen. Dazu kommt,
daß Neumann sich speziell für die Verbreitung der
einzelnen Thierarten interessirt und sorgfältig auf-
zeichnet, wo zum ersten Male eine ihm neue Thier-
form erscheint. Der Reisende ist fast um den ganzen
See herumgekommen und hat dabei feststellen können,
daß die Faung an den verschiedenen Küsten sehr
verschieden ist. Hier treffen sich die Thierwelt des
tropischen Urwaldes mit der Savannenfanna des
Ostens, und in einzelnen Gegenden mischen sich nord-
östliche Formen sehr stark ein. Es wäre wohl zu
wünschen, daß sowohl in Muansa als auch in Bukoba-
und womöglich in Ruhanda Zoologen Gelegenheit
geboten würde, der Erforschung der Thierwelt sich zu
widmen. Ganz abgesehen von dem wissenschaftlichen
Werthe, welche eine planmäßige Untersuchung der
Fauna unserer Schutßgebiete besitzt, dürften in abseh-
barer Zeit auch für den Handel die zahlreichen, zum
Theil sehr werthvollen Pelzthiere des tropischen
Afrika eine nicht zu unterschäbende Bedentung ge-
winnen, und die Kenntniß derselben bedarf deshalb
sehr der Förderung. atschie.
Gefecht bei Ujanfl.
Auf wiederholte Klagen hin, daß beim Sultan
Mdiga von Ujansi sich Wahehebanden aufhielten,
welche die Karawanen überfielen und die Gegend
beunruhigten, unternahm Lientenant v. Bothmer
auf Anweisung des Stationschefs von Tabora am
31. Mai d. Is. mit Lientenank Halliersch, Unter-
offizier Spiegel, Lazarethgehülsen Grucza und
50 Mann einen Zug nach Ujansi. 9
Mit Unterstützung von 80 bis 100 Kriegern
des Sultans Wamba von Kilurumu (auf den Karten
„Mgongo Thembo“) gelang es, die etwa 400 Mann
starke, aus Wayansis und Wahehes bestehende Räu-
berhorde, welche Ujansi durch lebhaftes Gewehrfeuer
zu vertheidigen suchte, zu schlagen und mit zahlreichen
Verlusten in die Flucht zu treiben. Der Ort wurde
nach der Einnahme niedergebrannt. Bei den be-
nachbarten Stämmen hat die Bestrafung der Räuber
große Freude hervorgerufen.
Am 25. Juni traf die Expedition, welche nur
eine leichte Verwundung des Unteroffiziers Spiegel
zu beklagen hatte, in Tabora wieder ein.
Kamerrun.
Ueber die Fortführung der Stvafexpedition gegen die
Miangesen")
berichtet der Lieutenant in der Kaiserlichen Schutz=
truppe Dominik Folgendes:
Kamerun, 1. Juni 1894.
Euer Hochwohlgeboren kann ich über die mili-
tärischen Ereignisse im Miangesengebiet gehorsamst
berichten, was folgt:
Am Donnerstag, den 3. Mai nachmittags, ließ
mich der Hauptmann Morgen, der seither die
Führung der Miangexpedition in Händen gchabt
hatte, mit dem Büchsenmacher Zimmermann (früher
im Leib-Grenadier-Regiment Nr. 8), 75 Sudanesen
und rund 80 Wey= und Sierra-Leone-Leuten im
Abogebiet zurück, mit dem Auftrag, die Miang-
expedition zu Ende zu führen, d. h. die Miangesen
zur völligen Unterwersung unter das Kaiserliche
Gouvernement und zur Auslieserung des Häuptlings
Mbia und des Haupträdelsführers der Oppositions-
partei des Pen zu zwingen.
Wie aus dem Bericht des Hauptmanns Morgen
hervorgeht, hatten wir die Miangesen völlig über-
rascht, dieselben waren zum großen Theil in den
Busch geflohen und unser Wissen über ihren Ver-
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1894 S. 340.