Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

bedeckter Himmel, nicht zu heiß und eine herrliche 
Lust. Wir passirten dreimal denselben Fluß (Mombe), 
jedesmal bis an die Schultern naß werdend, aber 
bei dem fortwährenden Steigen wurden wir immer 
bald wieder trocken. Wir sahen hier mehrere 
Elefanten, ohne daß ich jedoch zum Schuß kommen 
lonnte, und zur Verfolgung war keine Zeit; auch 
gab cs hier ganze Schaaren von kleinen schwarzen 
Schweinen, von denen die Soldaten mehrere schossen. 
Um 4 Uhr kamen wir in Pendje an, wo wir die 
Nacht rasteten. Am 16. Juni miltags kamen wir 
dann, nachdem die Gegend mehr und mehr einen 
Gebirgscharalter angenommen hatte, auf eine grasige 
Hochebene. Vor uns lagen die höchsten Spitzen der 
Bakosiberge, sich herrlich klar von dem tiefblauen 
Himmel abhebend. Einzelne riesige Baumwollbäume 
ragten majestätisch in die Höhe, und in der Ferne 
sah man schon die Bananenbüsche von Lom, das 
unser heutiges Ziel sein sollte. Es giebt hier sehr 
viele Elefanten, Zwergantilopen, Wildkatzen und viele 
Vögel, Papageien in allen Farben und Größen, 
Tauben, Pfesferiresser und große Raubvögel. In 
dem nächsten von uns berührten, allerdings bedentend 
höher liegenden Dorse Ngab habe ich einen großen 
Adler leider gesehlt. In Lom empfing uns der 
Häuptling Bachenschuck (Mbaka Rdi#nk?) sehr freund- 
lich. Er fiel mir dadurch auf, daß er einen von 
mir in hiesiger Gegend noch nie beobachteten Sport 
trieb, die Fingernägel lang wachsen zu lassen, was 
ihnen ein krallenartiges Aussehen gab. Lom war 
das letzte Dorf vor dem Bakosilande, und nur mit 
Mühe konnte ich den Häuptling überreden, mir am 
anderen Tage einen Führer zu stellen. Am 18. Juni 
mitlags kamen uns die Leute von Ngab im Bakosi- 
lande schon entgegen, brachten drei Frauen von Pen 
und berichteten, daß dieser in der Nacht auf die 
Kunde von unserer Ankunft in Lom hin auf einem 
anderen Wege zurück nach Balong geflohen sei. Für 
die Wahrheit ihrer Aussage wollten sie mir den 
Häuptling Henka stellen. Noch an demselben Tage 
trat ich den Rückmarsch an und erfuhr denn auch, 
daß Pen nachts mehrere Dörfer passirt hatte. Die 
Balongleute haben, wie ich hörte, den Pen nicht 
aufgenommen, und dieser versucht jenseits des Mongo 
irgendvo Ruhe zu finden. Daß ihm dies aber 
schwer wird, hat mein Zug sicher bewirkt, denn Alle 
fürchten ein gleiches Schicksal wie die Miangesen. 
Am 22. Juni traf ich über Mangamba, wo uns 
die Missionarc sehr freundlich aufnahmen, wieder im 
Lager ein, wo Alles in bester Ordnung war. Die 
Miangesen setzen Pens Verfolgung mit allem Eiser 
und hoffentlich baldigem Erfolge fort, denn das Land 
liegt arg danieder. Die Dörfer sind abgebrannt, 
die Leute leben bei dem Regen im Busch, zwei 
Häuptlinge sitzen in Kamerun gefangen, und der Weg 
zum Strand ist durch mein Lager gesperrt, da läßt 
sich annehmen, daß sie Alles daran setzen, Pen zu 
fangen. 
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Slipbetrieb. 
Das Aufschleppen des Dampfers „Gaiser“ am 
4. August d. Is. auf dem neugebauten Slip hat 
mittelst Dampfwinde im Laufe von zwei Stunden 
stattgefunden. Nach erfolgter Reparatur wurde das 
Schiff am 13. August wieder ins Wasser herab- 
gelassen. Der Vorgang nahm nur zwei Minuten in 
Anspruch. Das Geleise, auf dem der Slipwagen 
läuft, hat unter dem Gewicht des Dampfers stellen- 
weise, wo es auf aufgeschüttetem Boden ruht, etwas 
nachgegeben. Doch sind diese bei leinem Slip zu 
vermeidenden Senkungen nach Ansicht Sachverstän- 
diger ohne Belang. Es sind bereits mehrere andere 
Schiffe für das Slip angemeldet. Es ist damit er- 
wiesen, daß die Anlage einem wirklichen Bedürfniß 
entspricht. Die Gebühren für Benutzung des Slips 
werden voraussichtlich mit der Zeit die Kosten wieder 
einbringen. 
Auf der Abbildung Nr. 1 ist der Dampfer 
„Gaiser“ auf dem Slipwagen neben der Reparatur- 
werkstätte dargestellt. Nr. 2 zeigt den Kopf der 
neuen Landungsbrücke in Kamerun. Links ist der 
zwei Tonnen hebende Dampfkrahn sichtbar, in der 
Mitte die Reparaturwerkstätte. 
Deufsch-Südwostafrilra. 
Major Leutweins vorgeben gegen Witbooi. 
Nach den letzten Berichten des stellvertretenden 
Landeshauptmanns und Kommandeurs der Schutz- 
truppe (s. Kol. Bl. vom 15. August S. 428) war 
Hendrik Witbooi eine zweimonatliche Bedenkzeit 
bis zum 1. August d. Is. gewährt worden, um sich 
über die Annahme der ihm gestellten Unterwersungs- 
bedingungen schlüssig zu machen. Major Leutwein 
hatte es schon damals als zweifelhaft bezeichnet, daß 
Witbooi in der That den Waffenstillstand einhalten 
und sich nach Ablauf der Frist der deutschen Schutz= 
herrschaft unterwerfen würde. Es waren daher alle 
Vorkehrungen getroffen worden, um nöthigenfalls die 
am 17. Juli an der Tsoakhaub-Mündung ausge- 
schifften Verstärkungsmannschaften unverzüglich vor die 
Nankluft zu führen. Nach einem am 25. September 
eingetroffenen Telegramm des Majors Leutwein 
hat die Schutztruppe am 27. August das Lager der 
Witboois in der Naukluft erstürmt. Witbooi hat 
sich nach Süden zurückgezogen und wird von der 
kaiserlichen Truppe verfolgt. In der Zeit vom 
30. August bis zum 4. September haben mehrere 
Versolgungsgefechte stattgefunden. Hendrik hat 
wiederum um Frieden gebeten, wie es scheint, ver- 
geblich, da das Telegramm weiter meldet, daß die 
Versfolgung fortgesetzt werde. 
Die Verluste der Schutztruppe belaufen sich auf 
9 Todte und 11 Verwundete. Es fanden den 
Heldentod Premierlieutenant Diestel und die Reiter 
Schern, Bock, Bartsch, Rocher, Pinske,
	        
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