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Rus dem Bereiche der Missiönen und
der Antisklaverei-Bewegung.
Der Missionar der evangelischen Mission für
Deutsch-Ostafrika Hermann Klein, welcher seit
Juli 1892 im Krankenhause zu Dar-es-Saläm
thätig war, ist plötzlich gestorben.
Der Allgemeine evangelisch-protestantische Missions=
verein, dessen Präsident Predigere Dr. Arndt ist,
seiert am 16. und 17. Oktober d. Is. in Berlin sein
zehntes Jahresfest.
Die Abordnung der für das Reichslazareth in
Togo, das „Nachtigal = Krankenhaus“, bestimmten
Pflegeschwestern Beriha Bendorra und Helene
Kliever hat am Abend des 8. Oktober in feierlicher
Weise in der Matthäikirche stattgefunden. Das Aus-
wärtige Amt war durch die Wirklichen Legationsräthe
v. König und Sonnenschein vertreten, den Vorstand
des Deutschen Frauenvereins für Krankenpflege in den
Kolonien vertrat die erste Vorsitzende Gräfin Monts,
für das Marienheim, in dem die beiden Schwestern aus-
gebildet sind, erschien Frau Prediger Richter. An-
wesend war auch der zur Zeit hier weilende Leiter
des Nachtigal-Krankenhauses Dr. Wicke. Lehterer
und die beiden Schwestern haben von Hamburg am
11. d. Mts. die Fahrt nach Westafrika angetreten.
Der Deutsche Frauenverein hat nunmehr bereits
12 Schwestern für den Dienst in den Kolonien aus-
gesendet.
In Marienberg, einer der Missionsstationen der
Pallotiner im Kamerungebiete, wirken gegenwärtig
zwei Patres, mehrere Laienbrüder und drei Schwestern.
Die Thätigkeit der Lewteren ist besonders wichlig für
die Erziehung der Mädchen. Die Schule von
Marienberg wird von über hundert Kindern besucht.
Aehnliche gute Fortschritte weisen die beiden anderen
Missionsstationen Kribi und Edea auf. Bekanntlich
ist im Laufe dieses Sommers von den Pallotinern
auf dem Götterberge eine Gesundheitsstation gegründet
worden, um den in Kamerun thätigen Missionaren
eine Zuflucht gegen das Fieber zu gewähren.
Auf der Generalversammlung des Afrika-Vereins
deutscher Katholiken in Köln am 27. August d. Is.
sprach sich F. Lonus aus der Gesellschaft der weißen
Väter sehr lobend über die deutschen Beamten und
Offiziere in Ostafrika aus. Ihr freundliches Ent-
gegenkommen und ihr thalkräftiger Schutz hätten die
Gründung vieler blühender Missionsstationen ermög-
licht und zu den bisher erreichten erfreulichen Er-
folgen wesentlich beigetragen. Die Missionare im
Innern des schwarzen Welttheiles hätten freudig das
Vordringen der Deutschen begrüßt, denn wo die
deutsche Flagge wehe, da bedeute sie: Gerechtigkeit
für Alle und Schut den Unterdrückten!
Wie von der engleschen Missionsstation in der
University Mission Magila berichtet wird, dürften
die Hauptleiden der Hungersnoth in dem genannten
Gebiete nunmehr ihrem Ende entgegengehen. Die
Heuschreckenschwärme sind bereits sei einigen Monaten
nahezu verschwunden, so daß die Eingeborenen daran
gehen konnten, ihre verwüsteten Felder von Neuem
zu bestellen. Trotzdem wird der Mangel an Lebens-
mitteln noch bis nächsten Jannar anhalten. Die
Kosten, welche der Station durch die Hungersnoth
entstanden sind, werden auf insgesammt 1000 Rupien
angegeben.
Perschiedene Wittheilungen.
Ueber ein neues Mittel gegen Tropenfieber
hat der Kaiserliche Bezirksamtmann von Tanga, Herr
v. St. Paul-Illaire, folgendes Gutachten ab-
gegeben:
„Ich habe Wurzeln von Amaranthus spinosus
innerhalb der letzten zwei bis drei Jahre scheinbar
mit Erfolg bei etwa 12 bis 15 permiziösen Fieber-
anfällen in Tanga zur Anwendung gebracht. Ein
Absud der frischen oder getrockneten und zerkleinerten
Wurzeln wurde je nach Geschmack des Patienten
warm oder kalt mit oder ohne Zusatz von Citronen-
saft in größeren Quantitäten — bis zu 21 täglich —
verabfolgt. In einem Falle wurde der durch den
Mund eingeflößte Thee vom Patienten ebenso wie
jede andere ihm gereichte Nahrung erbrochen, das
Mittel wurde infolge dessen als Darmeingießung
verabreicht. Auch in diesem Falle war der Erfolg
ein schneller und guter. Die Wirkung des Mittels
äußerte sich in allen Fällen in der Weise, daß die
Urinentleerung reichlicher wurde und die Blut-
beimischung nach kurzer Zeit verschwand, so daß der
Urin wieder ein normales Aussehen erlangte.
Den schnellsten Erfolg habe ich bei einem perni-
ziösen Fieberanfalle an mir selbst beobachtet. Der
Urin zeigke sich bereits nach 24 stündigem Gebrauche
des Mittels frei von Blutbeimischung und war
reichlich, während zu Beginn des Anfalles nur eine
geringe Menge dunkel blutrother Flüssigkeit entleert
wurde.
Die längste Frist, in der ein gleicher Erfolg er-
zielt wurde, war drei Tage.
Die übrige Behandlung bestand außer Chinin,
das häufig gänzlich erbrochen wurde, in kalten Ueber-
gießungen und Einpackung in nasse Tücher. Die
Ersteren hatten den Erfolg einer prompten Herab-
setzung der Temperatur, die Letzteren wurden nach
dem Schüttelfrost im Stadium der trockenen Hibe
zur Hervorrufung der Schweißabsonderung verwandt.
Der Erfolg war steis der, daß verhällnißmäßig
schnell die vorher gänzlich ins Stocken gerathene
Schweißabsonderung sich kräftig wieder einstellte. Der
abgesonderte Schweiß zeigte gelbliche trübe Färbung.