aufmerksam, welche wesentlich darin beständen, daß
in den meisten unserer Kolonien die Beamten aus
klimatischen Rücksichten nur eine beschränkte Anzahl
von Jahren thätig sein könnten, und daß sie daher
in ihre ehemalige Berufsstellung früher oder später
zurückzutreten genöthigt seien. Die sprachliche Vor-
bildung werde im Auswärtigen Amt im Auge be-
halten; wolle man dieselbe aber obligatorisch machen,
so würde man für jede Kolonie und sogar für jedes
einzelne Sprachgebiet innerhalb derselben cigene Ve-
werber für die Beamtenstellen annehmen müssen, was
zur Zeit auf nicht unbedeutende technische Schwierig-
keiten stoßen würde. Die Angelegenheit wurde darauf
einem besonderen Ausschusse zur weiteren Berathung
überwiesen.
der deutschen Behörden bei Bekämpfung des Sklaven-
handels seitens des Kolonialraths lobend hervor-
gehoben. Nach Mittheilung eines Mitgliedes hat ein
seit zwanzig Jahren in Ostafrika thätiger Missionar
offen ausgesprochen, daß keine andere Macht ein so
energisches Bemühen bei Durchführung der Brüsseler
Akte zeige.
über der mohammedanischen Bevölkerung, die Heran-
ziehung der Eingeborenen zum Dienst in der Schub-
truppe und die strafrechtliche Behandlung der Indier
erörtert.
Nachdem nach einer Pause ein Antrag des Fürsten
571
In der Spezialdebatte wurde der Eifer
Weiterhin wurde das Verhalten gegen-
—
zu Hohenlohe-Langenburg, dem Institut Colo-
nial International zur Begründung einer internatio-
nalen kolonialen Bibliothek aus den für wissenschaft-
liche Zwecke des Auswärtigen Amts bereiten Mitteln
einen jährlichen Zuschuß zu gewahren, einstimmig
Annahme gefunden hatte, wurde in die Berathung
der ostafrikanischen Eisenbahnfrage eingetreten. Auf
den Vortrag des Berichterstatters Herrn Vohsen
einigte sich die Versammlung auf eine Neihe von
vorbereitenden Anträgen, welche wesentlich darauf
hinausgingen, der Regierung zu empfehlen, gemein-
schaftlich mit den Vertretern der interessirten Privat=
gesellschaften die Vorarbeilen zur Feststellung der
besten Tracen nach den Seen aufzunehmen. Der
Kolonialrath gab zugleich der Meinung Ausdruck,
daß die Ausführung der Bahnen regierungsseitig durch
Landverleihungen und durch Garantirung einer
Minimalverzinsung aus den Zolleinnahmen gefördert
werden müsse. Als letzter Punkt der Tagesordnung
wurde die Frage der Regelung des Grunderwerbs
in Ostafrika behandelt. Bei der Schwierigkeit dieses
Gegenstandes und der Reichhaltigkeit des in der vor-
gelegten Denkschrift enthaltenen Materials hielt der
Kolonialrath es für angezeigt, die Angelegenheit zu-
nächst einem Ausschuß zur Vorbereitung zu über-
weisen.
Der Kolonialrath wurde darauf vertagt.
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Machrichten aus den deukschen Schuhgebieken.
Deutsch-Dltafrika.
Am 26. Oktober traf auf telegraphischem Wege
die erschülternde Nachricht ein, daß Dr. pbil. Lent
und Dr. med. Kretschmer nebst sieben Trägern
von Waromboleuten ermordet worden sind.
Dr. Karl Leut befsand sich seit Ende März
v. Is. am Kilimandjaro, woselbst er die wissen-
chaftliche Forschungsstation bei Marangu in Gemein-
chaft mit dem Botaniker Dr. Volkens und dem
Forstassessor Wiener begründete. Als Sohn des
Dr. med. Karl Lent Ende 1867 in Dortmund
geboren, widmete er sich nach Ablegung der Main-
ritälsprüfung an den Universitäten Greifswald, Frei-
burg i. B. und Wien naturwissenschaftlichen Studien
und wurde im Herbst 1890 als Assistent des geo-
logischen Instituts an der Universität Freiburg i. B.
angestellt. Daselbst, wo er bereits im Frühjahr 1888
die ärztliche Vorprüfung bestanden hatte, promovirte
er im Dezember 1891 mit einer geologischen Karten-
aufnahme im westlichen Schwarzwalde. Am 1. März
1892 legle er die Stellung als Assistent nieder, um
sich den Vorbereilungen für ostafrikanische Landes-
untersuchung zu widmen und unter der Leitung des
Dr. Kersten sich die für die Landesaufnahme nölhi-
gen Keuntnisse zu erwerben. Wohl vorbereilet, traf
er im Frühjahr v. Is. am Kilimandjaro ein, wo er
bis Ende Juni d. Is. gemeinsam mit Dr. Bolkens
wirkte, um nach dessen Abreise die Leitung der
Station allein zu übernehmen. Dr. Leut ist wäh-
rend der 1½ Jahre seiner Anwesenheit am Kilima-
ndjaro auf das Eifrigste thätig gewesen, wie die von
der Deutschen Kolonialgesellschaft veröffentlichten Tage-
bücher sowie dic im „Kolonialblatt“ und den „Mit-
theilungen“ enthaltenen Nachrichten zeigen. Er hatte
die topographischen Aufnahmen des Süd= und Ost-
hanges des Kilimandjaro zum Abschluß gebracht und
auf mannigfachen Expeditionen werthvollcs Material
gesammelt, welches zum großen Theil noch der Ver-
öffentlichung harrt. Neben diesen umfangreichen
Arbeiten, den meteorologischen Beobachtungen und
den Stationsgeschäften sand er Zeit, eine größere
Arbei#t zu verfassen, welche auf das Eingehendste alle
für eine Nußbarmachung des Kilimandjarogebietes
wichtigen Fragen behandelt.
Dr. Kretschmer war erst Ende Juli d. Is.
auf der Marangustation eingetrossen; er hatle ur-
sprünglich an der Freiland-Expedition theilnehmen
wollen, bei der Aussichtslosigkeit dieses Unternehmens
sich jedoch bereit erklärt, die von Dr. Volkens und
Dr. Lent als dringend erwünscht bezeichnete zoo-
logische Erforschung des Kilimandjarogebietes zu