Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Der Straßenbau Korogwe—Buiko slößt inner- 
halb der ersten Tagesstrecke insofern auf Schwierig- 
keiten, als drei Brücken über den Mbeza= und 
Mchambiozibach sowie über den Mkomasifluß zu 
schlagen sind. Zur Vermeidung unnöthiger Umwege 
würde die Trace möglichst geradlinig verlaufen und 
das Kultur= bezw. kulturfähige Land des Pangani 
oberhalb der Mkomasimündung nur auf den Strecken 
Gresi— Mualeni und Mkaramo —Sapanga berühren, 
vielleicht sogar ganz außerhalb zu verlegen sein. Auf 
der weiteren von Steppe eingenommenen Strecke dürfte 
die Straße in gerader RNichtung auf die Pangani- 
krümmung bei den Hoöhrelschnellen und von dort 
ebenso auf Buiko zu leiten sein, welches schon jetzt 
von der Insel auf das linke Flußuser verlegt ist. 
Es erhebt sich die Frage, ob die durchschnittlichen 
Tagesfahrten von 29 km — die Station Sapanga 
könnte zu gunsten der zweiten Tagereise ein wenig 
östlich verlegt werden — für Ochsenwagenbetrieb 
nicht zu lang sind. Ich bin nicht unterrichtet genug, 
um sie sicher zu beantworten, glaube indessen, daß 
sie unter Zuhülfenahme von Nachtmärschen, die sich 
während der Trockenzeit in Rücksicht auf das lebende 
und ktodte Material empfehlen, wohl zu bewältligen 
sein werden. Es muß praltischen Versuchen über- 
lassen bleiben, diese Frage zu entscheiden. In Indien 
rechnet man, wie früher erwähnt, beim Ochsenverkehr 
nur zwei englische Meilen pro Stunde, also etwas 
mehr als 3 km. Unter dieser Voraussetzung würde 
jeder Tag eine neunstündige Fahrt bringen. Vielleicht 
hilft eine wechselude Bespannung über diese 
Schwierigkeit hinweg. Hier handelt es sich aber 
nicht darum, einen detaillirten Reiseplan aufzustellen; 
es sollen nur die Umrisse gegeben werden, innerhalb 
welcher erst zu sammelnde Erfahrungen zu ent- 
scheiden haben. 
In Buiko erreicht der Wagentrausport sein Ende; 
weiterhin trilt die Schifffahrt an seine Stelle. Der 
Punkt hat also eine analoge Bedentung wie Korogwe. 
Es ist daher die Aulage einer unter europäischer 
Aufsicht stehenden festen Station unerläßlich. 
Theilstrecke III: Buiko— Ronga 166½ km. 
Hier tritt als leistungsfähigstes und billigstes 
aller Transportmittel die Panganischifffahrt in Kraft. 
An beiden Endpunkten sind feste Stationen mit 
Güterschuppen anzulegen, wie es bezüglich Buikos 
schon oben vorgeschlagen wurde. Für die Schifffahrt 
  
  
ziehen. Werden Letztere von vornherein (durch den Absatz 
ihrer Erzeugnisse an das neue Verkehrosystem) von der 
Rentabilität einer intensiveren Landwirthschaft überzeugl, 
dann ließe sich darauf jußend wohl eine zunehmende Er- 
weiterung derselben erreichen, die sich später auch auf solche 
Produkle erstrecken wird, welche mit der Verkehrsfrage 
nichts mehr zu thun haben und direkt der Ausfuhr dienen. 
Daß Eingeborene die Möglichkeit des Absatzes wahrnehmen, 
erkennt man am Kilimandjaro, wo der * der deutschen 
Invasion gesteigerte Karawanenverlehr die Wadschagga 
zu einer erheblichen Ausdehnung ihres Feldbaues ver- 
anlaßt hat. 
  
  
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ist Schleppdienst in Aussicht zu nehmen. Als treibende 
Kraft dient ein Petroleumdampfer mit starkem Motor, 
zur Aufnahme der Güter womöglich eiserne Leichter, 
die wegen der stellenweise raschen Strömung nicht 
allzu breit gebaut sein sollen. Auf geringen Tief- 
gang kommt es weniger an. Um die nothwendigen 
Vorbedingungen der Schifffahrt zu prüfen, ist eine 
eingehende Stromuntersuchung einzuleiten.) Dieselbe 
läßt sich mit genügender Zuverlässigkeit auf 2 bis 
3 Thalfahrten mittels Ruderbootes durchführen, ist 
aber zur Feststellung der Schwankungen des Wasser- 
standes in verschiedenen Jahreszeiten vorzunehmen. 
Als Grundlage kann dabei die von Dr. v. Lorenz-= 
Liburnau verfaßte Anleitung zur „Beurtheilung des 
Fahrwassers in ungeregelten Flüssen“ dienen.) Zur 
Messung der besonders wichtigen Stromgeschwindig- 
keit sind zweckmäßig hydrometrische Flügel zu ver- 
wenden, wie sie von der Firma Tesdorpf in 
Stuttgart gesertigt werden. Für die hier vor- 
kommenden Wassertiefen geben die Flügel mit Zahl- 
rädern (System Woltmann) gute Resultate. 
Hinsichtlich der Abgrenzung der Tagesfahrten 
sind einerseits die spärlichen Kullur= bezw. kultur- 
fähigen Stätten, andererseits die Gefällsverhältnisse 
maßgebend. Zur Zeit bestehen, abgesehen von 
einigen dicht oberhalb Buiko gelegenen Punkten, 
meines Wissens nur in Mabirione und Mikwajuni 
kleine Eingeborenen-Niederlassungen. Diese können 
als Stationen verwerthet werden. Außerdem ver- 
breitert sich beim Marago Opuni auf der linken 
Seite der durch Feuchtigkeit begünstigte Ufersaum, 
so daß auch dieser Punkt in Aussicht zu nehmen ist. 
Unterhalb Buiko werden die Ufer sumpfig. Dort 
dürfte die Anlage einer zu allen Jahreszeiten benutz- 
baren Landungsstelle Schwierigkeiten bereiten, weshalb 
erst am unteren Ende dieses Sumpfstriches gegen- 
über den Lassitibergen eine weitere Zwischenslation 
angebracht erscheint. Für diese habe ich den Punkt 
ins Auge gefaßt, wo Graf Teleki auf seinem 
Marsche zum Kilimandjaro am 17. März 1887 
lagerte. Er möge in Zukunst als „Lassiti“ bezeichnet 
werden. Wir hätten damit die gesammte Schifffahrts- 
strecke in fünf Etappen zerlegt, deren Längen die 
solgenden sind: 
1. Buiko—Mabirioni 24 km 
2. Mabirionl—Lassiti 45 - 
3. Lassiti—Opunisss) 189 
4. Opuni—Mikwajuni 24 
5. Milwajuni —Ronga 25⅛. 
  
*) Bei dieser Gelegenheit soll von der Anregung 
Notiz genommen werden, welche vor einigen Jahren in 
einer Hallenser Dissertation zur Untersuchung des Pangani 
gegeben wurde. Vodenbau und Vewserung des deutschen 
Ostafrika von Paul Holzapfel, Halle 1889. 
*") Dr. G. Neumayer, Anleitung zu wissenschaftlichen 
Beobachtungen auf Neisa 2. Auflage. I. Vand. Ber- 
li . 369 bis 490. 
““) Ich denke mir den Landungsplatz von Opuni nicht 
in der Höhe, wo heute das Marago Opuni liegt und die 
Straße nach Pare abzweigt. Abgesehen davon, daß ein