Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

diesem Mangel stark zu leiden hatten. Kapitän 
Filonardi ist es gelungen, diesem Uebelstande durch 
Zurückleitung des Shebili in sein altes Bett ab- 
zuhelfen. 
Die Viehseuche, welche eine Zeit lang den ge- 
sammten Viehstand der Somalis auszurotten drohte, 
ist jetzt völlig verschwunden. Dafür ist aber unter 
den Ziegen eine Hufkrankheit aufgetreten, der zahl- 
lose Thiere erliegen. Sie äußert sich darin, daß die 
Hufe schwarz werden und abfallen. Die Eigenthümer 
gesunder Ziegen sind daher bestrebt, dieselben zu 
jedem Preise loszuschlagen, um sich vor dem noch 
größeren Schaden des gänzlichen Verlustes zu be- 
wahren. 
Britisch -Centralafrika. 
Die Telegraphenverbindung zwischen Blantyre 
und Tete einer= und Fort Salisbury und Mazon 
andererseits ist jetzt fertiggestellt. 
  
Tikterarische Besprechungen. 
K. Buchner: Acht Monate in Südafrika. 
Gütersloh 1894. Bertelsmann. Mlk. 1,60. 
Missionsdirektor Buchner schildert in vorliegen- 
der Schrift seine Eindrücke und Beobachtungen bei der 
Juspektionsreise, welche er in den Jahren 1892/93 
nach den zahlreichen blühenden Niederlassungen der 
Brüdergemeinde im Kaplande ausgeführt hat. An 
Auszüge aus Privatbriefen von unterwegs ist eine 
eingehende Würdigung der gesammten Zustände in 
Südafrika und der Missionsthätigkeit der Brüder- 
gemeinde daselbst geknüpst. Den Abschluß bilden die 
anschauliche Schilderung einer Besteigung des Tafel- 
berges und einer Ochsenwagenfahrt. 
  
Fr. Ch. Danvers: The Portugucse in India. 
2 vols. London 1894. W. H. Allen & Co. 
42 sh. 
Die Geschichte der großen überseeischen Erobe- 
rungen Portugals ist heutzutage fast in Vergessenheit 
gerathen. Auf den Schulen wird immer nur der 
Entdeckung des Seeweges nach Indien durch portu- 
giesische Seefahrer und der Bemühnungen des Prinzen 
Heinrich des Seefahrers Erwähnung gethan. Von 
der Entstehung des großen indischen Reiches der 
Portugiesen, der Monopolisirung des Kolonialwaaren= 
handels in Lissabon, von den Heldenthaten ihrer 
Flotten und Heere in Indien und den Ursachen des 
raschen Verfalles ihrer Macht daselbst ist den wenig- 
sten Zeitgenossen etwas Näheres bekannt. 
Allerdings war es bisher nicht ganz bequem, 
sich darüber zu unterrichten. Die wichtigsten Quellen 
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sind große, in portugiesischer Sprache verfaßte, alte 
und seltene Sammelwerke. Einige auf sie begründete 
Bearbeitungen in französischer Sprache, wie die von 
Raynal und Lafitan, befinden sich für gewöhnlich 
auch nur im Besitze großer Bibliotheken und ermüden 
durch weitschweisige Behandlung nebensächlicher Dinge- 
Dazu kommt, daß diese Quellen nur für das sechzehnte 
Jahrhundert einigermaßen ausreichen, während für 
spätere Zeiten der Leser auf allerlei verstreute und 
unvollständige Angaben in verschiedenen Werken an- 
gewiesen ist. 
Der Verfasser des vorliegenden stattlichen Werkes 
hilst diesem Mangel ab, den er als Beamter der 
englisch-indischen Verwaltung wohl selbst oft störend 
empfunden hat. Er liefert auf Grundlage der por- 
tugiesischen Quellemwerke unter Heranziehung der 
englischen und holländischen Materialien über Indien 
und einzelner noch ungedruckter Aktenstücke der 
englischen Archive eine Geschichte der portugiesischen 
Entdeckungen und Herrschaft in Indien vom Anbeginn 
bis zur Gegenwart. Eingehend schildert er die groß- 
artigen Thaten der d'Albuquerque, de Castro, d'Ataide, 
welche Portugals Namen so berühmt gemacht haben, 
übersieht aber dabei auch die Mißgrisse und Fehler 
nicht, welche nicht zum wenigsten zum raschen Nieder- 
gange der portugiesischen Kolonialgröße beigetragen 
haben. Wenn elwas an dem Werke auszusetzen ist, 
dürfte es hauptsächlich der Umstand sein, daß es den 
inneren Verhältnissen der portugiesischen Kolonial= 
verwaltung im Allgemeinen und den wirthschaftlichen 
Fragen zu wenig Aufmerksamkeit widmet. Der Ver- 
fasser befindet sich da aber, wie jeder Sachkenner 
zugeben wird, in einer Nothlage. Die vorhandenen 
Quellen enthalten bei der Geheimnißkrämerei, welche 
Porkugal auf diesem Gebiete von jeher geübt hat, 
fast nichts Brauchbares, und es ist vor der Hand 
unmöglich, ausreichendes Material beizubringen. 
Fast der ganze zweite Band des Werkes ist dem 
Todeskampfe der Portugiesen in Indien gewidmet. 
Der Leser verfolgt Schritt für Schritt die Entartung 
der wirthschaftlichen und politischen Verhältnisse in 
ihren Kolonien und sieht, wie sie allmählich die Beute 
der Holländer und Engländer werden. Gegenwärtig 
besitzt Portugal in Ostindien nur noch Stadt und 
Provinz Goa, die verfallene Stadt Daman mit 
Nachbarschaft und die Insel Diu. Alle drei Plätze 
waren einst blühende Hauptpunkte des Handels und 
Verkehrs in Indien. Heute sind sie zu ärmlichen, 
vergessenen Dörfern heruntergesunken. Je schwieriger 
es ist, über ihre Verhältnisse etwas Zuverlässiges 
zu erfahren, um so dankenswerther sind die auf amt- 
lichen Quellen beruhenden Darlegungen des Danvers- 
schen Buches, welches Niemand, der kolonialen An- 
gelegenheiten Aufmerlsamkeit schenkt, ohne vielseitige 
Anregung und Belehrung aus der Hand legen wird.
	        
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