einiger Zeit eingestellt, aber kein Frieden geschlossen.
Infolge dessen fühlten die Eingeborenen sich nicht
hinreichend sicher und unterließen es, ihre Wohnungen
wieder zu beziehen sowie die Arbeiten auf den
Pflanzungen aufzunehmen. Ebenso wenig war die
Station in der Lage, von den lästigen Vorsichts-
maßregeln, insbesondere von dem ermüdenden Wache-
gehen, abzusehen. Die Märkte blieben nach wie vor
unbesucht, und die einheimischen Nahrungsmittel mußten
von den Eingeborenen am Simpsonhafen gekauft
werden.
Der Landeshauptmann ließ den feindlichen Stäm-
men alsbald seine Ankunft mittheilen und eine Ver-
handlung auf einem im Inland gelegenen Higel, der
eine weite Umschau gestatiet und deshalb Sicherheit
gewährte, vorschlagen. Seine Bedingungen waren,
daß fortan wieder Ruhe gehalten und der friedliche
Verkehr hergestellt werden sollte. Zum Zeichen der
Unterwerfung und des Friedensschlusses sollten die
drei großen Stämme Tinenavuddu, Ulagunan und
Malagunan je 100, die beiden kleinen Stämme
Palnapullu und Bitavebbavebbeve zusammen 50 Faden
Diwarra zohlen. Eine solche Zahlung ist unerläßlich,
da nur durch solche unter gleichzeitiger Zusendung
von Tegetteblättern (eine Art Dracaene) der Frieden
nach der nationalen Sitte geschlossen werden kann,
anderenfalls aber ein Zustand des Auflauerns und
der Blutrache bestehen bleibt. Die festgesezten Be-
träge waren aber so gering als möglich bemessen.
Die Häuptlinge nahmen den Vorschlag an und
versprachen, am 26. Oktober v. Is. auf Giregire-
baluakavur zur Verhandlung zu erscheinen. Der
Landeshauptmann begab sich deshalb in Begleitung
von Herrn und Frau Parkinson, welch leßtere
den größten Einfluß über die Eingeborenen besitzt,
mit nur wenigen Gewehren nach der verabredeten
Stelle, woselbst die Häuptlinge indeß trotz ihrer Zu-
soge nicht erschienen. Der Platz war in dem Busche
und in den angrenzenden Thälern gefüllt mit Em-
geborenen; aber erst nach stundenlangen Bemühungen
gelang es, drei wohlbekannte, aber einflußlose Leute
zum Erscheinen zu bewegen. Es wurde dadurch er-
reicht, daß der Stamm Bitavebbavebbeve einige Tage
später um Frieden bat und seine Buße einsendete.
Auf diesem Stande sind die Dinge vor der Hand
geblieben. Die Häuptlinge sind lediglich aus Angst
nicht erschienen.
Die Eingeborenen sind gegenwärtig so einge-
schüchtert, daß sie selbst vor Frau Parkinson zurück-
wichen und sich nur auf Zurufe aus der Ferne ein-
ließen. Die größere Menge ist dem Frieden und
der Verkehrsaufnahme geneigt. Einige streben aller-
dings danach, alle Beziehungen zu den Weißen ab-
zubrechen, was aber im Sande verlaufen wird, da
die Stämme bereits derartig an die Tauschartikel
gewöhnt sind, daß sie die Weißen nicht mehr ent-
hren können und thatsächlich schon unter dem
Mongel an Tabak u. s. w. erheblich litten. Nur
Tinenavuddu, von je her der Herd aller Unruhen und
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die Sammelstelle der schlechtesten Elemente, verlangt
nach Fortsetzung des Kampfes und hat auch mir
Drohungen sagen lassen.
Hoffentlich wird es den Bemühungen der Euro-
päer in Ralum gelingen, den Frieden zu fördern. Der
Stationsvorsteher Kolbe ist angewiesen, sich lediglich
auf eine elwa nothwendig werdende Vertheidigung zu
beschränken. Eine gute Wirkung wurde von dem be-
vorstehenden Besuche eines Kriegsschiffes im Archipel
erwartet, der inzwischen erfolgt sein dürfte.
Aus dem Bereiche der Missiovnen und
der Antisklaverei-Bewegung.
1. Die Mission der Brüdergemeinde
(Herrenhuter), welche im Frühjahr vier Brüder, von
denen einer leider dem Fieber erlag, später noch zwei
Andere entsandte, hat in der Nähe des 9000 Fuß
hohen Rungwe-Berges die Station Rungwe ge-
gründet, wo jetzt fünf Brüder das Missionswerk
betreiben. Die 5000 Fuß hoch gelegene Station
liegt sehr gesund, und die Eingeborenen zeigen sich
freundlich und entgegenkommend. Die Missions-
gesellschaft der Freischotten hat ferner den Herren-
hutern die von ihr früher besetzte Station Kararamuke
überlassen.
2. Die Berliner Missionsgesellschaft, deren
Sendboten am 6. Juli 1891 in Kilimane gelandet
waren, hat außer der damals begründeten Station
Wangemannshöhe am Fuße des Livingstone-Gebirges
im Jahre 1892 die Station Manow am Abhange
des Kigö-Berges, 4500 Juß hoch, neuerdings die
eben so hoch gelegene Station Muakarere am Lufira-
Fluß und eine vierte, nahe bei der von Major
v. Wissmann angelegten Station Langenburg am
Nyassa-See, auf der Halbinsel Ikombe gegründet.
Das Missionswerk hat einen guten Fortgang. Der
Leiter sämmtlicher Stationen im Kondeland ist seit
der Heimkehr des Superintendenten Merensky
Missionar Nauhaus in Wangemannshöhe, der die
Sprache bereits so beherrscht, daß er schon mit
Uebersebungsarbeiten beschäftigt ist.
Die rheinische Abtheilung des evangelischen Afrika-
vereins hat vor Kurzem eine Versammlung in Coblenz
abgehalten. Der Verein besißt gegenwärtig 831 Mit-
glieder, die sich auf 77 Orte vertheilen.
Der Leiter der rheinischen Mission, Missions-
inspektor D. Schreiber, der demnächst eine Neise
nach Südwestafrika antritt, wurde beauftragt, zu er-
mitteln, auf welche Weise der evangelische Afrika-
verein die dortige Mission am wirksamsten unterstüten
könne. An eine Debatte über die beste Art des Vor-
gehens des Vereins schlossen sich Vorträge des Ge-
neralsuperintendenten D. Baur über „Sklaverei und
Mission“ und des Missionsinspektors D. Schreiber