Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

und Stationsarbeiter an, im Süden reicht es bis 
zum Kratji — Ketewege, welcher senkrecht von einer 
schönen, breiten Straße durchschnitten wird, die vom 
Westthor zum Volta durchgeschlagen ist. Im Sta- 
tionshose ist schon das Fundament zum Wohnhause 
des Stationschefs fertiggestellt. Es soll aus einem 
elwas eingekellerten Erdgeschoß als Waarenlager 
und drei Zimmern im ersten Stockwerk bestehen, 
breite, schattige Veranda und ein flaches Dach er- 
halten. Der Plan für die übrige Bebanung des 
Stationsplatzes ist schon fertig. Die Erdarbeiten 
machen sehr große Schwierigkeiten, allenthalben lagern 
riesige Steinblöcke im Boden, so daß die Arbeit nur 
langsam und mit schrecklicher Abnutzung der Werk- 
zeuge vor sich gehen kann. Etwa 20 Minuten süd- 
lich der Station ist durch Soldaten ein 150 m 
langer Schießstand hergerichtet worden, zu dem sich 
in einer felsigen Anhöhe ein natürlicher Kugelfang 
fand. Ehe er benutzt werden konnte, waren noch 
manche Bedenken der Kratjibevölkerung zu zerstreuen, 
die den Zorn ihres Fetisches fürchteten, wenn er 
durch wiederholtes Schießen gestört werden würde. 
Der Gesundheitszustand des Stationspersonals 
ist bisher vorzüglich. Die Lente, die alle ihre Be- 
dürfnisse hier reichlich befriedigen können, leben gut 
und sind zufrieden. Für Geld ist Alles in Kete zu 
haben, allerdings ziemlich theuer, aber kleine Münze 
wie unser deutsches Fünfpfennigstück bürgert sich so 
schnell ein, daß die Kauris hier dadurch verdrängt 
werden können. 
Was die Handelsbeziehungen Ketes anbelangt, so 
waren fast alle Händler mit europäischen Waaren 
beim Erscheinen der deutschen Schutztruppe geflohen, 
da sie ja sämmtlich Schmuggler waren und daher 
Strafe fürchteten. Noch heute hat die Einfuhr euro- 
päischer Waaren (vor Allem Branntwein und Zeuge, 
aber auch Tabak und vielerlei Kleinigkeiten außerdem) 
noch nicht die Höhe erreicht wie früher. Den größten 
Werth hat Kete als Markt für den Salgzhandel. 
100 Centner Salz in einer einzigen Woche aus Kete 
ausgeführt, ist augenblicklich nicht zu hoch gerechnet. 
Kete versorgt, weil es am Wasser liegt, einen großen 
Theil des englischen Gebietes im Weslen mit Salz, 
so 3. B. nicht nur das wichtige Ateobn (Atebubu), 
sondern auch Kintampo. Die Erzeugnisse dieser 
Gegend, vornehmlich Kautschuk, werden daher in 
Mengen nach Kratji gebracht, um für dieselben Salz 
einzutauschen. Es liegt somit hier die Thatsache vor, 
daß Erzeugnisse des englischen Nachbargebietes in das 
deutsche Schutzgebiet eingeführt werden; allerdings 
gehen sie auch alle wieder von hier hinaus nach der 
englischen Küste, da ja deutsche Händler hier noch 
sehlen. Deutsche Händler in Kete könnten aber auf 
dem handelsfreien Volta ebenfalls Tausende von 
Säcken Salz einführen und die dafür erhandelten 
Kautschuklasten wieder auf dem Strom nach dem 
deutschen Kpandu verschissen. 
Als sonstige Waaren kommen in Betracht: Shea- 
butter, welche aber zur englischen Küste geht, und 
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Kautschuk aus Adeli und Tribu. Zahlreich ist der 
Verkehr von Norden her, von Yendi, Dagomba, 
Mussi und auch von Nordosten, von Borgu, Sugu 
und Sokodé (so nennen die Haussas das so wichtige 
Tshayo). Nun sind einige Orte nördlich Ketes nach 
der Zerstörung Salagas sehr angewachsen, so Bogy- 
amso und Bombata. Von Norden her kommen 
etwas Elfenbein, ziemlich viel schönes Vich und Pferde 
und einheimische Zeuge. Vielleicht ist aber, nächst 
dem Salz, die Kolanuß das wichtigste in Kete ein- 
geführte Erzeugniß. Es ist ja bekannt, wie unent- 
behrlich dieselbe nicht nur für die Haussas, sondern 
auch für alle ihnen nacheifernden Völker ist. Sie 
kommt in großer Menge von Ateobu. 
Die vertriebenen und zerstreut wohnenden Salaga- 
leute haben große Hoffnungen auf die Gründung 
der Ketestation gesetzt. Erhofften sie doch hier Sicher- 
heit, Schutz und eine neue Heimath zu finden. Schutz 
und Sicherheit mußten sie sich allerdings sehr wün- 
schen; denn nirgends waren sie bisher vor den Ver- 
solgungen Kabakyes sicher gewesen. Die deutsche 
Station hat durch Boten eine möglichst große Anzahl 
vornehmer Salagaflüchtlinge hingezogen und mit ihnen 
verhandelt. Ein Enkel des vertriebenen Pembi- 
herrschers, Lempo, ist zum Herrn der eingewanderten 
Salagaleute ernannt. Sie gedenken zwischen der 
Station und Kete eine Ansiedelung zu gründen. 
Die Straße von der Küste nach Kpandu und 
Kete-Kratji ist nach Beendigung der Unruhen in 
Towe wieder vollständig sicher. Sämmtliche Dörser, 
welche bisher sich von der deutschen Herrschaft sern 
gehalten, haben deutsche Flaggen erbeten. Leider 
geht der Handel von Kpandu bisher fast ausschließlich 
nach dem englischen Kitta. Die dort gelegenen Dörfer 
sind neuerdings durch schöne breite Wege verbunden 
worden, ohne daß festzustellen war, wer die Mittel 
dazu gewährt hat. Die deutschen Firmen zeigen im 
Allgemeinen leider wenig Neigung, in Kpandu Fak- 
toreien zu gründen. Sie behaupten, daß der Land- 
transport dorthin die Waaren vor der Hand zu sehr 
vertheuere. An der Ostgrenze des Schutzgebietes 
führt ein vom Pflanzer Wöckel angelegter Weg, der 
sich in bestem Zustande befindet, von Sebbe zur 
Wolagune, an welcher Wo-Kutime liegt. 
Wo-Kutime ist ein verhältnißmäßig kleiner Ort 
mit etwa 80 zum Theil zweistöckigen Häusern. Seine 
Hauptbedeutung liegt in seinem Markte, der hier 
wöchentlich zweimal alle Ortschaften bis Kur hin- 
auf vereinigt. Die Hauptumsatprodukte sind Mais, 
Palmöl, Palmlerne, im Kleinverkauf Reis, Fische 
und Kassada. 
Eine Eigenthümlichkeit der ganzen Landschaft Wo 
sind die vielen Senegaltauben, hier Peplelel genannt, 
die namentlich die Adansonien und Wollbäume in 
der Nähe der Dörfer in dichten Schaaren bevölkem. 
Die Vüögel sind heilig und werden sorgfältigst ge- 
schont; jeder, der eine Taube tödtet, verfällt in eine 
schwere Krankheit, die meist in Tod ausgeht. Der 
Haupttaubenfetisch hot seinen Sitz in Be.
	        
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