Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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recht widerstandsfähigen Negerrasse beim Ueberführen 
nach anderen keineswegs ungesünderen Küstenplätzen 
häufig eine beträchtliche Morbilität an Malaria zeigen. 
Bezüglich der Parasitologie der Malaria wird 
nichts wesentlich Neues besprochen, bis auf die neuer- 
lichen Veröffentlichungen von Evans über gelungene 
Kulturversuche und Uebertragungen der Parasiten auf 
Guincaschweinc, Affen und Kaninchen (Proccedings 
ol the Royal Society vol. 40). So außerordent- 
lich wichtig die Evausschen Untersuchungen für die 
Lehre von der Malaria wären, wenn die Resultate 
derselben sich bestätigten, so sehr ist in letzterer Hin- 
sicht Skepsis einstweilen noch am Platze. Mit gleicher 
Vorsicht sind die Folgerungen aufzunehmen, welche 
der Verfasser in etwas voreiliger Weise aus den 
Evausschen Beobachtungen herleitet. 
Die Malariafieber selbst theilt Verfasser in inter- 
mittirende, remittirende, gemischt intermittirende und 
remittirende, biliöse und hämaturische ein. Die biliö- 
sen Fieber charakterisirt er durch hohe Temperatur, 
Delirium und Coma sowie durch porterfarbenen Urin. 
Wahrscheinlich handelt es sich hier bereits um Ueber- 
gänge zum Schwarzwasserfieber. Als Ursache für 
die Blutigfärbung des Urins giebt Verfasser Nieren- 
blutungen an, was mit meinen Untersuchungen nicht 
übereinstimmt; ich habe unter 36 daraufhin unter- 
suchten Fällen keinmal rothe Blutkörper im Urin 
gefunden; es handelte sich also in diesen Fällen 
wenigstens niemals um eine Nierenblulung, sondern 
um Hämoglobinurie. Die von Murray als Inku- 
bationsdauer bezeichnete Zeit von 20 bis 40 Tagen 
ist nach den meisten in der Hinsicht angestellten 
Beobachtungen als zu lang anzusehen. Nach meinen 
eigenen in Indien wie in Kamerun angestellten Unter- 
suchungen schwankte sie zwischen 8 bis 14 Tagen. 
Die Existenz einer besonderen, vom Verfasser als 
„Pseudomalaria“ bezeichneten Krankheit, welche zum 
Ausbruch der wirklichen Malaria häufig die Veran- 
lassung gäbe, wird schwer erweislich sein; sehr wahr- 
scheinlich handelt es sich bei derselben stets schon um das 
Bestehen einer der verschiedenen Formen des Malaria= 
fiebers. In der Hinsicht ist die Blutuntersuchung 
von ausschlaggebender Bedeutung. 
In eingehender Weise wird die Wirlung des 
Chinins bei Malaria besprochen. Von der Thatsache 
ausgehend, daß das Chinin nicht allein für parasiläre 
Organismen, sondern auch für die Zellen des mensch- 
lichen Körpers ein Gift ist, betrachtet er die Er- 
scheinungen des Chinismus in einem Fieberanfall als 
warnendes Zeichen, daß die Grenze der Toleranz 
überschritten ist, und setzt den Gebrauch des Medika- 
ments aus, bis die Erscheinungen verschwunden sind. 
Die Heilung des Fiebers wird nach seiner Erfahrung 
verzögert, aber nicht beschleunigt durch die Hervor- 
rufung des Chininismus. Mit Recht hebt Verfasser 
hervor, daß nicht selten die dauernden Folgen der 
Chininintoxikation mit Malariawirkung verwechselt 
werden. Referent sah selbst verschiedene derartige 
Fälle in Kamerun. 
  
Als Prophylaktikum empfiehlt Verfasser mit 
Stanley und Parke Chinin in zweimaligen täglichen 
Dosen von 2,5 bis 5 Gran je nach der individuellen 
Empfindlichkeit. 
Größere Dosen sollen nach Murray stets so 
gegeben werden, daß sie in kleinerc, 6 bis 8 Gran- 
Dosen eingetheilt und stündlich gegeben werden, am 
besten in Lösung, wenn der Magen etwas Nahrung 
enthält. Die vorherige künstliche Entleerung wird 
mit Recht verworsen. Die von Murray empfohlenen 
Chinindosen sind 4 bis 8 Gran zwölfstündlich bei 
leichtem oder chronischem Fieber, bei schweren akuten 
Formen 8 bis 12 Gran. Tritt alsdann keine günstige 
Wirkung ein, so soll mit dem Chinin ausgesetzt wer- 
den. Bei ansteigendem Fieber und auf der Höhe 
des Anfalls soll kein Chinin gegeben werden, zu 
dieser Zeit wird einerseits nur wenig davon resorbirt, 
andererseits ist die Gesahr der Chininintoxikation 
besonders groß. Das beste Mittel im Anfall selbst 
ist die Warburgsche Tinktur. Das remittirende 
Fieber soll mit 15 bis 20 Gran, das perniziöse mit 
30 bis 60 Gran zwölfstündlich behandelt werden, 
wobei auch als Regel gilt, daß nicht mehr als 8 Gran 
zur selben Zeit gegeben werden. 
Ueber die Behandlung des Schwarzwasserfiebers 
gehen auch die Ansichten der englischen Autoren aus- 
einander. Mc Daniel hilt es bei demselben über- 
einstimmend mit dem Referenten für nicht nur ohn- 
mächtig, sondern auch gefährlich. Oft führt es den 
ungünstigen Ausgang herbei. Auch Pictro Prcci 
räth, bei dieser Fieberform von jeder Art der An- 
wendung von Chinin abzusehen. Dagegen wurden 
an der Goldtüste gute Erfolge bei der kombinirten 
Anwendung von Chinin und Warburgscher Tinktur 
gesehen. Schließlich werden die zahlreichen Ersatz- 
mittel des Chinins, Opium, Tanthoxylum caribocum, 
Encalyplus, Capsicum, Methylenblau, Phenokoll, 
Antipyrin, Phenacetin, Coffein, Alkohol, Strychnin, 
Indischer Hanf, Limonensaft, Tabal u. s. w., in ihrer 
größtentheils sehr unsicheren Wirkung kurz besprochen. 
Es folgt die Beschreibung von Versuchen, welche 
neuerdings namentlich von Bernheim angestellt sind 
und darauf hinzielen, die Malariakranken durch 
Transfusion des Blutes immuner Thiere, namentlich 
von Ziegen, zu heilen. Sichere Erfolge sind mit 
dieser Methode nicht erzielt worden, und vor ihrer 
Verbreitung muß einstweilen bei den Gefahren, 
welche die Thierbluttrausfusion an sich bietet, dringend 
gewarnt werden. 
Die Anwendung von Bädern beim Fieber wird 
mit Recht sehr empfohlen. 
Auf die Besprechung der Malariakrankheiten 
solgen allgemeine Rathschläge bezüglich der Tages- 
eintheilung in den Tropen, Zeit der Mahlzeiten, 
Würdigung der einzelnen Lebensmittel. 
Das 16. Kapitel behandelt die Getränke im 
tropischen Afrita. Die Uebertragung der Malaria 
durch Trinkwasser wird auf Grund der negativ aus- 
gefallenen Versuche Marchiasavas und Cellis
	        
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