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recht widerstandsfähigen Negerrasse beim Ueberführen
nach anderen keineswegs ungesünderen Küstenplätzen
häufig eine beträchtliche Morbilität an Malaria zeigen.
Bezüglich der Parasitologie der Malaria wird
nichts wesentlich Neues besprochen, bis auf die neuer-
lichen Veröffentlichungen von Evans über gelungene
Kulturversuche und Uebertragungen der Parasiten auf
Guincaschweinc, Affen und Kaninchen (Proccedings
ol the Royal Society vol. 40). So außerordent-
lich wichtig die Evausschen Untersuchungen für die
Lehre von der Malaria wären, wenn die Resultate
derselben sich bestätigten, so sehr ist in letzterer Hin-
sicht Skepsis einstweilen noch am Platze. Mit gleicher
Vorsicht sind die Folgerungen aufzunehmen, welche
der Verfasser in etwas voreiliger Weise aus den
Evausschen Beobachtungen herleitet.
Die Malariafieber selbst theilt Verfasser in inter-
mittirende, remittirende, gemischt intermittirende und
remittirende, biliöse und hämaturische ein. Die biliö-
sen Fieber charakterisirt er durch hohe Temperatur,
Delirium und Coma sowie durch porterfarbenen Urin.
Wahrscheinlich handelt es sich hier bereits um Ueber-
gänge zum Schwarzwasserfieber. Als Ursache für
die Blutigfärbung des Urins giebt Verfasser Nieren-
blutungen an, was mit meinen Untersuchungen nicht
übereinstimmt; ich habe unter 36 daraufhin unter-
suchten Fällen keinmal rothe Blutkörper im Urin
gefunden; es handelte sich also in diesen Fällen
wenigstens niemals um eine Nierenblulung, sondern
um Hämoglobinurie. Die von Murray als Inku-
bationsdauer bezeichnete Zeit von 20 bis 40 Tagen
ist nach den meisten in der Hinsicht angestellten
Beobachtungen als zu lang anzusehen. Nach meinen
eigenen in Indien wie in Kamerun angestellten Unter-
suchungen schwankte sie zwischen 8 bis 14 Tagen.
Die Existenz einer besonderen, vom Verfasser als
„Pseudomalaria“ bezeichneten Krankheit, welche zum
Ausbruch der wirklichen Malaria häufig die Veran-
lassung gäbe, wird schwer erweislich sein; sehr wahr-
scheinlich handelt es sich bei derselben stets schon um das
Bestehen einer der verschiedenen Formen des Malaria=
fiebers. In der Hinsicht ist die Blutuntersuchung
von ausschlaggebender Bedeutung.
In eingehender Weise wird die Wirlung des
Chinins bei Malaria besprochen. Von der Thatsache
ausgehend, daß das Chinin nicht allein für parasiläre
Organismen, sondern auch für die Zellen des mensch-
lichen Körpers ein Gift ist, betrachtet er die Er-
scheinungen des Chinismus in einem Fieberanfall als
warnendes Zeichen, daß die Grenze der Toleranz
überschritten ist, und setzt den Gebrauch des Medika-
ments aus, bis die Erscheinungen verschwunden sind.
Die Heilung des Fiebers wird nach seiner Erfahrung
verzögert, aber nicht beschleunigt durch die Hervor-
rufung des Chininismus. Mit Recht hebt Verfasser
hervor, daß nicht selten die dauernden Folgen der
Chininintoxikation mit Malariawirkung verwechselt
werden. Referent sah selbst verschiedene derartige
Fälle in Kamerun.
Als Prophylaktikum empfiehlt Verfasser mit
Stanley und Parke Chinin in zweimaligen täglichen
Dosen von 2,5 bis 5 Gran je nach der individuellen
Empfindlichkeit.
Größere Dosen sollen nach Murray stets so
gegeben werden, daß sie in kleinerc, 6 bis 8 Gran-
Dosen eingetheilt und stündlich gegeben werden, am
besten in Lösung, wenn der Magen etwas Nahrung
enthält. Die vorherige künstliche Entleerung wird
mit Recht verworsen. Die von Murray empfohlenen
Chinindosen sind 4 bis 8 Gran zwölfstündlich bei
leichtem oder chronischem Fieber, bei schweren akuten
Formen 8 bis 12 Gran. Tritt alsdann keine günstige
Wirkung ein, so soll mit dem Chinin ausgesetzt wer-
den. Bei ansteigendem Fieber und auf der Höhe
des Anfalls soll kein Chinin gegeben werden, zu
dieser Zeit wird einerseits nur wenig davon resorbirt,
andererseits ist die Gesahr der Chininintoxikation
besonders groß. Das beste Mittel im Anfall selbst
ist die Warburgsche Tinktur. Das remittirende
Fieber soll mit 15 bis 20 Gran, das perniziöse mit
30 bis 60 Gran zwölfstündlich behandelt werden,
wobei auch als Regel gilt, daß nicht mehr als 8 Gran
zur selben Zeit gegeben werden.
Ueber die Behandlung des Schwarzwasserfiebers
gehen auch die Ansichten der englischen Autoren aus-
einander. Mc Daniel hilt es bei demselben über-
einstimmend mit dem Referenten für nicht nur ohn-
mächtig, sondern auch gefährlich. Oft führt es den
ungünstigen Ausgang herbei. Auch Pictro Prcci
räth, bei dieser Fieberform von jeder Art der An-
wendung von Chinin abzusehen. Dagegen wurden
an der Goldtüste gute Erfolge bei der kombinirten
Anwendung von Chinin und Warburgscher Tinktur
gesehen. Schließlich werden die zahlreichen Ersatz-
mittel des Chinins, Opium, Tanthoxylum caribocum,
Encalyplus, Capsicum, Methylenblau, Phenokoll,
Antipyrin, Phenacetin, Coffein, Alkohol, Strychnin,
Indischer Hanf, Limonensaft, Tabal u. s. w., in ihrer
größtentheils sehr unsicheren Wirkung kurz besprochen.
Es folgt die Beschreibung von Versuchen, welche
neuerdings namentlich von Bernheim angestellt sind
und darauf hinzielen, die Malariakranken durch
Transfusion des Blutes immuner Thiere, namentlich
von Ziegen, zu heilen. Sichere Erfolge sind mit
dieser Methode nicht erzielt worden, und vor ihrer
Verbreitung muß einstweilen bei den Gefahren,
welche die Thierbluttrausfusion an sich bietet, dringend
gewarnt werden.
Die Anwendung von Bädern beim Fieber wird
mit Recht sehr empfohlen.
Auf die Besprechung der Malariakrankheiten
solgen allgemeine Rathschläge bezüglich der Tages-
eintheilung in den Tropen, Zeit der Mahlzeiten,
Würdigung der einzelnen Lebensmittel.
Das 16. Kapitel behandelt die Getränke im
tropischen Afrita. Die Uebertragung der Malaria
durch Trinkwasser wird auf Grund der negativ aus-
gefallenen Versuche Marchiasavas und Cellis