Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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bare zu erledigen mit der Truppe, sondern besonders 
um eine frische und freie Arbeit und Instandhaltung 
zu befördern. 
1. Justruktion, sitzend abhalten, erzählend, nicht 
streng dienstlich. 
2. Schießen in den verschiedensten Stellungen 
nach verschiedenen Scheiben in Salven und einzelnen 
Verbänden mit kleinen Uebungen. 
3. Uebungsmärsche verbunden mit Lagerbau, 
Hüttenbau. Auf dem Marsche Brückenbau, Kennt— 
lichmachung und Einfassung von Quellen und Wasser- 
stellen, Einrichtung und Aufräumung von Lagerstellen. 
Latrinenbau in der Nähe an geeigneten Stellen der 
Lagerstellen für die Karawanen. Fähreneinrichten, 
Knüppeldämme über Sümpfe legen u. s. w. 
4. Uebungen in der Station, Wachtdienst, all- 
monatlich einmal Alarm, Besetzung der Station, 
gründliche Ausbildung aller Leute an den Geschützen. 
5. Felddienstübungen mit Ideen, die allen 
Leuten möglichst zu erklären sind, und hierbei be- 
sonders Ausbildung der weißen und schwarzen 
Führer Feldwachtdienst. Ausbildung der Irregu- 
lären. 
Nach jeder Uebung, die nicht mit besonderer 
Berücksichtigung der Disziplin ausgeführt werden 
kann, ein kurzes Exerziren, Griffe u. s. w., sonst 
Exerziren derartig, daß es nicht langweilt, also 
häufig nur kurze Zeit und abwechselungsreich, dann 
aber durchaus streng und stramm. 
6. Baden (wenn möglich Schwimmen) der Leute, 
gegen Abend Spielen, Ballspiele u. s. v. Einfahren 
und Einreiten von Reitthieren. Wöchentlich mindestens 
einmal einen halben Tag frei zum Inordnunghalten 
der Schamben und Gärten, die den Soldaten gehören. 
Bauten bei der Station: Spielplatz, Badeplatz, 
Schießstand, Schaurihütte, Straßen als Alleen mit 
Bäumen, Versuchsplantagen, Felder und Gärten zum 
Ernähren der Leute. Unterkunst für gefangene wilde 
Thiere und eventuelle Zucht derselben, wie z. B. von 
Zebras, Straußen u. s. w. 
Ueber die friedliche Unterwerfung des von englischem 
auf deutsches Gebiet übergetretenen bäuptlings 
Mbaruk bin Raschid 
berichtet der Kaiserliche Gonverneur unter dem 
30. April, wie folgt: 
Am 11. d. Mts. wurde mir vom Bezirksamt 
Tanga die Drahtmeldung übersandt, daß Mbaruk 
bin Raschid mit seinen sämmtlichen, etwa 3000 Köpfe 
zählenden Leuten unweit Moa von englischem auf 
deutsches Gebiet übergetreten sei. 
Meine Absicht war, Mbaruk auf möglichst fried- 
lichem Wege zu entwaffnen und ihn und seine Leute 
zur Ansiedelung auf deutschem Gebiet zu veranlassen. 
erließ an Mbaruk die Aufforderung, nach 
Moa zu kommen, woselbst ich persönlich mit ihm 
handeln wolle. 
  
verhandeln wollte, und theilte ihm gleichzeitig meine 
Bedingungen mit, daß er in Moa die Waffen nieder- 
legen müsse und sich im Uebrigen jeder gesetzwidrigen 
oder gewaltthätigen Handlungsweise gegen die auf 
deutschem Gebiete wohnenden Eingeborenen zu ent- 
halten habe. Bei Erfüllung dieser Forderungen 
sagte ich ihm sowie seinen Anhängern Leben und 
Freiheit zu; auch wollte ich ihm bis zur Anweisung 
von Wohnplätzen für seine sämmtlichen Leute freie 
Verpflegung gewähren. Zu letzterem Zugeständnisse 
mußte ich mich wohl oder übel verstehen, weil 
anderenfalls die von Mitteln gänzlich entblößten 
Anhänger Mbaruks, wollten sie nicht verhungern, 
aus Nahrungsmangel höchst wahrscheinlich sich grober 
Uebergriffe gegen das Eigenthum der Eingeborenen 
schuldig gemacht hätten. 
Mit einer Kompagnie an Bord schiffte ich mich 
am 13. d. Mts. auf der „Rovuma“ ein und hatte 
auf der Durchfahrt in Sansibar Gelegenheit zu einer 
Unterredung mit dem politischen Agenten und eng- 
lischen Generalkonsul Mr. Hardinge. Derselbe 
hatte erst durch mich Kenntniß von dem Uebertritte 
Mbaruks von englischem auf deutsches Gebiet erhalten 
und war, einem vor mir ausgesprochenen Wunsche 
Folge gebend, an Bord der „Rovuma“ gekommen, 
woselbst ich ihn von meinen Absichten und von dem 
Inhalt der an Mbaruk ergangenen Aufforderung in 
Kenntniß setzte. Mr. Hardinge sprach die Be- 
fürchtung aus, daß Mbaruk nur deshalb auf deut- 
sches Gebiet gegangen sei, daß er sich in Sicherheit 
vor den verfolgenden englischen Truppen ausruhen 
und verproviantiren könne, um alsbald wieder mit 
frischen Kräften den Krieg gegen die Engländer fort- 
zusetzen. Ich sagte Mr. Hardinge zu, daß ich die 
Ausführung einer derartigen Absicht selbstverständlich 
nicht dulden würde; auch war ich mit ihm darüber 
einig, daß Mbaruk, falls er sich meinen friedlichen 
Vorschlägen geneigt erwies, in beiderseitigem Interesse 
nicht nahe der Grenze, sondern möglichst südlich des 
Sigiflusses angesiedelt werden müsse. Für den 
15. d. Mts. verabredete ich mit Mr. Hardinge 
ein weiteres Zusammentreffen vor Jasin; bis zu 
diesem Tage hoffte derselbe nähere Instruktionen von 
seiner Regierung in London erhalten zu haben. Wie 
ich gleich vorgreifend bemerken will, sand jene Unter- 
redung am 16. d. Mts. auf der Rhede in Moa statt. 
Bei meiner am 14. d. Mts. in Moa erfolgten 
Ankunft erhielt ich die Nachricht, daß Mbaruks An- 
hang, der auf annähernd 3000 Leute geschätzt wurde, 
unweit Maharani, südlich des Umbaflusses und theil- 
weise im deutschen Gebiet lagere. Mbaruk selbst 
zeigte mir brieflich an, daß er meiner Aufforderung 
Folge leisten und in Moa mit mir persönlich ver- 
Ich ließ deshalb die an Bord der 
„Rovuma“ befindliche Kompagnie ausschiffen und 
Moa besetzen. Am 16. April fand das angekündigte 
Zusammentreffen mit Mbaruk statt, welch Leßterer 
in Begleitung von etwa 200 Bewaffneten zu diesem 
Zwecke von Maharani nach Moa marschirt war.
	        
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