Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Die Kompagnie selbst marschirte am Nachmittage 
auf Gobabis ab, gefolgt von dem Geschütz 1, Mu- 
nitions= und Proviantwagen, und gelangte in der 
Nacht an die Spitzkuppe von Gobabis. Eine Busch- 
mannswache war dort bei Annäherung der Reiter 
von dem noch brennenden Feuer entflohen. Ein 
Zug der Kompagnie bezog nun ein Biwak an der 
Spitzkuppe, während ich mit dem anderen Zuge, 
unbelästigt vom Feinde, nach dem 11¼ Stunden ent- 
fernten Gobabis einritt. Das mit Ochsen bespannte 
Geschütz, der Munitions- und Proviantwagen hatten 
den Reitern nicht folgen können, auch ihre Spur in 
der dunkelen Nacht verloren und langten erst am 
solgenden Tage bald nach Tagesanbruch bei der 
Kompagnie an. 
In Gobabis berichtete der Lieutenant Lampe, 
daß die Khauas in großer Zahl den Platz um- 
schwärmten und namentlich die heranführenden Wege 
bewachen sollten. Nach der Aussage eines am 
1. April gefangenen Herero sollte ihr Kapitän Eduard 
Lambert mit einer großen Reiterabtheilung vor 
Kurzem in der Gegend eingetroffen sein und geäußert 
haben, er wolle sich der anrückenden Entsatzabtheilung 
unterwegs vorlegen, für den folgenden Tag aber sei 
ein allgemeiner Angriff auf Gobabis geplant. Ferner 
befände sich bei Nikodemus der Häuptling Kahimema 
aus Otyihasnena mit seinem Hrerzuge. Von diesem 
glaubte der Lieutenant Lampe, daß er sich eng mit 
den Khauas verbündet habe, während Nikodemus 
sich noch zurückhalte. 
Die Besatzung des Platzes: 
5 Unteroffiziere, 18 Reiter, 
5,7 cm, hatte in der letzten Zeit einen sehr an- 
strengenden Wachtdienst gehabt. Namentlich erschien 
der unbefestigte Platz nachts gefährdet. 
Noch in derselben Nacht ging ich mit dem Zuge 
nach der Spitzkuppe zurück; der Lieutenant Lampe 
schloß sich mir auf meinen Befehl mit vier Reitern 
der Besatzung an. 
Der stellvertretende Landeshauptmann, Re- 
gierungsassessor v. Lindequist, der mich auf 
meinem Marsche nach Gobabis begleitet hatte, ver- 
blieb nun daselbst, um am folgenden Tage Verhand- 
lungen mit Nikodemus anzuknüpfen. 
lärke der Kompagnie: 
50 Köpfe (Deutsche), 
2 Bastardsreiter, 
2 Namareiter, 
54 Pferde, 
1 Geschütz, Kaliber 5,7 cm, mit 16 Ochsen 
bespannt, 
1 Munitionswagen, mit 16 Ochsen bespannt, 
1 Proviantwagen, mit 20 Ochsen bespannt. 
Um 4 Uhr morgens langte ich wieder an der 
Spitzluppe au. Das Biwak befand sich am Südfluß 
derselben. Die Hälfte der Pferde war festgemacht, 
die andere Hälfte graste in der Nähe, gesattelt und 
eng zusammengehalten. Auf der Spitzkuppe waren 
zwei Unteroffizierposten. 
Lieutenant Lampe, 
1 Geschütz, Kaliber 
  
Mit Tagesanbruch ging ich mit dem Lieutenant 
Lampe, unter dem Schutze einer Patronille, zu 
Fuß von der Spitzkuppe, die nach Norden und 
Nordosten keine Aussicht gewährte und keine Geschütz- 
stellung bot, auf dem nach Gobabis ziehenden Höhen- 
rücken vor, in der Hoffnung, Beides zu finden. Ich 
konnte jedoch nur feststellen, daß man von den 
Rändern des Höhenrückens stellenweise einen guten 
und sehr weiten Ausblick auf die unterliegenden 
Flächen gewinnen konnte, daß das Gelände des 
Höhenrückens selbst jedoch nicht den geringsten Ueber- 
blick gewährte. Es zieht sich derselbe in fast gleich- 
bleibender Höhe bis an Gobabis heran, dichter Busch 
und 3 bis 4 m hohe Dornbäume bedecken ihn, seine 
Ränder und die an ihn stoßenden Theilc der 
Flächen. Diese sind weiter hinaus mit einzelnen 
Bäumen, niedrigen Büschen und ½ m hohem Büschel- 
grase bestanden. Weiter wie 50 m kann man auf 
keiner Stelle des Höhenrückens sehen, meist aber nur 
bis etwa 10 oder 20 m. 
Da der Rücken nahe Gobabis, nach Aussage des 
Lieutenants Lampe, eine gute Beherrschung der 
angrenzenden Flächen durch Geschützseuer ermöglichte, 
beschloß ich, die Kompagnie in ein Lager dorthin 
zu führen. 
Wir hatten uns der Spitzkuppe wieder bis auf 
etwa 800 m genähert, als wir plötzlich Pferdegetrappel 
hörten und gleich darauf eine Anzahl Hottentotten 
bemerkten, die durch die Büsche heranschlichen. Wir 
schossen uns einige Minuten auf die nächsten Ent- 
sernungen mit ihnen herum und gingen dann, als 
sich ihre Zahl jeden Augenblick vermehrte, langsam 
auf die Spitzkuppe zu. Die Hottentotten drängten 
heftig nach, aber schon kam der Lieutenant Eggers 
mit dem größten Theile der Kompagnie zur Auf- 
nahme heran. 
Es entspann sich ein heftiges Schützengefecht, der 
Lieutenant Lampe erhielt einen Streifschuß, die Ge- 
freiten Schmidt und Wieland wurden verwundet, 
der Reiter Jendjes erschossen, gleichzeitig belam ich 
die Meldung, daß sich feindliche Schwärme um unsere 
Flügel herumzogen. Ich befahl daher den Rückzug 
nach der Spizkuppe, von wo die umgebenden Flächen 
eingesehen werden konnten. 
Die Hottentotten hatten augenscheinlich auch Ver- 
luste gehabt und folgten den sehr langsam zurück- 
gehenden und oft Front machenden Schützen nur 
sehr vorsichtig. Dafür drangen aber die umgehenden 
Schwärme von der Fläche her durch den dichten 
Busch um so rascher vor und der Angriff ihres 
rechten Flügels kam auch nicht zum Stehen, als sich 
die Schützenlinie der Kompagnie auf der Spitzkuppe 
eingenistet hatte und nach der Fläche herunterschoß. 
In dem dichten Busch ward allerdings nur selten 
ein Ziel sichtbar. Es wurden jetzt Sergeant Fisch 
und der Bastardreiter Paul Mac Nab verwundet. 
Der Wachtmeister Urban mußte bereits mit der 
Troßbegleitung dem umgehenden Feind entgegen- 
treten. Daneben gelang es ihm aber, das Ein-
	        
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