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einige Leute zu treffen, die auch zum Häuptling
Tege gingen und uns so als Wegweiser dienen
konnten; wir allein hätten uns wohl schwerlich zu-
rechtgefunden. Die prächtige mondhelle Nacht und
die reizende Umgebung vertrieben bald den Schlaf
aus den Augen und gegen 11½ Uhr nachts kamen
wir in Dzogbephime an. Der Ortsvorstand nahm
uns trotz der späten Stunde recht freundlich auf.
Die Orte Badza, Dzogbephime und auch der fol-
gende, den wir anderen Tages passirten, sind nicht
selbständig, sondern gehören zum Gebiete von Keve,
zu dem noch einige andere Ortschaften gerechnet werden.
Nachdem wir das Kevegebiet verlassen, gelangten
wir anderen Tags gegen zehn Uhr an den Ziöfluß,
der munter dahinfließt und uns mit seinem klaren,
kühlen Wasser, das über die Felsen dahinrauscht,
recht wohlthuend erquickte.
Der kleine Kpoto, ein Neffe Teges, den wir
auf dem Wege trafen, lief uns munter wie ein
junges Reh voraus, eine schwere Traglast auf dem
Kopfe. Wir gaben ihm unseren Stock, damit er
ihn seinem Onkel zeige und unsere Ankunft melde.
Jeder Abgesandte muß dort nämlich den Stock seines
Herrn vorzeigen; sonst findet er keinen Glauben.
Tege sandte uns sogleich seinen Stock entgegen und
ließ uns freundlich Willkommen bieten. Er gab uns
mehrere Burschen zur Bedienung und wies uns ein
neues Haus als Wohnung an. Wir waren über-
rascht über die reinlichen und gut zubereiteten
Speisen und den natürlichen Anstand, mit dem
dieser Mann uns behandelte. Nachmittags fanden
die Verhandlungen über die Missionsangelegenheit
statt, und wieder überraschte uns die Klugheit und
das gesetzte Beuehmen des Häuptlings.
Nachdem wir am anderen Tage noch einige
lleinere Fragen besprochen, schenkte uns Tege ein
Grundstück, zur Errichtung einer Schule sehr gut
gelegen. Alsbald wurde die Schenkungsurkunde auf-
gesetzt und beiderseitig unterschrieben. Tege machte
drei große Kreuze als Namenszeichen. Auch gab er
uns mehrere Kinder mit nach Lome, damit wir
diese in der Mission ausbilden möchten.
Nach dreitägigem Marsche langten wir wieder
in Lome an.
Wie das „Evangelische Missions-Magazin“ an-
giebt, zählteman jetzt folgende 14 Bibelübersetzunen
in afrikanischen Sprachen: 1. Akra oder Ge.
2. Tschi (Asante). 3. Yoruba. 4. Esik. 5. Duala.
6. Kaffir. 7. Tschuana. 8. Suto. 9. Sulnu.
10. Suaheli. 11. Ganda. 12. Amharisch. 13. Ma-
dagassisch. 14. Luganda.
RAus fremden Molonien.
Rinderpest in Südafrika.
Aus der als Parlamentsvorlage veröffentlichten
Korrespondenz der englischen Behörden über den
Ausbruch der Rinderpest in Südafrika entnehmen
wir folgende Angaben:
Der Ausbruch der Seuche wurde am 5. März
v. Is. in Buluwayo im Matabeleland festgestellt.
Dort unter dem Namen Zambosi cattle fever bekannt,
verbreitete sich die Seuche mit rasender Schnelligkeit
über Matabeleland, Nord= und Central-Betschuana-
land und herrschte bereits Mitte April in dem gan-
zen Protektorat nördlich des Molopoflusses. Nach
dem Berichte des Resident Commissioner war die
Seuche mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit
von 30 englischen Meilen den Tag vorgeschritten.
Auch aus dem portugiesischen Gebiete und dem Traus-
vaal wurden sehr bald Seuchenfälle gemeldet, die zu
umfassenden Sicherheitsmaßregeln Veranlassung gaben.
Nach den Berichten der Gouvernementsthierärzte
trifft die Krankheit, die sich in starkem Fieber, Mü-
digkeit, anhaltendem Husten, mangelnder Freßlust,
Zunahme der Temperatur und rapider Abzehrung
äußert, in erster Linie das Rindvieh, daneben aber
auch Schafe, Ziegen und Wild, verschont dagegen
Pferde, Maulthiere und Esel. In der Regel zeigen
sich, sieben Tage nachdem das gesunde Vieh mit
krankem in Berührung kam, die ersten Krankheits-
symptome: kurzer rauher Husten, erst schleimige, dann
eiterige Ausscheidungen aus Nase, Augen und Maul,
am dritten Tage darauf starkes Abführen. Vom
vierten oder fünften Tage ab gehen die oft mit Blut
vermischten Exkremente von selbst ab. Die Körper-
temperatur schwankt zwischen 39½ und 41½
Celsius. In der Regel tritt zwischen dem dritten
und siebenten Tage nach den ersten Krankheitserschei-
nungen der Tod ein. Befund nach dem Verenden:
Herz fleckig, eingefallen und leer. Galle schwärzer
und leer. Lungen geröthet und aufgedunsen. Milz,
Nieren und Leber in der Regel normal. Eingeweide
entzündet und gefüllt mit einer schleimigen, blutigen
Masse.
In einem Bericht wird als ein in einzelnen
Fällen mit Erfolg angewendetes Mittel gegen die
Seuche: möglichst lange (mindestens während fünf
Tage) Entziehung des Wassers und Ersatz desselben
durch kleine Quantitäten Leinöl, empfohlen. In den
späteren Berichten wird jedoch auf dieses Verfahren
nicht mehr zurückgekommen. Die von den Behörden
zur Bekämpfung der Seuche getroffenen Maßregeln
beschränken sich im Wesentlichen darauf, durch Ver-
nichten des Viehes und Absperrungsmaßregeln einem
Weiterumsichgreifen vorzubeugen. Eine am 9. März
vom Gouverneur der Kapkolonie erlassene Prokla-
mation erklärte das Matabeleland für durchseucht
und verbot jeden Viehverkehr ohne schriftliche Er-
laubniß des besonders ernannten Aussichtsbeamten.
Letzterem wurde die Befugniß gegeben, die Tödtung
von krankem oder seucheverdächtigem Vieh, sobald
diese Maßregel zur Verhinderung der weiteren Aus-
dehnung der Krankheit erforderlich erscheine, anzu-
ordnen. Uebertretung dieser Verordnung und Wider-
setlichkeit gegen Beamte wurde mit Geldstrafe bis