Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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Nachdem ich den Platz für die neue Schule in 
Kampo abgesteckt und die nöthigen Anweisungen ge- 
geben hatte, trat ich nach einigen Tagen wieder die 
Rückreise an. Bereits nach achtstündiger Fahrt bei 
sehr günstigem Winde kam ich in Groß-Batanga an 
und wanderle von da aus zu Fuß nach meinem 
Bestimmungsorte, wo ich abends 7 Uhr wieder 
glücklich ankam. P. Otto hatte die ganze Zeit sehr 
viel zu thun, und so freute ich mich nicht wenig, 
in den mit dem Dampfer eben angekommenen 
P. Pfändler und Bruder Hermann die längst 
ersehnte Hülfe begrüßen zu können. 
Auch Bruder Franz war vom Götlerberg, wo 
er sich sehr gut erholt hatte, wieder zurückgekommen. 
Sonst ist in Kribi noch Alles beim Alten. Das 
Schulhaus ist fertig; aber am Ban einer Brücke 
über den Kribifluß wurden wir durch das plötlich 
eintretende Hochwasser gehindert, was sehr zu be- 
dauern ist, da eine solche ein dringendes Bedürfniß 
ist. Unsere Katholiken müssen Sonntags oft lange 
warten, bis das langsame und unsichere Boot sie 
übersetzt. Hoffenklich werden wir die Arbeit bald 
wieder aufnehmen und dann mit Gottes Hülse 
vollenden können. 
  
Ein großartiges Fest fand laut „Kreuz und 
Schwert“ am 6. Januar in Sansibar statt. Die 
Väter vom hl. Geiste legten den Grundstein zu einer 
neuen Kathedrale. Zwanzig Jahre lang beabsichtigte 
man diesen nothwendigen Bau, und 16 Jahre lang 
bemühte sich der P. Acker ein geeignetes Grund- 
stück dafür zu erwerben. Ein Jahr vor seiner Ab- 
reise erst gelang ihm dieses. Wie uns berichtet 
wird, war das Fest großartig; ganz Sansibar war 
auf den Beinen. Der Sultan hatte seinen Ver- 
treter gesandt; unter den Europäern bemerkte man 
den englischen Generalkonsul, den deutschen Konsul 
Herrn v. Rechenberg, die Konsuln Frankreichs und 
Italiens sowie den österreichischen stellvertretenden 
Konsul. Auch die Matrosen zweier italienischen 
Schiffe wohnten der Feier bei. Es war ein wirklich 
internationales Fest, das Zeugniß ablegt für die 
hohe Achtung, der sich die katholischen Missionare 
erfreuen. 
Ein neuer Bischof ist für Sansibar und die 
Küste ernannt worden. 
  
Ueber das Leben im Basler Missionshaus 
schreibt J. Haller im „Epvangelischen Missions- 
Magazin“: Draußen vor dem Spalenthor liegt das 
neue Basler Missionshaus. Es ist an die Stelle 
eines älteren Hauses getreten, welches nur die eigent- 
liche Missionsschule beherbergte, während eine be- 
sondere „Voranstalt“ ihr eigenes Heim hatte. Beide 
Anstalten wurden in dem heutigen schönen Missions- 
gebäude vereinigt. Am 4. Juli 1860 wurde das- 
selbe feierlich eingeweiht. Damals standen erst 
  
wenige Häuslein jenseits des ehemaligen Stadt- 
grabens; die Anstalt mußte der neuen Straße den 
Namen „Missionsstraße“ geben. 
Es ist ein langes dreistöckiges Gebäude mit 
23 Fenstern in der Front und 7 auf den Schmal- 
seiten. Eine Schmalseite ist der Straße zugekehrt: 
zwei Querflügel springen gegen den Mittelbau etwas 
vor. Das lange Dach mit den zahlreichen Läden 
und Fensterchen sieht man von allen Höhen in der 
Umgebung der Stadt. Das Haus ist ganz für 
Zwecke der Missionsanstalt eingerichtet; Inspektor 
Josenhans hat nicht wenig bei Ausarbeitung des 
Planes mitgeholfen. 
Inm Kellergeschoß befinden sich Küche und Keller, 
mancherlei Vorrathskammern, der Waschsaal für die 
Zöglinge und die neueingerichteten, immerhin be- 
scheidenen Badezimmer, Magazine der Missions- 
verwaltung und der Buchhandlung. Im Parterre- 
stock ist der mittlere Raum auf der Vorderseite 
verwendet für das große Missionsmuseum mit 
tausend Sehenswürdigkeiten aus verschiedenen 
Missionsgebieten, auf der hinteren Seite für den 
schlichten Betsaal mit kleinem Rednerpult und ein- 
facher Orgel; er bietet 200 bis 250 Personen Platz. 
Gegen Südwesten liegen etliche Krankenzimmer und 
zwei Lehrsäle: der größere „theologische Lehrsaal“, 
in welchem drei Klassen gemeinsam unterrichtet 
werden können, und der kleinere „medizinische“ mit 
naturwissenschaftlichen und medizinischen Sammlungen. 
Der nordöstliche Flügel ist für die Zwecke der 
Missionsverwaltung und Missionsbuchhandlung ein- 
gerichtet. Endlich bietet der Parterrestock auch der 
ansehnlichen etwa 10 000 Bände zählenden Missions- 
bibliothek den nöthigen Raum. Von den drei übrigen 
Stockwerken enthält jedes im südwestlichen Flügel die 
Wohnung eines verheiratheten Lehrers und einen 
Speisesaal, im Mittelbau das Studirzimmer eines 
älteren Lehrers, zwei Arbeitszimmer der Zöglinge 
und das Zimmer eines Kandidaten, einen großen 
unheizbaren Schlassaal, der, durch einige Zwischen- 
wände in kleine Parzellen abgetheilt, keinen allzu 
kasernenmäßigen Eindruck macht. Einige Nebenräume 
sind zur Ausstellung von Kleiderkästen verwendet. 
Kleinere Zimmer im nordöstlichen Flügel sind als 
Wohnungen für die jüngeren Angestellten der 
Missionsverwaltung, der Buchhandlung und des 
Sekretariats oder als Gastzimmer für die zahlreichen 
ausziehenden und heimkehrenden Missionsgeschwister 
eingerichtet. In diesem Theil des Gebändes — im 
ersten Stock — befindet sich das im Vergleich mit 
den Situngssälen englischer Missionshäuser sehr ein- 
fach ausgestattete Komiteezimmer, wo sich die Leiter 
der Basler Mission an jedem Mittwoch Nachmittag 
zu einer mindestens dreistündigen Sitzung versammeln; 
ferner die Amtszimmer des Missionsinspektors und 
der Sekretäre. Der zweite Stock desselben Flügels 
dient der Familie des Inspektors, der dritte der des 
Verwaltungschefs (Hauptkassierers) zur Wohnung. 
Im Dachstock des südwestlichen Theils befinden sich
	        
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