Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

wenig zuträglich waren, wenigstens soweit dieselben 
noch jung und für Wasserzufuhr nicht erreichbar 
waren; Weizen, Roggen und eine früh ausgesäte 
Haferprobe stehen in der Aehre, der rechtzeitig gesäte 
Hafer und Weizen will schießen, Mais ist bald reif, 
Rumkelrüben haben gut angesetzt, Wicken und Erbsen 
sangen bald an zu blühen; Calyxus steht gut, Roggen 
schlecht, wegen der schlechten Saat und des wohl zu 
schweren Bodens, und ein kleines Versuchsfeld von 
allen Arten Feldgewächsen, das vor Kurzem noch 
umgelegt wurde, um zu erforschen, wie sich die jungen 
Pflanzen in der trockenen Zeit verhalten, ist noch zu 
lung zu einer Beurkheilung. Im Versuchsgarten 
steht Alles nach wie vor gut, auch der Tabak hült 
sich bis jetzt in der Trockenheit gut; leider zeigt 
derselbe jetzt eine starke Rippe und ein dickes Blatt, 
doch mag dies wohl in der Sorte liegen, da wir 
von den feinen Tabaken (Deli und Sumatra 2c.) 
nichts erhalten haben. Der zuerst gesäte Tabak wird 
a adr reif sein. Mit dem Verschulen der einzelnen 
aumarten ist begonnen, die verpflanzten Bäumchen 
ehen gut. Der Kaffee kommt jetzt aus der Erde 
und wird hoffentlich um Mai—Juni aufs Land 
vn racht werden können. Die vier eingefahrenen 
chsen ziehen fleißig und sind augenblicklich mit 
Holzfahren beschäftigt. Das Maulthier und die 
Schweine sind munter; ersteres wird benutzt zur 
Wegekontrole. Der Stationsbau schreitet langsam 
vorwärts, wird dafür aber mit der nöthigen Akkura- 
tesse ausgeführt in Hinblick darauf, seineni Zweck auf 
längere Zeit hinaus dienen zu sollen. In den Weih- 
nachtsfeiertagen ist einer der Herren nach Lunguza 
gegangen, um das Kalkbrennen zu inspiziren, und 
hat sich zufriedenstellend darüber geäußert. Bei 
dieser Gelegenheit ist der erste Versuch des Lasten- 
tragens mit Eseln gemacht worden, der gut ausge- 
fallen ist, soweit das Terrain nicht allzu bergig und 
steinig war; es wäre damit die Verwendbarkeit auf 
dem glatt ausgehauenen Verbindungswege nach 
Mombo erwiesen. 
Der Momboweg ist bis zum Wald am Mkusu 
für den Wagenverkehr fertig, im Walde selbst muß 
er stellenweise noch elwas erweitert werden; durch- 
Lehauen ist er bis zum Kungulukberg, tracirt etwa 
km weiter. 
· Den 31. Jannar 1897. 
d Bereits im Anfange des Monats Januar hat 
er Regen mit Ausnahme ganz geringer Gewitter- 
nirderschlige aufgehört, aber nicht der scharfe Wind, 
der an manchen Tagen sehr heftig weht und das 
Land sehr austrocknet. Wenn die Pflanzungen sich 
trot dieser anhaltenden Trockenheit immer noch halten, 
logar zum Theil (Runlelrüben, Hafer, Weizen, Mals) 
feudig weiter wachsen, so ist dies wohl den reich- 
schen Morgenthauen und der Kapillarität bezw. der 
Gosferkapazitst des Bodens zuzuschreiben. Hafer, 
* sen und Runkelrüben, drei sehr wichtige Faktoren 
7l der Viehhaltung, können in der Heimath nicht 
sser stehen wie hier. Von Weizen sind bis jetzt 
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nur die mit Taboraweizen gemachten und als zu- 
friedenstellend zu bezeichnenden Versuche vorhanden, 
doch entspricht dieser Weizen mit seiner kurzen Aehre 
und dem kurzen, brüchigen Stroh nicht den An- 
sprüchen eines europäischen Landwirthes, da er be- 
sonders vom Stroh nicht die gewünschte Masse 
liesert; ich glaube jedoch, daß unsere Sommerweizen= 
arten ebenso gut hier gedeihen und erheblich bessere 
Erträge liefern. Es empfiehlt sich, die Saaten aus 
südlichen Gegenden, vielleicht Italien oder Aegypten 
oder Algier, zu beziehen, was bei der kurzen Keim- 
fähigkeit des Roggens von Wichtigkeit ist, abgesehen 
davon, daß die in südlichen Gegenden gezogenen 
Spielarten sich rascher entwickeln und mehr Masse 
geben. Der Kaffee auf den Saatbeeten ist ungleich 
aufgegangen, steht sonst befriedigend ohne Beschattung; 
Tabak ist leider etwas angestoßen vom Winde; der- 
selbe soll jetzt eingebracht werden. Die Baumschulen- 
pflanzen sind durch geeignete Beschattungshütten den 
schädlichen Einflüssen von Sonne und Wind entzogen 
und gedeihen gut. Die zuerst angelegten Gemüse- 
pflanzungen sind in Samen geschossen und werden 
im nächsten Monat abgeerntet werden können. Der 
Stationsbau ist in dlesem Monat nicht merklich vor- 
geschritten, da die zuletzt gekommenen acht Fundis 
(Maurer) die Arbeit heimlich verlassen haben. Der 
Kuhstall ist bis auf den Bretterbelag des Kornbodens 
fertig, für das Wohnhaus wird jetzt der Dachstuhl 
angesertigt und für die Molkerei und Käserei sind 
die Fundamente hochgemauert, so daß mit dem Bau 
der Luftziegel begonnen werden kann. 
Das Vieh ist gesund und munter. 
Den 1. März 1897. 
Der Monat Februar war mit seinen ausgiebigen 
Niederschlägen, dem oft bedeckten Himmel und den 
milden Nächten den Pflanzen erheblich günstiger wie 
der Januar. Die Grasnarbe, die im Januar einen 
braunen Schein bekommen hatte, nahm ihr saftiges 
Grün wieder an, und Baum und Strauch stehen in 
voller Blüthe und werden hoffentlich bald Samen 
geben. 
Auf der Station geht Alles seinen geregelten 
Gang. Im Versuchsgarten sind die neu gekommenen 
Sämereien ausgepflanzt und die alten gedeihen gut. 
Die Wein= und Kaffeepflänzchen schreiten rüstig in 
ihrer Entwickelung fort, letztere allerdings erst, nach- 
dem sie Schutzdächer erhalten haben. Ich glaubte, 
derselben entbehren zu können, der Januar jedoch 
mit seinem Sonnenbrand und den austrocknenden 
Winden machen dieselben zur Nothwendigkeit. Da 
ich nicht ermitteln konnte, ob Sonnenbrand oder 
Wind im Jannar an dem Stillstand im Wachsthum 
der Pflänzchen die Schuld trugen, sind zwei Beete 
versuchsweise unbedeckt geblieben; diese beiden Berte 
zeigen jetzt zur Genüge, daß die Sonnenstrahlen 
auch hier oben auf den Bergen in den Mittags- 
stunden zu heiß für die kleinen Kaffeepflänzchen sind. 
Der Tabak ist jetzt eingeerntet und befindet sich zum 
Trocknen im Dachstuhl des Kuhstalls. Derselbe ist
	        
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