Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Druck nicht fehlt, fast den Eindruck einer tropischen 
Musterwirthschaft. Unter dem prächtigen Vieh indi- 
cher Rasse befinden sich unter Anderem 40 Stück 
Zugochsen: Alles ist auf den einzurichtenden Wagen- 
verkehr, den die schönen Wege fast herausfordern, 
öngeschnitten; andererseits ersordert ihn die etwas 
weitläufige Anlage der Pflanzung. Bekanntlich waren 
berelts Quadratmeilen unter dem Pfluge gewesen, 
als man sich entschloß, von der Baumwolle zum 
Kaffece überzugehen; weit und breit erinnern noch 
verwilderte weißflockige Standen an den ersten Ver- 
luch. Die anderen Bedingungen des Kaffees ver- 
hinderten nun einen gleichmäßigen Flächenanbau, 
erforderten vielmehr eine vorsichtige Auswahl der 
liefer gelegenen Stellen. - 
Urbar gemacht für den Kaffeebau sind bisher 
etwa 1700 Morgen, von denen 60 bepflanzt sein 
mögen. Der Boden zeigt unter 2½ dm Humus 
den dem Kaffee so günstigen rothen Laterit, wie ich 
ihn später überall in Usambara wiederfand. 
Es wird nur Liberiakaffee gebaut. Die ältesten 
Pflanzen sind 2½ Jahre alt, haben das Aussehen 
voller, kräftiger Bäumchen von 1,30 bis 1,50 m Höhe 
und sind zur Zeit dicht mit grünen, sich röthenden 
Früchten bedeckl, obwohl sie der vollen Sonnengluth 
ausgesetzt sind und, wie der Leiter versichert, jeder 
Pflege entbehren; allerdings sind sie mit 4m Ab- 
stand ausgesetzt. Die späteren Anlagen ruhen im 
Schutze von Schattenbäumen, vorzugsweise der 
schmetterlingsblüthigen Poinciana regia, bie hier 
in nur acht Monaten die beträchtliche Höhe von 2½m 
erreicht hat; auch Cassia florida und Mtama dient 
diesem Zwecke. Die Kaffeebäume sind hier 60 bis 
70 cm hoch und zeigen ein gutes Aussehen. Die 
Wasserfrage erscheint durch Ausmauerung zahlreicher 
ergiebiger Brunnen von 17 bis 40 Fuß Tiefe gelöst. 
Zum Aussetzen in diesem Jahre stehen 40 000 
aus eigenem Samen gezogene Pflänzlinge in drei 
großen scheunenartig von Makutigeflechten umschlosse- 
nen Samenbeeten. Sie sind bei einem Monat Alter 
etwa 2 dm groß; einige Pflanzen, die seit acht Mo- 
naten stehen, waren über 1 m hochgeschossen. Kikogwe 
hat 16 000 und mit der Zweigpflanzung Mwera 
etwa 40 000 Bäume im Felde. Der Rindviehbestand 
beider Pflanzungen beläuft sich auf 150 Stück. 
Dem ganzen Charakter nach bildet Lewa den 
Uebergang von den Küstenpflanzungen zum Usambara- 
bezirk. Schon seine Lage auf den Vorhügeln des 
Tongweberges weist darauf hin. Auch hier fallen 
zunächst die schönen breiten, zum Theil baumbesetzten 
Alleen ins Auge und das über der Pflanzung ge- 
legene, von sauberen Nebengebäuden und rückwärts 
von einem hübschen Akazienwäldchen umrahmte Be- 
amtenhaus. Gewiß ist es berechtigt, die Schaffens- 
freude der Angestellten durch gesunde, anheimelnde 
und selbst reichlichen Komfort bietende Wohnungen 
#u unterstützen; so ist denn auch der allgemeine Ge- 
sundheitszustand, da für die Farbigen entsprechend 
gesorgt wird, zur Zeit durchaus gut. Allerdings ist 
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Lewa die älteste Pflanzung des Schutzgebietes; aber 
die neun Jahre Arbeit sind unverkennbar. Es stehen 
350 000 Liberiabäume im Felde, denen theilweise 
nicht viel an 2 m Höhe fehlt. Allerdings war ich 
zur ungünstigsten, das heißt heißesten Zeit, dort, und 
so zeigten die strichweise dem Sonnenbrande beson- 
ders ausgesetzten Bäume ein etwas schlappes Aus- 
sehen. Ueberhaupt ist Lewa bezüglich der Wasser- 
frage nicht ganz günstig gestellt. Der Hausbedarf 
muß von weit her gedeckt werden; für die Pflanzung 
hat man versucht, durch ein System weitverzweigter 
Gräben dem Wassermangel vorzubeugen. Glücklicher- 
weise war das Jahr 1896 so außergewöhnlich regen- 
reich, daß die Bäume, soweit nicht die Sonne allzu 
energisch einwirken konnte, einen üppigen Wuchs zeigen; 
beispielsweise haben Bäume, die im Mai 1895 aus- 
gesetzt wurden, bereits im August 1896 geblüht. 
Für neu anzulegende Kulturen sind deshalb vorzugs- 
weise die reichen Schwemmboden aufweisenden feuch- 
teren Thalmulden in Aussicht genommen. Es bestand 
die Absicht, in diesem Jahre 200 000 weitere Bäume 
auszusetzen, das ist indeß infolge des eingetretenen 
Arbeitermangels kaum mehr zu erhoffen. Zwar kann 
die Arbeiterfrage im Allgemeinen ebenso wenig hier 
als in Usambara als brennend bezeichnet werden, da 
wenigstens im vergangenen Jahre 400 Mann in der 
Regel zur Arbeit erschienen; aber auch dem Neger 
erscheint die Arbeit im Sonnenbrande wenig anziehend, 
so daß jetzt in der heißesten Zeit der große Rück- 
gang auf 30 bis 40 tägliche Arbeiter zu beklagen 
ist. Abgesehen von den Arbeiten, die einc besondere 
Fachkenntniß voraussetzen — Ostasiaten —., bewähren 
sich hier die Eingeborenen der Umgebung und die 
durch Herrn v. Rode angeworbenen Wasekuma; 
letztere haben aber den großen Fehler, daß sie an 
Heimweh lelden und fast stets nur drei bis vier 
Monate aushalten, um dann zu entlaufen. Auch 
macht sich gegen früher bereits der Wettbewerb der 
Friedrich Hoffmann-Pflanzung in Useguha bemerkbar. 
Es wird beabsichtigt, von den bepflanzten 450 ha, 
auf denen die Bäume wie in Kikogwe mit je 4m 
Abstand stehen, in diesem Jahre nur den von 
150 Bäumen zu erwartenden Ertrag von 30 bis 
40 Pfund zur Probe abzuernten, im Uebrigen aber 
die Blüthen abzustreisen, man erhofft dadurch für das 
folgende Jahr ein um um so erfreulicheres Ergebniß. 
Von Nebenversuchen kommen in Betracht: 
1. Thee, der Versuch ist als mißglückt anzusehen, 
2. Elsenholzbaum (Johore), , 
3. Baumwollbaum (Kapol), etwa 7000 Stück, 
4. Albizzia moluccana als Schattenbaum für 
auszusetzenden Kaffee; es stehen etwa 2500 Stück, 
5. etwa 1000 Dadap. 
Alle ¾n Versuche scheinen trefflich zu glücken, 
au 
6. Vanllle rankt im Schatten der Thäler des 
Minyorani und Kololi ausgezeichnet.
	        
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