Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

7. Zu erwähnen sind noch: 
a) indische und Lewa-Gambier, 
b) Caesalpinia, 
c) Tik= (Teak-) Holz, 
d) seltene Palmensorten, welche das Kaiserliche 
Gouvernement durch den Gärtner Thiene- 
mann eingeführt und der Pflanzung zur 
Verfügung gestellt hat, 
e) verschiedene indische Fruchtbäume. 
Auf Buschirihof am Panganifluß sollen 15 000 
Kaffeebäume und 6000 Palmen stehen. Neuerdings 
wird ebenfalls ein umfassender Versuch mit dem ge- 
schätzten Gambierharz gemacht. 
Bedeutsam war mir der Besuch der ersten be- 
rührten Usambarapflanzung Ngua insofern, als sie 
die einzige ist, die von einem Einzelunternehmer, 
nicht von einer vermögenskräftigen Gesellschaft be- 
trieben wird. Der Aufstieg zu dem mehr als 1000 m 
hohen Usambaragebirge ist hier sehr anstrengend, weil 
er auf unverbesserten Negerpfaden in übermäßigen 
Steigungen ausgeführt werden muß. Er nahm fast 
drei Stunden in Anspruch. Erst in der Nähe der 
Pflanzung beginnen sauber abgestochene, etwa meter- 
breite Pfade, welche an sehr sorgsam gehaltenen, durch 
Ableitung und Zerthellung eines Bergbaches be- 
wässerten Beeten mit europäischen Gemüsen aller 
Art vorbeiführen. 
Die Pflanzung wurde 1894 von Herrn Mis- 
mahl angelegt, der jetzt von zweien seiner Brüder 
unterstützt wird. Er scheint große Hoffnungen in 
sein Unternehmen zu setzen. 20 000 Kaffeebäume 
stehen im Felde, von denen er bereits in diesem 
Jahre eine Ernte von 1000 Pfund erwartet. In 
dem terrakottarothen Laterit waren zahlreiche Pflanz- 
löcher ausgehoben für neu auszusetzende Pflanzen; 
Herr Mismahl füllt dieselben auf zwei Fuß Tiefe 
mit schwarzer Erde. Wegen der steilen Abfälle ebnet 
er um die einzelnen Bäume Scheiben von drei Fuß 
Durchmesser aus. Es fiel mir auf, daß auf Ngua 
der Boden von Unkraut nicht reingehalten wird; 
Herr Mismahl glaubt, sich dadurch vor dem Ab- 
schwemmen des Mutterbodens zu schützen, was sonst 
bei den steilen Hängen in der Regenzeit zu befürchten 
wäre; auch versichert er, daß die Unkräuter als Thau- 
fänger zu schätzen sind. Außer dem Kaffee gedeihen 
Kartoffeln und Gemüse sehr gut und decken den 
Hausbedarf vollauf; auch alle Getreidearten außer 
Roggen. Nur reifen sie, abgesehen von der vor- 
züglich kommenden Gerste und dem Buchweizen, et- 
was ungleich. Als besondere Merkwürdigkeit, die 
ich auch ferner nicht mehr antraf, wurden mir zwei 
Kaffeebäume gezeigt, welche getoppt waren und nun 
dreiästige Quirle statt der zweiästigen trugen. 
Mit Genugthuung sah ich eingeborene Arbeiter 
aus den gefällten Bäumen des Urwaldes tadellose 
Bretter schneiden. Die Säge ist leider ein in Ost- 
afrika sonst unbekanntes Werkzeug. Ein neues Wohn- 
haus aus Balkenstangen (Boritis) und Lehm ist im 
Bau. Wenngleich dem ebenso anspruchslosen wie 
  
316 — 
fleißigen Unternehmer alles Gute zu wünschen ist, 
so scheint mir doch dek Beweis noch nicht geliesert, 
daß Usambara auch dem Einzelkolonisten mit mäßigen 
Mitlteln eine Zukunft bietet. 
Die Entstehung einer Pflanzung zu sehen, hatle 
ich in Kwa Mkoro (Mkolo) Gelegenheit, wo sich 
Seine Königliche Hoheit Prinz Albrecht von 
Preußen angekauft hat. Der Leiter, Herr Wyneken, 
ist, unterstützt von seinen Gehülfen Booth und 
v. Horn II., noch vollauf mit dem Roden des Ur- 
waldes beschäftigt. Das Pflanzungsgebiet zicht sich 
über eine Reihe von Hügeln hin, zwischen denen 
Wasserläufe Thäler gefurcht haben. Die Niederungen 
und breiten Hänge sind bereits entwaldet, auf den 
Kämmen sind die Bäume, entsprechend den Vorschriften 
der Waldschutzverordnung, stehen gelassen. « 
Von den 3000 ha der Pflanzung sind bereits 
300 Morgen urbar gemacht; zum großen Theile 
sind auch die Pflanzlöcher bereits ausgehoben. In 
den Samenbeeten stehen 70 000 Pflänzchen, die jetzt 
nach 2½ Monaten 10 bis 15 em hoch sind, dieselben 
sollen in der Hoffnung, daß die Wege wie Ablei- 
tungsröhren wirken werden, bereits bei Beginn der 
Regenzeit (Ende März) abgedeckt und mit Ende der 
Regenzeit (Mai) ausgesetzt werden, und zwar 400 
Pflanzen auf den Morgen. Auch große Bestände 
auszusetzender Schattenbäume sind vorhanden: neben 
verschiedenen Sorten Albizzia auch Poinciana und 
Dadap. Gepflanzt wird hier nur arabischer Kaffee. 
Kwa Mkoro ist, dank der in langjähriger Er- 
fahrung und durch eingehende Sprachkenntniß ge- 
wonnenen Kunst des Herrn Booth in der Behand- 
lung der Schwarzen, bezüglich der Arbeiter am besten 
gestellt; ganz nach Bedarf stehen täglich 400 bis 
600 Mann zur Verfügung. Als Handwerker und 
für feinere Arbeiten sind die 40 Ostasiaten der 
Pflanzung unentbehrlich. Die Wohnungen derselben 
unterscheiden sich wenig von den vorläufigen Unter- 
künften der weißen Herren. 
Allerdings geht das neue Beamtenhaus seiner 
Vollendung entgegen. Es ist von der Wolgaster 
Aktiengesellschaft für Holzbearbeitung unter Benutzung 
theils deutschen, theils schwedischen Materials zum 
Aufstellen fertig geliefert. Es enthält zu beiden 
Seiten eines großen luftigen Speiseraums je drei 
hübsche Zimmer, welche durch Wände von jalousie- 
artig getrepptem Holz getrennt sind. Ein Grant- 
bewurf auf dem Holze wird der Lehmbekleidung Halt 
geben, die dann tapeziert werden soll. Das Dach 
wird den Wünschen des Herrn Wyneken entsprechend 
aus Holz mit gestrichener Segeltuchbekleidung her- 
gestellt. Für die weiteren Bauten sämmtlicher Pflan- 
zungen dürfte sich die Anlage eines gemeinsamen 
Schneidewerkes unter Ausnutzung der ständig nutzbaren 
Wasserkräfte wohl empfehlen, selbst wenn zum Be- 
triebe und zur Zusammenstellung der gewonnenen 
Hölzer zu Häusern einige europäische Zimmerleute 
erforderlich wären. Bei weiterem Ausbau des Wege- 
netzes und der Bahn wird eine leistungsfähige
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.