Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

allein sitzt, versteht es, den angeborenen Sinn der- 
selben für Ordnung und Reinlichkeit geschickt zu 
benutzen und Schole mehr und mehr zu einem 
Schmuckkästchen auszugestalten. 
Eine halbe Stunde flotten Segelus führt hinüber 
nach Mafia, das ich sodann von Osten nach Westen 
durchkreuzte. Die ganze Insel ist umsäumt von 
einem breiten Gürtel Kokospalmen. Der Mittelrücken 
wird theils noch wenig ausgenutzt, theils bereits 
rationell in Reiskullur genommen. Der Reichthum 
der Insel ist sprichwörtlich. Die Palmen tragen 
70 bis 80 und mehr Nüsse von durchschnittlich 
Ueberkopfgröße. Mit besonderer Genugthuung er- 
füllte mich der Anblick der zahlreichen Herden von 
prächtigen Rindern auf Mafia. Die Insel versorgt 
sowohl Sansibar als zahlreiche Punkte der Küste 
mit Rindvieh. Um den schädlichen Folgen der In- 
zucht vorzubeugen, habe ich am Nordende der Insel 
die Anlage einer Viehstation unter Leitung eines 
erfahrenen Landwirths und alten Afrikaners an- 
geordnet. 
Der Besuch von Schole-Masia hat wesentlich 
dazu beigetragen, den Eindruck, den ich von dem 
Süden der Kolonie empfangen habe, günstig zu ge- 
stalten. Wenn ich meine Beobachtungen über den 
südlichen Theil des Schußgebietes nochmals kurz zu- 
sammenfassen darf, so ergeben dieselben folgendes 
Resultat: Der Süden bietet durchaus nicht geringere 
Kulturbedingungen als der Norden. Es finden sich 
fruchtbare und gut bewässerte Landschaften, Gebiete 
ür Zuckerrohr= und Kaffeebau, überall zum mindeslen 
ür Kokospalmen. Die Bevölkerung ist leider sehr 
dünn, aber willig und arbeitsam, sogar verhältniß- 
mäßig intelligent. Beim Mangel jeglicher Konkurrenz 
in der Nachfrage sind die Löhne erheblich billiger 
als im Pflanzungsgebiet des Nordens. Endlich bietet 
das weite Hinterland in Gummi und Wachs zwei 
werthvolle Massenartikel der Ausfuhr, deren Ver- 
vielfachung leicht möglich erscheint. 
Dies Alles weist darauf hin, dem Süden mehr 
Aufmerksamkeit als bisher zuzuwenden und gegebenen- 
falls deutsche Unternehmer auch hierher zu lenken, 
um dem Lande Kapital zuzuführen und seine Ent- 
wickelungsfähigkeit zu beweisen. 
  
  
Ueber eine Reise nach Iringa 
schreibt der Missionar P. Basilius O. S. B. in den 
„Missionsblättern“: 
Die Berge, welche das Hochland von Uhehe 
von Mahenge trennen, fallen steil gegen die 
Ebene ab und sehen sich an wie eine finstere, 
drohend sich aufthürmende Riesenmauer. Als wir 
daher gegen 4 Uhr den Anstieg begannen, war 
schon vorauszusehen, daß wir kaum noch auf die 
Höhe kämen. Für die Träger war diese Bergfahrt 
keine kleine Mühsal, mitunter hieß es ganz ordentlich 
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klettern; die Träger mußten sich manchmal gegenseitig 
die Lasten hinaufreichen, was nebst den häufigen 
Ruhepausen den Marsch sehr verlangsamte. Als es 
dunkel zu werden begann, waren wir zwar noch nicht 
oben, aber doch schon hübsch hoch, denn ein eisig 
kalter Wind fegte bereits kräftig über die Höhen. 
Da wir nachts auf diesem Wege nicht weitermarschiren 
konnten, schlugen wir bei einem Brünnlein Lager. 
Bald loderten mächtige Feuer empor, die der immer 
fühlbareren Kälte das Gleichgewicht halten sollten. 
eine Schwarzen waren auffallenderweise viel 
weniger empfindlich als ich; als das Thermometer 
auf 10 Grad gesunken war, zog ich mich zitternd 
vor Kälte ins Zelt zurück. Morgens um 5 Uhr 
hatten wir 8 Grad über Null, eine Kälte zum Er- 
frieren, und das blieb so ziemlich durch ganz Uhehe 
die gewöhnliche Morgentemperatur, die an einigen 
Tagen noch tiefer sank und uns bald veranlaßte, 
etwas später aufzubrechen. Für heute zog ich dop- 
pelte Kleidung an, fror aber dennoch; der Wind, 
welcher in der Nacht nachgelassen hatte, setzte mit 
verdoppelter Heftigkeit wieder ein. 
Nach ungefähr einer Stunde waren wir oben, 
wenigstens 2000 m hoch. Ueber Mahenge lagerte 
dichter Nebel, der nichts erkennen ließ; vor uns aber 
breitete sich das Land im Glanz der eben voll auf- 
gestiegenen Sonne, wie eine sturmbewegte, versteinerte 
See. Unabsehbar hob sich Gipfel an Gipfel, Kamm 
an Kamm, bald nackte Felsen, bald von frischem 
Grase oder spärlichem Buschwerk bedeckt. In den 
tiefeingerissenen Thälern und Schluchten plätscherten 
unzählige Quellen und Bächlein und zauberten eine 
üppige Pflanzendecke an die schroffen Hänge. Hier 
auf freier Höhe, im goldenen Sonnenschein, umweht 
vom kühlen Morgenwind, in dieser prächtigen Land- 
schaft konnte man glauben, auf einmal nicht mehr in 
Afrika zu sein; es war wie ein frischer Maimorgen 
in Europa; selbst meine schwarzen Träger, denen 
doch die vorliegende Landschaft einen schlimmen Marsch 
bergauf, bergab verhieß, konnten sich dem Zauber 
dieses Anblickes nicht entziehen und riefen ein über 
das andere Mal „pazuri hapa, pazuri kweli“ 
(„Schön ist es hier, wirklich schön"). 
Wir näherten uns allmählich dem großen Kihansi- 
fall; seine mächtige Stimme, die uns schon die ver- 
gangenen Nächte in Schlaf gesungen hatte, klang 
immer stärker und vernehmlicher, ein kleiner Höhen- 
rücken trennte uns noch von seinem Thale. Als er 
erstiegen war, drang das gewaltige Rauschen so ver- 
lockend und einladend an mein Ohr, daß ich beschloß, 
meine Träger flußaufwärts vorausgehen zu lassen 
und in Begleitung Jakobs den Abstieg zum Falle 
zu machen. Nach einer leichten Viertelstunde waren 
wir dort. Die beiden Höhenzüge, welche den Fluß 
begleiten, nähern sich hier bis auf wenige Meter und 
fallen dann sowohl gegen die Ebene als gegen sich 
steil ab und bilden in dem fast lothrechten Absturz 
ein gigantisches Felsenthor, durch welches der Kihansi 
sein Wasser in grandiosem Falle in die Tlefe stürzt.
	        
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