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Schmiede und Schusterei sind je fünf bis acht Lehr- "1!
jungen, zum Theil auch schon Gesellen; bei unseren
fortgesetzten Neubauten ist schon eine größere Anzahl
aben zu Maurern ausgebildet worden; unter An-
leitung und Aufsicht eines Bruders betreiben acht
schwarze Knaben mit sehr gutem Erfolg den Anbau
europäischer Gemüse, die lleineren sind beschäftigt,
die Schamben auszuroden cc.
Die Hauptarbeit des Berichtsjahres war in
Kollasini der Bau einer schönen, geräumigen Kirche,
welche jetzt unter Dach gebracht ist und in etwa zwei
Monaten dem Gebrauche übergeben werden kann.
Außerdem wurden auch noch Werkstätten für
Schreiner und Schlosser gebaut und an den anderen
Häusern manche bauliche Verbesserungen vor-
genommen. Im Verlauf von drei Jahren wurden
in Kollasini gebaut: ein geräumiges Kloster für die
Missionare, ein großes Waisenhaus, berechnet für
200 Kinder, davon getrennt die Katechetenschule,
verschiedene Werkstätten für Schlosser, Schreiner,
Schuster; Stallungen; endlich im letzten Jahre eine
dreischiffige Kirche, 30 m lang und 15 m breit.
Die Feldarbeit hat unter der Bauthätigkeit etwas
gelitten. Aber immerhin wurde die Wildniß in der
nächsten Umgebung der Mission ausgerodet; sehr
erträgnißreiche Gemüsegärten sind in wasserreichen
Thälern angelegt, etwa 3000 Kokosnüsse wurden
ausgepflanzt; auch Versuche mit Vanille, Teakholz,
Agaven wurden gemacht, wozu die Kulturabtheilung
des Kaiserlichen Gouvernements in sehr entgegen-
kommender Weise Sämereien und Setzlinge zur Ver-
fügung stellte.
Eine Herde von 30 Stück Rindvieh liefert für
die Missionare in Kollasini und Dar-es-Saläm aus-
reichend Milch, Butter und Käse. Bis jetzt blieb
unsere Viehherde noch stets von Seuchen verschont;
die Erfolge in der Viehzucht sind sehr befriedigend.
Der Grundbesitz der Mission wurde im letzten
Jahre durch neue Ankäufe bedeutend vermehrt. Die
nächste Umgebung des Missionshauses bleibt für
Anlagen, Gemüsegärten, Plantagen reservirt. Etwa
20 Minuten weit entfernt hat sich das Christendorf
St. Placidus, eine Viertelstunde von diesem entfernt
ein zweites Dorf St. Michael gebildet. 84 theils
christliche, theils noch heidnische Familien haben sich
in diesen zwei Dörfern angesiedelt und unterstehen
der Leltung der Mission. Im letzten Jahre wutden
in Kollasini 54 Taufen gespendet. Die ganze Mission
zählt 168 Christen und 224 Katechumenen.
III. Lukuledi. Superior der Mission Lukuledi,
welche im Jahre 1895 gegründet wurde, ist P. An-
tonius Ruedel, O. S. B., welcher unterstützt wird
von einem Pater, einem Bruder und drei Schwestern.
Ein Bruder ist während des Berichtsjahres gestorben;
zwei Schwestern, welche schon zwei Jahre auf der
dortigen Station und überhaupt sieben Jahre öhne
Unterbrechung in Afrika thätig waren, sind soeben
gerade durch neue Kräfte abgelöst worden und
werden demnächst nach Europa in Urlaub gehen.
Die Missionsstation, seinerzeit auf ausdrücklichen
Wunsch der Bevölkerung gegründet, hatte von vorn-
herein großen Einfluß, welcher im letten Jahre noch
bedeutend gestiegen ist. Die Gegend ist bewohnt von
den intelligenten Stämmen der Yao und Makna,
welche fast durchweg dem Wirken der Missionare ein
ungewöhnliches Verständniß und Interesse entgegen-
bringen.
In Lukuledi leiten die Patres ein Waisenhaus
für Knaben, die Schwestern ein solches für Mädchen.
Mit beiden ist je eine Elementarschule verbunden.
Die Zahl der Internatskinder sowohl als die der
Schüler und Schülerinnen wechselt sehr. Als be-
ständige Schulbesucher werden 40 Knaben und
35 Mädchen angegeben.
Auch in Lukuledi wird das Erzlehungsprinzip
beobachtet, mit dem Unterricht Arbeit zu verbinden.
Die Schul= und Internatskinder sind angehalten,
einen Theil des Tages der Arbeit zu widmen. Die
Yao und Makna, tüchtige und fleißige Ackerbauer,
suchen das praktische Verfahren, welches sie in der
Mission sehen, in ihren eigenen Feldern nachzuahmen
und verwenden gerne die Sämereien und Pflanzen,
welche sie von den Patres erhalten.
IV. Nyangao. Im September letzten Jahres
wurde am Zusammenfluß des Nyangao und Lukuledi,
drei Tagereisen hinter Lindi und ungefähr auf der
Mitte des Weges zwischen Lukuledi und Lindi, die
Missionsstation Nyangao gegründet. Superior der
Station ist P. Severin Hofbauer O. S. B., welcher
unterstützt wird von zwei Laienbrüdern. Ein Bruder
ist im Monat Mai d. Js. gestorben.
Die Station liegt in einer landschaftlich schönen,
fruchtbaren Gegend, hart am steks wasserreichen
Nyangaofluß. Bis jetzt wurden auf der Station die
nölhigen Wohnräume gebank sowie eine Kirche, Schule,
Magazine und Stallungen — alle Gebäude sind nach
Negerart aus Bambusstäben hergesiellt. Bereits
wurden auch mehrere Tausend Ziegel geformt und
getrocknet, mit denen baldigst ein massivercs und ge-
sunderes Wohnhaus gebaut werden soll. Die Be-
wohner der Gegend sind theils Nao und Makua,
theils Mwela. Auch hier findet die Mission das
gleiche Vertrauen und Entgegenkommen der Bevöllke-
rung wie in Lukuledi, und wir hegen die Hoffnung,
daß in wenigen Jahren von Lukuledi nach Nyangao
und von da nach der Küste sich eine fortgesetzte Kette
von Missionsposten und Christendörfern bilden werde.
In Nyangao finden sich gegen 150 Personen zum
Unterricht und Gottesdienste ein. Gleich bei Be-
gründung der Mission wurde auch eine Schule eröffnet.
Die Zahl der Schüler wechselt zwischen 40 und 20.
Die Mission hat schon im ersten Jahre ein
ziemlich großes Stück Wildniß ausgerodet und in
Schamben (Felder) verwandelt.
V. Iringa. Schon lange hegten wir den
Wunsch, auch in den westlichen Gebirgsländern unserer