plötzlich steht ein elngeborener Spion auf einer An-
höhe zwischen diesen genannten Dörfern und schreit
fürchterlich (um die Mörder zu warnen). Der Mann
wird festgenommen und ihm der Mund verbunden,
damit er nicht mehr schreien kann, und die Truppen
marschiren weiter. Herr v. Hagen voran. Er ließ es
sich nicht nehmen, der Erste zu sein. Plötzlich kommt
aus einem Versteck hinter einem Baume ein Schuß,
trifft die Brust des Herrn v. Hagen, er sinkt, ohne
einen Ton von sich zu geben, zusammen und ist todt.
Nur ganz leise konnte er noch die Hand des Herrn
Dr. Hahl drücken. Es gab eine große Panik unter
den Leuten, den Führer fallen zu sehen, und Dr. Hahl,
der schnell nach dem Platz sprang, von wo der Schuß
kam, fand Alles leer. Nun bahrte man die Leiche
und brachte sie zum Strand; zwei Stunden hat der
Marsch bis dorthin gedauert.
Während dort im Busch sich so Trauriges er-
eignete, machte hier, nichts ahnend, S. M. S.Falker
die Anker fest, Herr Boluminski und Boten waren
vorausgeeilt, um Boote zu holen, eine Partie nach
Friedrich Wilhelmshafen, und Herr Boluminski kam,
um hier Nachricht zu bringen und die Barkasse zu
holen, um noch die Leiche vor Abend ins Haus zu
bringen. Nicht ahnend, ein Kriegsschiff hier zu finden,
freute er sich, als er es sah, so mit Allem schneller
zum Ziel zu kommen. Er hatte sich auch nicht ver-
rechnet, der Kommandant gab sofort seine Pinasse
und Leute und trotz hoher See hatten wir Herrn
v. Hagen bei Dunkelwerden in seln nun so stilles
Haus tragen können. Den anderen Tag, Sonntag,
versammelten wir uns Alle um 8 Uhr früh, um dem
lieben Todten das letzte Geleit zu geben. Herr
Hoffmann sprach am Sarge über 1. Sam. 20 V. 3:
„ Es ist nur ein Schritt zwischen mir und dem Tode.=
Dann wurde der Sarg zur Gruft getragen; wir
haben, seinem Wunsche gemäß, das Grab im neuen
Park gemacht. Der Kommandant von S. M. S.
„Falker mit seinen Osffizieren und der Mannschaft
folgten dem Sarge, und nachdem ein kurzes Gebet
gesprochen, wurden die Salven abgegeben. Herr
Dr. Hahl hat auch im Hause am Sarge den Dank,
den wir und die Kompagnie dem Verblichenen schul-
den, für alle seine Verdienste ausgesprochen.
Dienstag gingen Dr. Hahl, Dr. Wendtland, Blum
und zwei Polizeiunteroffiziere mit der Schutztruppe,
die aus dem Archipel zur Unterstützung des Herrn
Dr. Hahl mit dem „Falker angekommen war, noch
einmal an die verschiedenen Plätze, um die Mörder
zu fangen und die Dörfer zu bestrafen, die den
Mördern Herberge gegeben. Das Kriegsschiff schickte
erst einige Schüsse voraus. Erst am Mittwoch konnte
vielen Regen und Nebels wegen die Arbeit begonnen
werden. In den Dörfern waren die Leute alle
fortgelaufen, nur einen alten Mann fand man
vor seiner Hütte, der auch als Geisel mitgenommen
wurde. Zu derselben Zeit, wohl aus Furcht vor
den Kriegsschiffen, war ein französisches Schiff,
„L'Eures, mit dem Bischof aus dem Archipel ge-
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kommen, um Herrn v. Hagen einen Besuch zu machen.
Aus Furcht vor den beiden Kriegsschiffen fingen die
Eingeborenen von Maraga die Mörder nun ein. Es
war unter ihnen die bange Frage entstanden, wie
es wohl die weißen Männer machen mögen: Aber
das ist wahr, sie pfeifen einmal, dann kommt gleich
ein Schiff, und sie pfeifen wieder, dann kommt noch
ein Schiff und so sind sie, die weißen Männer, doch
sehr mächtige Leutele Da auf die Köpfe der Mörder
eine Belohnung ausgesetzt war, schnitten die Ein-
geborenen dem Ranga und Opia dieselben ab und
brachten sie, in einen Sack gesteckt, hier mit großem
Triumph an. Die Köpfe wurden bis zum Abend
zur Beruhigung aller Leute ausgestellt. Alle Ge-
müther waren seit Wochen erregt, die Mörder um-
schlichen des Oefteren die Station, um nach Gewehren
und Patronen Umschau zu halten. Ein Gewehr
hatten sie einem chinesischen Fischer in Maraga ab-
genommen und den Menschen dabei todtgeschlagen.
Darum waren die Eingeborenen dort ihnen auch
nicht gewogen, da im Handgemenge auch einige Ein-
geborene etwas abbekommen hatten. Um den Mör-
dern Ranga und Opia hier den Verkehr abzuschneiden,
hatte Herr v. Hagen mit dem Schiff zuvor sümmt-
liche Bukaleute mit Frauen nach dem Bismarck-
Archipel versetzt. Dadurch war auch im Nu eine
neue Polizeitruppe geschaffen, leider noch Uunge-
schulte Leute, Javanen und andere schwarze Jungen,
die die Leute oft hier nachts gesehen haben wollten,
aber stets wie verstört davongelaufen sind.“
RAus dem Bereiche der Wissionen und
der Antishlaverei-Bewegung.
„Unter dem rothen Kreuz“ meldet, daß Schwester
Gertrud v. Liers in Dar-es-Saläm durch Schwester
Martha Selig abgelöst wird. Ablösungen für
Kamerun und Windhoek sind unterwegs.
Aus der St. Antonius-Mission in usigi-
Urundi (Nordseite des Tanganyikasees) berichtet P.
van der Burgt in „Kreuz und Schwert“ Folgen-
des (vergl. Kol. Bl. 1897 S. 106 ff.):
Bald ein halbes Jahr besteht jetzt unsere Mission.
Sie läßt sich sehr gut an und scheint eine glänzende
Zukunft zu haben. Augenblicklich sind wir noch zu
Zweien: P. van den Biesen und ich; Arbeit haben
wir aber für Zehn. Glücklicherweise ist ein dritter
Pater, der hochw. Herr van der Wee, auf dem
Wege zu uns. Die Gegend ist gesund, die Bewohner,
besonders die Kinder, haben einen offenen Kopf; sie
lernen sehr rasch. Für den Augenblick haben wir
noch wenig Kinder in die Mission ausgenommen,
aber im Mutterhause zu Uschtrombo giebt es eine
gute Anzahl aus Urundi, Ubembe, Ubwari, Uvira 2c.