Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

dürfen. Es ist eine neue Station, Bulagoa, für den 
Kingastamm im Livingstoniagebirge angelegt worden. 
  
Vom 18. bis 21. September fand in Kisserawe 
die jährliche Konferenz der Missionare an der Küste 
und in Usaramo statt. Zugegen waren die Brüder 
Worns, Peters, Cleve, Liebau und Ostwald. 
Vorher hatten sich schon die Brüder Worms, 
Liebau, Peters und Cleve in den Tagen vom 
13. bis 17. August zu einer Besprechung vereinigt, 
in welcher über die Erziehung befreiter Sklaven, 
über Berathung der Schwarzen in Rechtsstreitigkeiten, 
über die Arbeit in Dar-es-Saläm und die Schul- 
thätigkeit in Kisserawe verhandelt wurde. Auf der 
Septemberkonferenz kamen die vom Vorstande für 
dieses Jahr gestellten Themata zur Verhandlung. 
Bruder Liebau theilt mit, daß die Brüder in 
Kisserawe beabsichtigen, die Arbeit in Sungui auf- 
zunehmen. 
  
Die evangelisch-lutherische Mission zu 
Leipzig hat ihre Thätigkeit in Deutsch-Ostafrika im 
Jahre 1893 ausgenommen und bis jetzt unter dem 
Volk der Wadschagga am Kilimandjaro drei Sta- 
tionen gegründet: Nkarungo, Mamba und Moschi, 
auf denen fünf ordinirte Missionare und ein im 
Baufach ausgebildeter Missionsökonom stationirt 
waren. Zwei der Missionare sind verheirathet. 
Dem Auftrage des Kollegiums gemäß haben sich, die 
Missionare Seg ebrock und Ovir nach dem Mern 
begeben, um mit der Gründung der Station zu be- 
ginnen, sind aber, wie bekannt gegeben, leider in 
der Nacht vom 19. zum 20. Oktober am Mern 
ermordet worden. Beide sind nur etwas über 
ein Jahr in Afrika thätig gewesen. 
In Britisch-Ostafrika hat die Leipziger Mission 
drel Stationen: Jimba, Mbungu und Ikutha. 
Diese Stationen sind von der im Jahre 1886 von 
Pfarrer Ittameier in Hersbruck gegründeten Ge- 
sellschaft für evangelisch-lutherische Mission in Ost- 
afrika, der sogenannten Bayerischen Mission, 
unter den Wakamba angelegt worden. Im Jahre 
1893 übernahm die Leipziger Mission die Arbeit 
unter den Wakamba, nachdem sich die Bayerische 
Mission mit ihr vereinigt hatte. Auf den drei 
Stationen waren im vorigen Jahre sieben Missio- 
nare, von denen drei verheirathet waren. Einer 
von ihnen, Missionar Kämpf, erlag am 4. Sep- 
tember 1896 dem Klima. 
  
Der Missionar H. C. Enns ist mit seiner Frau 
vom Komitee der Baptisten-Mission zu Steglitz nach 
Kamerun entsandt worden. 
  
Einem Briese des Pallotinerbruders Johann 
Schäfer aus Engelberg, vom 26. April 1896, ab- 
gedruckt in „Kreuz und Schwert“, entnehmen wir 
Folgendes: 
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Hier oben ist eine herrliche Aussicht über die 
Wassermassen des ungeheuren Weltmeers. Bei hellem 
Wetter sieht man die Insel Fernando-Po mit ihren 
Bergen und Häusern; man sieht die deutschen und 
englischen Dampfer und die Kriegsschiffe aus weiter 
Ferne in Viktoria und Kamerun einlaufen und ihre 
Waaren ausladen, ja zuweilen enthüllt sich unserem 
Blick noch Malimba und selbst Kribi. Hinter uns 
haben wir den bis in die Wolken sich erhebenden 
alten Götterberg. Am 17. Januar hatte er eine 
Schneekappe aufgesetzt, ebenso am heiligen Osterfest, 
also weiße Ostern. Unser schwarzer Aloysius aus 
Marienberg wollte hinaufsteigen, den Schnee in 
Flaschen füllen und ihn den Buben in Marienberg 
senden, denn so etwas hätten sie in ihrem Leben 
dort nicht gesehen. 
Auf dem Engelberg haben wir von der Kälte 
nicht viel verspürt; es war nur angenehm kühl. 
Möge der Götterberg doch bald eine Stätte des 
wahren Gottes werden! An unserem guten P. Eck- 
mann hat die Mission einen großen Verlust erlitten. 
Er war ein überaus eifriger Missionar, der sich 
selbst vergaß und sich keine Ruhe gönnte, um an der 
Bekehrung der Neger zu arbeiten und Seelen zu 
retten. 
Wir sind hier auf dem Engelberg vollauf be- 
schäftigt mit Bauen und mit der Kaffeefarm. Der 
eine Flügel des Wohnhauses ist zum Einziehen 
fertig; ferner haben wir eine Schule gebaut, aus 
Wellblech mit Cementboden, und jetzt sind wir am 
Bau der Kirche. Sie ist schon unter Dach und soll 
am Schutzengelfest eingeweiht werden. Mit dem 
Bauen hatten wir Pech. Jetzt ist Tornadozeit und 
alle 2 bis 3 Tage kommt ein tüchtiges Unwetter. 
Am St. Georgstag, 23. April, hatten wir die Kirche 
aufgestellt und nachts kam ein Orkan und Gewmitter, 
dergleichen man selbst hier noch kaum erlebt hat. 
Starke Bäume wurden ausgerissen, unser Haus 
wankte, das Dach wurde hinweggetragen und der 
Regen ergoß sich in Strömen. Wir hatten nichts 
Erligeres zu thun, als Regenschirme aufzuspannen, 
Kübel, Eimer und Wasserrinnen herbeizuschaffen, da- 
mit wir nicht gar auf dem Götterberge ertränken. 
Der P. Präfekt befürchtete, das Haus könnte um- 
fallen und wir sammt Haus ins Kaffcethal hinab- 
geschwemmt werden. Er wollte sich in die Küche 
flüchten, ich hielt es aber für gefährlich, denn die 
Palme vor derselben konnte umfallen und uns in 
der Küche erschlagen. Am meisten war mir bange 
um unsere arme Kirche und ich hatte mich nicht ge- 
täuscht. Als es ruhiger wurde, ging ich auf den 
Kirchhofsplatz. Stellen Sie sich mein Entsetzen vor! 
Der ganze Bau lag umgeworfen kreuz und guer, 
durch= und übereinander. Die Zapfen der Balken 
waren abgerissen, einige Balken in der Mitte ge- 
brochen. Unsere Mühe, unsere Arbeit, unser Schweiß 
waren umsonst; wir mußten wieder von vorn be- 
ginnen. 
Das Hospital wird gebaut, sobald die Kirche
	        
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