Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

geht nach auswärts, auch bis an die Küste, besonders 
die englische Goldküste. 
Die Fullani sind vorzügliche und fleißige Vieh- 
züchter, die, wenn sie wie jetzt den Schutz der Re- 
gierung genießen, voraussichtlich in kurzer Zeit ihre 
Viehbestände wesentlich erweitern werden. Ich pro- 
tegire sie nach Möglichkeit. Sie sind die Land- 
bevölkerung dieser Gegenden. Sie hängen den größeren 
Centren an, denen sie Fleisch, Milch und Butter für 
den Markt liefern. Ihre Zahl im Lande ist nicht 
unbeträchtlich und sie sind wirthschaftlich zur Zeit 
wohl der werthvollste Bestandtheil desselben. 
Um Dadaure und die nahe gelegenen Dörfer 
sind die Farmen von bedeutender Ausdehnung. In 
Dadaure besprach ich mit Yabo die Stationsgründung. 
Er ritt mit mir auf die fünf Minuten nördlich ge- 
legene Anhöhe, die das ganze Land rundum beherrscht, 
von einem Bach umflossen wird, und die ich für die 
Stationsanlage gewählt hatte. Ich habe bei dieser 
Gelegenheit zum ersten Mal Yabo gegenüber von 
einigen kleinen Ansprüchen, die die Station von ihm 
erwartet, gesprochen und ihm sein Verhältniß zur 
Station und der Regierung beleuchtet. Er that sehr 
erfreut und war mit Allem einverstanden. 
Von Dadaure bin ich dem alten direkten Weg 
gefolgt, der die Hauptstraße ins Innere war, als 
Dadaure noch Residenz war. Ich habe gefunden, 
daß er genau so gut ist wie der neue über Paratau 
und vielleicht etwas kürzer. Er führt über eine 
niedere Paßhöhe direkt nach Pasua und kommt hier 
mit der neuen Straße zusammen. 
Diese Reise dauerte vom 6. bis 19. Oktober. 
Herr Schroeder hatte unterdessen an dem Ausbau 
der Station Kirikiri weitergearbeitet. 
Am 30. Oktober mußte ich nach Tshamba. Ein 
Stadttheil hatte meine Soldaten, die ich zur Ein- 
bringung eines Uebelthäters hingeschickt hatte, ange- 
griffen und einen durch einen Gistpfeil verwundet. 
Durch die kluge und thatkräftige Hülfe des Limams 
von Tshamba gelang es mir, die Sache an Ort und 
Stelle gut und friedlich beizulegen. 
Der Limam bereitete mir den stattlichsten Empfang, 
den ich hier im Lande erlebt habe. Er kam mit 
30 Reitern zwei Stunden weit entgegen und geleitete 
mich mit Konzert und Reiterspielen bis auf den 
Königsplatz, wo wir das Palaver vor einer großen 
Versammlung regelten. Tshamba ist ein Komplex 
von einer großen Anzahl von Dörfern, größer als 
Bafilo, drei große Märkte, ein werthvoller Besitz 
für uns. Bei Basida hatten die Franzosen, nach dem 
Schießen zu urtheilen, ein kleines Gefecht. Ich ließ 
im Süden der Stadt zwischen den Wegen nach Pa- 
ratau und Alibi eine Station von sechs großen Hütten 
bauen, die jetzt bereits fertig sind. Dann besuchte 
ich die Häuptlinge von Alibi und Kutjoni, welch 
Letzteres sehr hübsch und in einem kleinen Walde von 
mehreren Kilometern Durchmesser liegt. Alibi hat 
über 1000, Kutjoni über etwa 500 Hütten. Das 
Land ist hier in der Ebene fruchtbarer als in den 
84 
  
westlichen Theilen, die ich eben bereist hatte. Es 
wird besonders viel Baumwolle gepflanzt. Man 
spricht in Tshamba eine andere Sprache als Kotokoli. 
Wie einige sagen, soll Tshamba eine Basarinieder- 
lassung sein. Am 3. November war ich wieder in 
Kirikiri. Am 8. mußte ich nach Paratau (ein starker 
Tagemarsch von Kirikiri), um ein Palaver mit Jambo 
zu erledigen, das sich durch einen Clerk nicht machen 
ließ. Von Paratau marschirte ich nach Kushunti und 
Kambole, Letzteres liegt nach meinen Wegaufnahmen 
noch mindestens 5 km von der französischen Grenze, 
beide südöstlich von Alibi. Es sind die schlimmsten 
Raubnester meines Gebietes zusammen mit den in 
der Nähe liegenden Gobi und Bugu. Der ganze 
Handel zwischen Tshamba und Blitta, Pessi r2c. wird 
durch sie beständig gestört, und untereinander liegen 
sie beständig im Kampf. 
Ich habe in einer großen Versammlung in 
Kushunti den Frieden unter ihnen vereinbart und das 
Versprechen erhalten, daß das Wegelagern an der 
Straße nach Pessi und überhaupt eingestellt werden 
solle. In Kughunti habe ich zwei Soldaten stationirt. 
Kambole leistete meinem Rufe nicht Folge und er- 
klärte, daß es mit mir fechten wolle, wenn ich käme. 
Ich kam am 12. November. In der Nacht vorher 
hatte mir Alibi etwa 100 Bogenschützen und Tshamba- 
einige Reiter mit Speer und Fanghaken zu. Hülfe 
geschict. Ganz Kushunti, wohl 600 Krieger, war 
auf den Beinen. Wir wurden in Kambole, das wie 
Kushunti von einem Waldsaum umgeben ist, sofort 
angegriffen. Da wir wenig Patronen hatten, stürm- 
ten wir nach einigen Salven mit Erfolg. Außer 
einem Kushuntimann waren auf unserer Seite keine 
Verluste. 
Ich habe dem Häuptling sagen lassen, daß er 
kommen müsse und Frieden versprechen. Das wird 
wohl mit der Zeit geschehen. Am 14. November 
kehrte ich nach Kmikiri zurück. Zu wissenschaftlichen 
Arbeiten habe ich zur Zeit noch wenig Muße. Meine 
Sammlungen stehen noch in sehr bescheidener Aus- 
dehnung. Gesundheitlich geht es uns Allen gut. 
Ueber die Aussichten, die sich an die Verwaltung 
dieses Theiles der Kolonie knüpfen, werde ich der 
Landeshauptmannschaft meine Ansicht vorlegen, sobald 
ich in alle Verhältnisse genügend eingeweiht sein 
werde. 
  
Aus dem BPBrreiche der Wiss#onen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Ueber die Sklaverei im Protektoratsgebiete von 
Sansibar verbreitet sich ein von der englischen Re- 
gierung veröffentlichter Bericht des Vizekonsuls 
O'Sullivan auf Pemba (Parlamentarische Druck- 
sache Afrika Nr. 1, 1898). Der Bericht sagt, die 
Sklaveneinfuhr habe so gut wie aufgehört, während 
hingegen insgeheim noch sehr viele Sklaven aus der 
Insel nach der Benadirküste oder nach dem persischen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.