Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

wochenlang an dem Mkata liegen bleiben müssen. 
Die Station wird den Versuch machen, an der Brücke 
eine Neuansiedelung zu begründen. Der Boden in 
der unmittelbaren Nähe des Mükata ist fruchtbar. 
Auf der Station ward an der Fertigstellung des 
sogenannten Griechenhauses gearbeitet. In der 
unteren Etage ist die Wohnung und der Laden eines 
griechischen Händlers, der für dieselben eine monat- 
liche Miethe an die Stationskasse entrichtet. In der 
oberen Etage sind zwei einstweilen von Unteroffizieren 
bezogene Europäerwohnungen. Das Griechenhaus 
ist sehr praktisch und luftig aus gutem Material 
erbaut worden. 
Die Viehwirthschaft der Station ist als geradezu 
ausgezeichnet zu bezeichnen. Krankheiten scheinen gar 
nicht unter dem Rindvieh zu herrschen. Jedenfalls 
sind Erscheinungen, welche auf Texasfieber oder Surra 
(Tsetse-Krankheit) schließen lassen könnten, bisher 
nicht beobachtet. Nur die Schweinezucht will nicht 
recht gedeihen. Die Schweine sterben häufig an 
einer Krankheit, über deren Natur man sich völlig 
unklar ist. 
Am 9. trat ich mit dem Stationschef Brosig 
gemeinsam die Reise nach Mpapua an. Brosig 
wollte wegen Grenzfragen und Wegebau in Mpapua- 
persönlich Rücksprache nehmen. Der zweitägige Marsch 
von Kilossa bis zum Gombo-See führt bergauf, 
bergab durch steppenartig bewachsenes Hügelland. 
Zu umgehen sind die hier quer vorgelagerten Usagara- 
berge, die äußerst steinig sind, nicht. Diese Strecke 
wird daher nur mit erheblichen Kosten in eine Fahr- 
straße verwandelt werden können. Zur Zeit ist hier 
das Fahren durchweg ausgeschlossen und der Weg 
zum Theil selbst für Träger kaum passirbar. Das 
Gebiet ist vollständig verödet, da es fortwährenden 
Berwüstungen durch die Wahehe jahrelang ausgesetzt 
war. Bei Muini Sagara besuchte ich die Trümmer 
der ersten Ansiedelung der Deutsch-ostafrikanischen 
Gesellschaft (Peters) und ließ mir von den Einge- 
borenen den Platz zeigen, an welchem seinerzeit der 
Arzt Arning nach dem Tode des Lieutenants 
Brüning mit wenigen Askaris Tausende von Wahehe 
geschlagen hat. 
Zwischen Muini Sagara und dem Gombo-See 
liegt auf dieser Strecke in der fruchtbaren Umgebung 
des Kidetebaches, der einer großen festen Brücke be- 
darf, die nach Verabredung der beiden Stationen 
die Station Mpapua über diesen Grenzfluß schlagen 
wird, die einzige größere geschlossene Negersiedelung. 
Der Gombo-See liegt wildromantisch am Fuß 
steiniger mit Sansivieren, Kandelaber-Euphorbien 
und Akazien bewachsenen Berge. Seine Umgebung ist 
der Tummelplatz von Elefanten, Nilpferden, Nas- 
hörnern und kleinerem Wilde aller Art. 
Vom Gombo-See ab wurde Mpapua mit elf- 
stündigem Marsche am 11. Dezember erreicht. Der 
Weg führt durch ziemlich ebene unbewohnte, wasser- 
leere Baumsteppe. Diese Strecke würde ohne be- 
sondere Schwierigkeiten in fahrbaren Zustand gebracht 
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werden können. Der Weg war durch Askaris unter 
Hülfe von Eingeborenen reichlich breit ausgeschlagen. 
Die Strecke vom Gombo-See bis Mpapua muß 
durch Anlegung eines Halteplatzes mit Brunnen in 
zwei Tagemärsche getheilt werden. Es sind in der 
Steppe Punkte zu finden, deren etwas fruchtbarerer 
Boden die Begründung einer Ansiedelung von Far- 
bigen ermöglicht und die ihrem Aussehen nach das 
leichte Auffinden von Wasser durch Bohrung ver- 
muthen lassen. 
Die in weiter, wenn auch wenig fruchtbarer Ebene 
auf sanfter Höhe gelegene Station Mpapua macht 
äußerlich einen sehr stattlichen Eindruck. Der Innen- 
bau ist anscheinend gut und haltbar. Der augen- 
blickliche Stationschef., Hauptmann Matting, hat 
durch einen kleinen Umbau eine hübsche geräumige 
Messe geschaffen. Die fünf Europäer der Station 
waren gesund, wie denn auch die ganze Umgebung 
von Mpapua vermuthen läßt, daß dieselbe für para- 
sitische Krankheiten kein guter Nährboden sein wird. 
Auch Mpapua besitzt eine große Viehherde. Für 
Gartenbau und Anlage von Getreidefeldern für die 
Stationsbesatzung geschieht in Mpapua sehr viel. 
Auch besitzt die Station einen guten Getreidespeicher, 
welcher namhafte Vorräthe von Mtama, Uwele und 
Erdnüssen zur Zeit aufweist. Der Verkehr der Station 
mit den umwohnenden Farbigen, meistens Wagogo 
und Massai, ist ein sehr lebhafter. Seitens der 
Station wird täglich Schauri abgehalten und dieses 
von Dutzenden von Leuten besucht. Als ein Denkmal 
der ersten Entwickelungsgeschichte Deutsch-Ostafrikas 
ragen eine Viertelstunde von der Station an steilem 
Bergabhange die Trümmer der Niederlassung der 
Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft empor, auf welcher 
in der Aufstandszeit der Kaufmann Nielsen im 
Kampf gegen die Eingeborenen fiel. 
Am 17. ward auf dem Rückmarsch Kilossa wie- 
derum über den Gombo-See und Muini Sagara 
gegen 9 Uhr morgens erreicht. 
Am 19. Dezember ward die Weiterreise nach 
Kisaki angetreten über Kwa Ngombo, den Mkatafluß, 
Some, Mgota, Kwa Mgunda, Kirengwe. Am 26. 
morgens ward Kisaki erreicht. Soweit dieser Weg 
durch Steppe führte, waren vielfach sehr schöne Be- 
stände an Eisenholz (Acacia nigrescens) festzustellen. 
Im fruchtbaren Flußgebiete des Sonne, welches bis 
vor kurzer Zeit durch die ewigen Einfälle der Mafiti 
und Wahehe vollkommen verödet war, stößt man hier 
und da auf Neuansiedelungen. Um Kwa Mgunda 
scheint der Boden zum Theil außerordentlich fruchtbar 
zu sein, ebenso wie rechts und links von dem als 
Fußpfad dienenden alten Flußbett des Kikundi. Hier 
in diesem Gebiete werden unzweifelhaft zur Anlage 
von größeren Kaffee= oder auch Tabakplantagen ge- 
eignete Bodenstrecken zu finden sein. Hingegen sind 
die Rufutoberge zum großen Theil steinig und un- 
fruchtbar. Früher sollen dieselben von großen Herden 
von Büffeln, Elenantilopen, Elefanten belebt gewesen 
sein. Büffel und Elenantilopen fielen der großen
	        
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