Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Perschiedene MWittlzeilungen. 
Unterricht in der Dauf#asprache. 
Durch die Staatshaushaltsetats des Reiches und 
Preußens des Rechnungsjahres 1897/98 wurden dem 
Seminar für orientalische Sprachen die Mittel zur 
Verfügung gestellt, eine afrikanische Sprache, die bis 
dahin im Seminar nicht vertreten war, das Haussa, 
in seinen Lehrplan aufzunehmen. Von Wichtigkeit 
ist diese Sprache für uns in zwiefacher Hinsicht, 
einmal für die Ausbeutung unserer kolonialen In- 
teressen, insofern sie im Hinterlande von Togo und 
Kamerun gesprochen wird, ganz besonders aber für 
die Interessen des Handels, da die Haussa das 
Handelsvolk par excellence sind, welches den 
ungeheuern Westen von Afrika, speziell den ganzen 
Sudan, den Tschadsee, kommerziell und finanziell 
beherrscht. 
Um nun zu einer effektiven Vertretung dieser 
Sprache, welche allen Anforderungen des Unterrichts 
wie der Praxis gewachsen ist, zu gelangen, wurde 
Herr Dr. Julius Lippert, der sich bereits als 
Kenner der arabischen Sprache durch mehrere 
Poblikationen vortheilhaft belannt gemacht hatte, 
vom Seminar für orientalische Sprachen nach Tunis 
und Tripolis geschickt, wo er dank gütiger Unter- 
stützung seitens des Herrn Generalkonsuls v. Bany 
in Tunis und des italienischen Konsulats in Tripolis 
Gelegenheit hatte, sich im Verkehr mit gebildeten 
Mitgliedern der dort zahlreichen Haussakolonien 
sowohl mit dem Wesen ihrer Sprache als auch mit 
den handelsgeographischen und geschichtlichen Verhält- 
nissen des Sudan vertraut zu machen. Für den prakti- 
schen Unterricht, der nach Analogie der übrigen beim 
Seminar vertretenen Sprachen durch einen Ein- 
geborenen ertheilt werden soll, hat Dr. Lippert, 
nachdem ein Versuch, einen solchen aus dem Hinter- 
lande von Togo zu finden, mißlungen war, im Auf- 
trage des Seminars den Fakih Muhammed Beschir 
ben Abd-es-Saläm al-Ghati, aus Kano (Sultanat 
Sokoto) gebürtig, engagirt, der am 17. d. Mts. in 
Berlin angelangt ist und sein Amt als Lektor der 
Haussasprache angetreten hat. 
Versendung von Zämereien tvopischer und subtropischer 
utz= und Siergewächse. 
Eine Anzahl Sämereien tropischer und subtropischer 
Nutz= und Ziergewächse, die aus dem botanischen 
Garten zu Baeoda in Indien stammen, sind neuer- 
dings durch die botanische Zentralstelle in Berlin an 
eine Reihe von Stationen der Schutgebiete zur Ver- 
theilung gelangt. Es haben erhalten: Windhoek 
27 Arten, darunter besonders raschwüchsige Bäume, 
wie Casuarinen, Albizzien und Sykomoren, ferner 
Dattelpalmen, Seisenbäume, Erythrinen und Caesal- 
pinien; Victoria 39 Arten, von denen Livistona- 
palmen, das echte indische Sandelholz, Kinobaum 
361 
  
und Bassia latifolia erwähnenswerth sind; Kete- 
Kraschi 19 Arten verschiedener Nutzhölzer; Dar-es- 
Saläm 37; Kuirenga 10; Moschi 9 und Kwai 
11 Arten, hauptsächlich werthvolle Bäume, Medizinal- 
und Zierpflanzen. 
Eingegangen sind: 
1. 220 Nummern Herbarpflanzen aus Yaunde und 
Bijinde in Kamerun, von Herrn Zenker für 
das Botanische Museum gesammelt und sehr 
werthvoll, 
2. 47 Nummern Herbarpflanzen und 20 Nummern 
Sämereien vom Landwirth Eick aus Kwai in 
Usambara und 
3. Saatgut der in den Haussaländern zur Verwen- 
dung kommenden Indigopflanzen vom Stations- 
vorsteher Grafen Zech in Kete-Kraschi. 
Aufbebung des Ronsulats in Cuittah#. 
Das Kaiserliche Konsulat in Quittah (Goldküste) 
ist eingezogen worden. Die dortigen Konsulats- 
geschäfte werden fortan vom Kaiserlichen Gouverne- 
ment in Lome wahrgenommen. 
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Deutsche Pandels- und Plantagengesellschaft der 
Züdsee-Inseln zu Damburg. 
Der Bericht über das Geschäftsjahr 1897 äußert 
sich über die erzielten Resultate günstig. Im Kopra- 
markt begann in der zweiten Hälfte des Jahres eine 
aufsteigende Bewegung, die Pflanzungen lieferten eine 
größere Ernte, während andererseits weitere Er- 
sparungen in den Betriebskosten der Unternehmung 
durchgeführt werden konnten und auf den Besitz der 
Gesellschaft an Aktien der Jaluit-Gesellschaft eine 
Dividende von 23 000 Mk. entfsiel. Das Gewinn- 
und Verlustkonto weist einen Gewinn von 324679 Mk. 
gegen 163072 Mk. im Jahre 1896 auf. In der politi- 
schen Lage der Samoa-Inseln war keine Veränderung 
hervorgetreten. Die Frage der Rückberufung des 
nach den Marschall-Inseln verbannten Kronpräten- 
denten Mataafa und seiner Häuptlinge hat zwar 
eine Erregung unter den Parteien der Samoaner 
wachgerufen, welche aber im vorigen Jahre zu keinem 
Ausbruche von Feindseligkeiten unter ihnen führte, 
und auch die Beraubungen der Pflanzungen gingen 
nicht über das seit Langem leider gewohnte Maß 
hinaus, wozu allerdings hauptsächlich eine gute Ernte 
der eigenen Kulturen der Samoaner beigetragen hat. 
Mit der Konkurrenz im Import= und Exportgeschäfte 
seitens der englischen Kolonien hatte die Gesellschaft 
auch ferner einen ernsten Kampf zu bestehen, wohin- 
gegen ihr Verhältniß zu den Repräsentanten dieser 
und auch der weniger hervortretenden amerikanischen 
Konkurrenz nach wie vor ein durchaus gutes und 
freundschaftliches verblieb. Von der Vorrechtsanleihe 
wurden am 1. Oktober v. Is. wiederum die am 
1. April ausgeloosten 25 000 Mk. ausbezahlt, wo- 
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