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erschossen worden war; er fand ihn aber nicht mehr,
da die Feinde seine Leiche ein Stück weit mit-
genommen hatten. Wesch, welcher die Gegend nicht
kannte und nicht wußte, daß die Kompagnie in-
zwischen in Groß-Aub angelangt war, kehrte nach
Franzfontein zurück, wo er vollständig erschöpft an-
langte.“
An 8. Dezember hatte die Kompagnie Tsaub
erreicht und verblieb dort bis zum 11. Dezember.
Während dieser Zeit traf das nach Gaus entsendete
Kommando wieder ein, sowie der Lieutenant Eggers,
welcher am Waterberg im Hererolande abkommandirt
gewesen war. Sehr unangenehm wurde der Umstand
empfunden, daß weder in Ehobib, noch Aub, noch
jetzt in Tsaub genügend Wasser vorhanden war, um
Pferde und Ochsen der Kompagnie satt zu tränken.
Am 12. Dezember marschirte diese daher nach Otji-
tambi, und nachdem sie sich aus zwei von Otio
kommenden Wagen verproviantirt hatte, brach sie am
17. Dezember nach Khauas-Okara auf. Es geschah
dies in der Absicht, unter Umgehung des Gebirges
nach dem Grootberge zu gelangen, wo man die
Hauptwerft der Aufrührer vermuthete. Der kürzere
Marsch durch das Gebirge war der Kompagnie ver-
schlossen, welche eine Proviantkolonne mit sich führen
mußte. Die Kompagnie, 70 Köpfe stark, war be-
gleitet von 29 Hottentotten. Sie führte ein Geschütz,
einen Wagen und eine Karre mit sich. Da sie nur
über 16 Pferde und 25 Esel verfügte, mußte ein
Theil der Mannschaft zu Fuß marschiren. Drei
Wagen mit denjenigen Sachen, welche die Kompagnie
nicht mit sich führen wollte, und nur schwach be-
laden, gingen nach Franzfontein.
Ueber die weiteren Ereignisse giebt der vom
Hauptmann v. Estorff unter dem 23. Dezember 1897
aus Franzfontein erstattete Bericht, welcher im Wort-
laut folgt, Aufschluß.
„Am 17. Dezember abends wurden die beiden
aus Otjo gekommenen Wagen unter Bedeckung des
Unteroffiziers Weigt, Gefreiten Stock und Reiters
Nosper über Tsaub (Simons-Werft) zurück nach
Franzfontein geschickt. Der Feind war durch seine
Kundschafter (in den Bergen sitzende Klippkaffern)
genau von meinen Bewegungen unterrichtet worden.
Eine feindliche Abtheilung unter Führung von Joel
Swartbooi hatte in meinem Rücken Tsaub erreicht,
und es gelang ihr am 18. Dezember, die beiden
Wagen zu überfallen. Unteroffizier Weigt und
Gefreiter Stock fielen, Reiter Nosper wurde durch
mehrere Schüsse schwer verwundet. Ein Theil des
Proviants, acht Gewehre NM/88 und eine Kiste Pa-
tronen 3/71 ward von ihm fortgeschafft, 24 Treck-
ochsen abgetrieben. Dem Boeren Mac Douval und
der Wwe. Smith wurde mit einem Wagen gestattet,
nach Franzfontein weiterzugehen; diese retteten auch
den Reiter Nosper.
Inzwischen war die Kompagnie am 19. De-
zember nach Gaus gelangt. Hier wurde eine
Hottentottenwerft ansgehoben und in Erfahrung
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gebracht, daß ein Hottentotten = Kommando in
der Richtung auf Franzfontein an der Kompagnie
vorbeigezogen sei. Da dieser Platz nur sehr schwach
besetzt war und auch von den Herero von Omburo
aus Gefahr zu drohen schien, ging ich auf sehr
schwierigem Gebirgsmarsch sofort auf Groß-Omarurn
zurück und erreichte am 22. Dezember Tsanb, am
23. Franzfontein.
Während die Kompagnie noch in Otjitambi ge-
standen hatte, war am 14. Dezember Lieutenant
Bensen mit 20 Reitern aus Omaruru in Franz-=
fontein eingetroffen; er erfuhr hier am 16. Dezember,
daß Tsaub vom Feinde stark besetzt sei, und brach
am 17. Dezember auf, um auf einem Umwege
westlich durch das Gebirge die Kompagnie zu er-
reichen. Dieser kühne Ritt wurde durch einen vollen
Erfolg belohnt.
Am 19. Dezember erreichte er bei der Wasser-
stelle Anabis das mit seiner Beute zurückgekehrte
Kommando des Joel Swartbooi. In einem kurzen
Gesecht am 20. Dezember brachte er dem Feinde
einen empfindlichen Verlust bei, zerstörte dessen er-
beuteten Proviant und trieb 15 Treckochsen nach
Franzfontein ab. Der Umklammerung durch die
feindliche Uebermacht entzog er sich durch einen ge-
schickten Rückzug. Gefreiter Milde wurde leicht
verwundet.
In Franzfontein sind jetzt vereinigt 16 Unter-
offizieret, 72 Mannschaften, 12 eingeborene Reiter,
20 Hottentotten des Kapitäns Lazarus, 76 Pferde
und Esel. Pferde und Esel befinden sich bis auf
einen geringen Bruchtheil in unbrauchbarem Zustande.“
Ueber den erwähnten Ritt von Franzfontein nach
Anabis und zurück vom 17. bis 21. Dezember 1897
berichtet Lieutenant Bensen, wie folgt:
„Am 16. d. Mts. nachmittags wurde von
Eingeborenen gemeldet, daß Tsaub von den Hotten-
totten unter Joel Swartbooi stark besetzt sei, ferner
die Hottentotten einen Ueberfall auf die Truppen-
wagen bei Otjitambi planten. Da ich annahm, daß
Hauptmann v. Estorff hiervon nichts wußte, ein
Bote nicht zu bekommen war, so ritt ich am 17.
nachmittags mit 14 Unteroffizieren und Reitem,
3 eingeborenen Soldaten und einem sicheren Führer
von hier ab. Ich nahm den Weg westlich von
Tsaub und Aub über Klein= und Groß-Achas, Anabis,
um von dort nach Otjitambi zu kommen und Haupt-
mann v. Estorff aufzusuchen.
Am 19. mit Sonnenuntergang, als ich mich der
Wasserstelle Anabis näherte, sah ich in der Schlucht
Ochsen stehen. Ich ritt mit meinen Leuten bis auf
etwa 1000 m an die Wasserstelle heran und sah
ungefähr 25 bis 30 Hottentotten mit Pferden, welche
eine Schlucht herunter ans Wasser kamen. Da es
mittlerweile dunkel geworden war, zog ich mich un-
gefähr 3000 m zurück und sattelte dort ab.
Die Hottentotten mußten uns nicht bemerkt
haben, denn abends um 10 Uhr versuchten sie, das
Vieh im Revier an unserer Stellung vorbeizutreiben.