Titteratur.
F. Frhr. v. Richthofen: Schantung und seine
Eingangspforte Kiautschou. Mit 3 großen
Karten außer Text (1 topographische und 1 geo-
logische Karte der Provinz Schantung — 1 Karte
des nordöstlichen China), 3 kleinen Karten im Text
und 9 Lichtdrucktafeln. Berlin 1898. Dietrich
Reimer (Ernst Vohsen).
Ueber die neueste überseeische Erwerbung Deutsch-
lands liegt nun vom ältesten und anerkanntesten der
deutschen Chinakenner ein gediegen geschriebenes,
erschöpfendes Werk vor, welches die meisten der
bereits über Kiautschou erschienenen Veröffentlichungen
in Schatten stellt. Wer sich über die Beschaffenheit
und Aussichten des neuerworbenen Hafens in China
und die chinesische Provinz, in der er liegt, zuver-
lässig unterrichten will, ist in erster Linie auf das
vorliegende Buch angewiesen. Der Verfasser, der
die Provinz Schantung durchquert und schon vor
Jahrzehnten auf die Zukunft Kiautschous als die
Eingangspforte zur wirthschaftlichen Erschließung des
nordöstlichen China hingewiesen hat, bietet an der
Hand seiner eigenen Erlebnisse und Erfahrungen auf
Grund seiner Tagebücher und Aufzeichnungen sowohl
vom allgemein wirthschaftlichen, als fachmännischen
Standpunkt aus in anregender Sprache seine Erfah-
rungen und Ansichten dar. Bei dem allgemein vor-
handenen Bedürfniß nach gründlicher und gewissen-
hafter Belehrung über diese Gebiete, das zukünftige
Thätigkeitsfeld unserer Forscher, Kaufleute und In-
dustriellen, darf auf ein großes Interesse für dieses
Werk gerechnet werden. Das Werk ist mit werth-
vollem Kartenmaterial und Lichtdrucken, die letzteren
nach zum Theil an Ort und Stelle in allerletzter
Zeit vorgenommenen photographischen Originalauf-
nahmen, reich ausgestattet. Aus dem reichen Inhalt
seien die folgenden Abschnitte erwähnt:
I. Von Schanghai bis über die Grenze von Schan-
tung: Lage und Bedeutung von Tschinkiang. — Der
Große Kanal oder Kaiserkanal. — Fahrt auf dem
Großen Kanal. — Landreise vom Alten Gelben Fluß
nach Itschoufu. II. Natürliche Beschaffenheit von
Schantung: Gegensatz zwischen Süd= und Nordchina.
— Der Hwangho und die Große Ebene. — Boden-
fläche von Schantung. — Grundzüge des inneren
Gebirgsbaues. — Der äußere Gebirgsbau. — Klima.
— Vegetation. III. Bewohner und Volkswirthschaft:
Einwohnerzahl.— Geschichtliche Entwickelung der Pro-
vinz. — Besonderheiten der Bewohner.— Wohnhäuser
und Dörfer. — Verkehrswege und Verkehrsmittel. —
Landwirthschaft. — Arbeit und Tagelohn. IV. Von
Itschoufu bis Tsinanfu: Das Kohlenfeld von Itschoufu.
— Wie man in Schantung reist. — Von Itschoufu
bis Tainganfu. — Der Taischan. — Kaiserreisen nach
dem Taischan im Alterthum. — Von Tainganfu
nach Tsinanfu. — Ausflug nach dem Gelben Fluß.
V. Von Tsinanfu nach Tschifu: Besuch von Poschan-
hsicn. — Von Poschan-hsicn nach Wei-hsien. — Von
484
Weéihsien nach Tschifu. — Tschifu. VI. Die Mis-
sionen in Schantung und ihr Werk: Die Mission
der italienischen Franziskaner. — Die deutsche katho-
lische Mission in Schantung. — Die prrotestantische
Mission. — Die deutsche protestantische Mission in
China. VII. Kiautschou als die maritime Eingangs-
pforte von Schantung und Nordchina: Stellung von
Schantung unter den Küstenprovinzen. — Die bis-
herige Bedeutung von Kiantschou und Tschifu. —
Die Wahl von Kiautschou als Station für deutsche
Schiffe. — Der Hafen von Kiautschon und die Grün-
dung einer deutschen Niederlassung. — Wirthschaftliche
Ziele. — Die Verwerthung der Kohlenfelder von
Schantung. — Das fernere Hinterland von Kiautschon.
— Wirthschaftliche Hebung des Landes.
Dr. Friedrich Plehn: Die Kamerun-Küste.
Berlin 1898. A. Hirschwald.
Der bekannte Tropenarzt, welcher jahrelang für
die Regierung in Kamerun und neuerdings in Deutsch-
Obafrcla gewirkt hat, legt in dem nunmehr erschie-
nenen Werke die Ergebnisse seiner Beobachtungen an
der Kamerunküste, verbunden mit den späteren ost-
afrikanischen, nieder. In ausführlichster und gedie-
genster Weise behandelt er die physikalischen und
klimatischen Verhältnisse Kameruns; die Einflüsse des
tropischen See= und Tieflandklimas auf einige physio-
logische Funktionen der Europäer, die Malaria und
die übrigen häufiger auftretenden Krankheiten. Das
Hauptinteresse der Arbeit, welche den Jüngern der
medizinischen Wissenschaft reiche Anregungen bietet,
liegt natürlich in den Forschungen Dr. Plehns über
die Malaria und ihre Behandlung. Die nähere
Würdigung des ausgezeichneten Werkes muß den
Fachzeitschriften vorbehalten bleiben.
–—.
P. Goetsch: Reichsgesetz über das Auswanderungs-
wesen. Berlin. Carl Heymann.
M. Hans Kloessel: Das deutsche Auswanderungs-
gesetz nebst den dazu gehörigen Ausführungs-
Vorschriften und Verordnungen. Leipzig. Roß-
bergsche Hofbuchhandlung.
Das vor Kurzem in Kraft getretene neue
Auswanderungsgesetz vom 9. Juni 1897 hat hier
zwei von einander unabhängige gründliche Bearbeiter
gefunden. Kloessel, der seit Jahren in Dresden
in den Angelegenheiten der deutschen Auswanderung
thätig ist und der dortigen Auskunftsstelle vorsteht,
bietet außer einer kurzen geschichtlichen Uebersicht
eine Zusammenstellung alles bisher veröffentlichten
Materials sowie Angaben über Dampferlinien, Kon-
sularwesen und deutsche Schutzgebiete und Ansiede-
lungen. Seine Schrift ist in erster Linie für die
Auswandernden und Auswanderungsunternehmer
berechnet.
Assessor P. Goetsch war dagegen durch seine
Stellung im Auswärtigen Amt und seine Theilnahme
an den Berathungen der Kommission, die das Gesetz