Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Sklave Zuber Paschas (Aegypten), das Reich Bornu 
mit Feuer und Schwert unterworfen hatte, gewann 
die Sache ein anderes Bild. Bornu, eins ihrer 
wichtigsten Absatzgebiete, war ihnen nunmehr ver- 
schlossen, und sie mußten froh sein, ihre Waaren in 
den Gebieten von Wadai, Kano und Kanem unter- 
zubringen, die aber alle keine bedeutenden Märkte 
darstellen. Bornu nahm früher große Mengen euro- 
päischer Artikel auf, wogegen es große Mengen 
Straußenfedern von hervorragender Qualität und 
besonders geschätzten Elfenbeins lieferte. 
Nichts hiervon kommt mehr von Bornu, da 
Rabah die Ausfuhr verboten hat, obgleich er selbst 
eine große Menge davon in Dikoa besitzt. Diesen 
Ort hat er zu seiner Residenz erwählt, nachdem er 
die alte Hauptstadt von Bornu, Kuka, dem Erdboden 
hatte gleichmachen lassen. Seitdem war der Handel 
mit Bornu nahezu gleich Null. 
Vor etwa drei Jahren hat nun aber Rabah, der 
sich von allen Seiten isolirt sah, durch Sendlinge 
versucht, tripolitanische Geschäftsleute zur Wieder- 
anknüpfung von Handelsverbindungen in seinem Ge- 
biete zu veranlassen. Ein Jahr später machten sieben 
Händler einen Versuch, brachen mit Waaren nach 
Bornu auf und sind, wie es heißt, nicht nur von 
Rabah freundlich empfangen, sondern werden auch 
vorzügliche Geschäfte machen. Wenn das zutriftt, 
so wird Tripolitanien bei seiner Abhängigkeit von 
dem Handel mit dem Innern einen großen Nutzen 
ziehen, um so mehr, da seine eingeborene Bevölkerung 
mäßig und sparsam ist und sich auch in den Jahren 
sehr guter Erträgnisse der Landwirthschaft, der zweiten 
Hülfsquelle des Landes, zu unnöthigen Ausgaben 
nicht hat verleiten lassen. 
Auch Europa wird, wenn diese Hoffnungen sich 
erfüllen, durch vergrößerte Einfuhr von Waaren 
seinen Vortheil davon haben. 
Nebenbei bemerkt, werden aus Kano roth-, gelb- 
und weißgegerbte Ziegen= und Schaffelle ausgeführt, 
die lediglich nach Amerika gehen und dort zu Hand- 
schuhen und Schuhen verarbeitet werden, während 
man sie in Europa anscheinend nicht verwenden will 
oder nicht zu verwenden versteht. 
Für die Entwickelung der Handelsbeziehungen 
zwischen Tripolitanien und dem Innern Afrikas ist 
natürlich der gänzliche Mangel an Verkehrsmitteln 
und das nur vereinzelte Vorkommen von Wasser an 
den Karawanenstraßen ein großes Hinderniß. Ein- 
ziges Beförderungsmittel ist daher das theuere 
Kamel, wovon auch noch eine größere Zahl als 
Reserve für die unterwegs eingehenden Thiere mit- 
genommen werden muß. Nur für verhältnuißmäßig 
werthvolle Waaren lohnt sich deshalb auch ein solcher 
Transport nach Bornu, Wadai oder Kano. 
Für Deutschland kommen bezüglich des Handels 
mit den gedachten Gegenden folgende Artikel in 
Betracht: 
Rohseide, Tuche, Seidenwaaren, Kurzwaaren, 
Baumwollenwaaren, Borten und Fäden mit Gold- 
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draht, Papier, Eisenwaaren, Fuchsin, Essenzen und 
Ambra. 
Infolge der Versperrung des Marktes in Bornn 
haben die tripolitanischen Händler in der letzten Zeit 
ihre Beziehungen zu Wadai weilerentwickelt. Beson- 
ders hat der Scheich El-Senussi, der Schutzherr 
dieses Reiches, viel dazu beigetragen, der für die 
Sicherheit der Karawanenstraßen Sorge trug. Die 
Geschäfte wickeln sich seitdem glatt ab, und mehrere 
Karawanen gehen regelmäßig jedes Jahr über Ben- 
gasi dorthin ab. « 
Der Waarenaustausch zwischen Tripolitanien und 
dem Innern im Jahre 1898 zeigt eine steigende 
Tendenz gegen 1897 (siehe Tabelle unten). In der 
Hauptsache beruht das allerdings auf dem bis jetzt 
im Steigen gewesenen Preise für Straußenfedern. 
Dieser dürfte aber bei den noch nie erreichten Men- 
gen, die vom Kap aus auf den Londoner Markt 
geworfen sind — 3315 Kisten im Werthe von 
3 800 000 Francs am 15. Juni d. Is. —, seinen 
höchsten Stand bereits überschritten haben. Indessen 
kann mit ziemlicher Sicherheit auf einen Austausch 
wie bisher im Werthe von vier bis fünf Millionen 
Francs, wenn nicht besondere Verwickelungen im 
Innern Afrikas störend dazwischentreten, auch für 
die weitere Zukunft gerechnet werden, und es darf 
nicht vergessen werden, daß dies nur der Theil ist, 
den die Händler von Tripolitanien und Ghadames 
auf sich vereinigen, und ungefähr ein Viertel der 
gesammten Waarenbewegung dieses Gebietes darstellt. 
Die Karawanen nach Wadai schlagen folgenden 
Weg ein: 
Von Tripolis nach Bengasi zu Wasser. 
Bengasi nach Djalo 10 Tagemärsche, 
Djalo nach Bir Sighen 7 - 
Bir Sighen nach den Oasen 
U V 
von Kufre - 
den Oasen von Kufra nach 
Bir-Bischcaa 
BirBischra nach Tekro 
Tekro nach Labehy. 
Loabeyd nach Giankasi. 
GGiankasi nach Bidadi 
. Bidadi nach Quinto 
.Duinto nach Nua (?) 
Nua nach Mesaluba 
. Mesaluba nach Jangova 
FJangova nach Abeschr (?). 
(Die Namen sind, soweit auffindbar, 
Handatlas eingetragen.) 
Ausenthalt unterwegs 35 Tage. 
Zusammen 95 Tage. 
Marschroute von Tripolis nach Kano: 
W K V# 5 
u u V 
— 
————t—————— □ 
nach Andrecs 
Von Tripolis nach Ghat 10 Tagemärsche, 
. Ohat nach Ais (Landschaft) 30 - 
-Alis nach Damerghu— 25 
WM 
Damerghu nach Sinder (Ort 
und Landschafft 1 -
	        
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