Sklave Zuber Paschas (Aegypten), das Reich Bornu
mit Feuer und Schwert unterworfen hatte, gewann
die Sache ein anderes Bild. Bornu, eins ihrer
wichtigsten Absatzgebiete, war ihnen nunmehr ver-
schlossen, und sie mußten froh sein, ihre Waaren in
den Gebieten von Wadai, Kano und Kanem unter-
zubringen, die aber alle keine bedeutenden Märkte
darstellen. Bornu nahm früher große Mengen euro-
päischer Artikel auf, wogegen es große Mengen
Straußenfedern von hervorragender Qualität und
besonders geschätzten Elfenbeins lieferte.
Nichts hiervon kommt mehr von Bornu, da
Rabah die Ausfuhr verboten hat, obgleich er selbst
eine große Menge davon in Dikoa besitzt. Diesen
Ort hat er zu seiner Residenz erwählt, nachdem er
die alte Hauptstadt von Bornu, Kuka, dem Erdboden
hatte gleichmachen lassen. Seitdem war der Handel
mit Bornu nahezu gleich Null.
Vor etwa drei Jahren hat nun aber Rabah, der
sich von allen Seiten isolirt sah, durch Sendlinge
versucht, tripolitanische Geschäftsleute zur Wieder-
anknüpfung von Handelsverbindungen in seinem Ge-
biete zu veranlassen. Ein Jahr später machten sieben
Händler einen Versuch, brachen mit Waaren nach
Bornu auf und sind, wie es heißt, nicht nur von
Rabah freundlich empfangen, sondern werden auch
vorzügliche Geschäfte machen. Wenn das zutriftt,
so wird Tripolitanien bei seiner Abhängigkeit von
dem Handel mit dem Innern einen großen Nutzen
ziehen, um so mehr, da seine eingeborene Bevölkerung
mäßig und sparsam ist und sich auch in den Jahren
sehr guter Erträgnisse der Landwirthschaft, der zweiten
Hülfsquelle des Landes, zu unnöthigen Ausgaben
nicht hat verleiten lassen.
Auch Europa wird, wenn diese Hoffnungen sich
erfüllen, durch vergrößerte Einfuhr von Waaren
seinen Vortheil davon haben.
Nebenbei bemerkt, werden aus Kano roth-, gelb-
und weißgegerbte Ziegen= und Schaffelle ausgeführt,
die lediglich nach Amerika gehen und dort zu Hand-
schuhen und Schuhen verarbeitet werden, während
man sie in Europa anscheinend nicht verwenden will
oder nicht zu verwenden versteht.
Für die Entwickelung der Handelsbeziehungen
zwischen Tripolitanien und dem Innern Afrikas ist
natürlich der gänzliche Mangel an Verkehrsmitteln
und das nur vereinzelte Vorkommen von Wasser an
den Karawanenstraßen ein großes Hinderniß. Ein-
ziges Beförderungsmittel ist daher das theuere
Kamel, wovon auch noch eine größere Zahl als
Reserve für die unterwegs eingehenden Thiere mit-
genommen werden muß. Nur für verhältnuißmäßig
werthvolle Waaren lohnt sich deshalb auch ein solcher
Transport nach Bornu, Wadai oder Kano.
Für Deutschland kommen bezüglich des Handels
mit den gedachten Gegenden folgende Artikel in
Betracht:
Rohseide, Tuche, Seidenwaaren, Kurzwaaren,
Baumwollenwaaren, Borten und Fäden mit Gold-
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draht, Papier, Eisenwaaren, Fuchsin, Essenzen und
Ambra.
Infolge der Versperrung des Marktes in Bornn
haben die tripolitanischen Händler in der letzten Zeit
ihre Beziehungen zu Wadai weilerentwickelt. Beson-
ders hat der Scheich El-Senussi, der Schutzherr
dieses Reiches, viel dazu beigetragen, der für die
Sicherheit der Karawanenstraßen Sorge trug. Die
Geschäfte wickeln sich seitdem glatt ab, und mehrere
Karawanen gehen regelmäßig jedes Jahr über Ben-
gasi dorthin ab. «
Der Waarenaustausch zwischen Tripolitanien und
dem Innern im Jahre 1898 zeigt eine steigende
Tendenz gegen 1897 (siehe Tabelle unten). In der
Hauptsache beruht das allerdings auf dem bis jetzt
im Steigen gewesenen Preise für Straußenfedern.
Dieser dürfte aber bei den noch nie erreichten Men-
gen, die vom Kap aus auf den Londoner Markt
geworfen sind — 3315 Kisten im Werthe von
3 800 000 Francs am 15. Juni d. Is. —, seinen
höchsten Stand bereits überschritten haben. Indessen
kann mit ziemlicher Sicherheit auf einen Austausch
wie bisher im Werthe von vier bis fünf Millionen
Francs, wenn nicht besondere Verwickelungen im
Innern Afrikas störend dazwischentreten, auch für
die weitere Zukunft gerechnet werden, und es darf
nicht vergessen werden, daß dies nur der Theil ist,
den die Händler von Tripolitanien und Ghadames
auf sich vereinigen, und ungefähr ein Viertel der
gesammten Waarenbewegung dieses Gebietes darstellt.
Die Karawanen nach Wadai schlagen folgenden
Weg ein:
Von Tripolis nach Bengasi zu Wasser.
Bengasi nach Djalo 10 Tagemärsche,
Djalo nach Bir Sighen 7 -
Bir Sighen nach den Oasen
U V
von Kufre -
den Oasen von Kufra nach
Bir-Bischcaa
BirBischra nach Tekro
Tekro nach Labehy.
Loabeyd nach Giankasi.
GGiankasi nach Bidadi
. Bidadi nach Quinto
.Duinto nach Nua (?)
Nua nach Mesaluba
. Mesaluba nach Jangova
FJangova nach Abeschr (?).
(Die Namen sind, soweit auffindbar,
Handatlas eingetragen.)
Ausenthalt unterwegs 35 Tage.
Zusammen 95 Tage.
Marschroute von Tripolis nach Kano:
W K V# 5
u u V
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————t—————— □
nach Andrecs
Von Tripolis nach Ghat 10 Tagemärsche,
. Ohat nach Ais (Landschaft) 30 -
-Alis nach Damerghu— 25
WM
Damerghu nach Sinder (Ort
und Landschafft 1 -