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deutsche Flagge fünf Tage nach unserer Abreise, da
alsdann anzunehmen war, daß die Uebergabe erfolgt
sein würde, zu hissen.
Die Kenntniß deutscher Münzen wurde den Ein-
geborenen thunlichst beigebracht, auch versprach die
Mission, darauf hinzuwirken, daß in erster Linie
nur deutsches Geld als Zahlungsmittel verwendet
und fremdes Silber allmählich abgestoßen würde.
Kussaie ist nur einmal von einem spanischen
Kriegsschiff besucht worden. Im Uebrigen ist die
spanische Herrschaft an dieser Insel fast ganz spurlos
vorübergegangen.
Am 9. wurde die Reise nach Ponape fortgesetzt, und
am 11. morgens lief die „Kudat“ kurz nach dem
„Jaguar" in den nördlichen äußeren Hafen (Santiago-
Hafen) von Ponope ein. Hier lag bereits der von
den Spaniern gecharterte amerikanische, auf den
Philippinen beheimathete Transportdampfer „Uranus“
und im Innenhafen das spanische Kriegsschiff „Ge-
neral Alawa“.
Der Hafen von Ponape ist, wie alle Häfen der
Südsee, stark mit Riffen durchsetzt und für die Navi-
ation wegen des trüben Wassers und der fehlenden
1 8 feh wegen seiner Größe, seiner unpraktischen Einrichtungen
Betonnung zur Zeit recht schwierig. Für größeren
Verkehr dürfte deswegen der Hafen als nicht be-
sonders geeignet zu bezeichnen sein. Es wird daher
eventuell für später die Verlegung des Sitzes des
Bezirksamtes nach dem weit besseren Metalanimhafen
in Aussicht zu nehmen sein. Wird Ponape
als Sitz der Verwaltung beibehalten, so wird eine
eingehende Betonnung und Bebakung des Santiago-
Hafens erforderlich werden.
Kurz nach unserer Ankunft fuhr ich mit Kor-
vettenkapitän Kinderling, Vicegouverneur Dr. Hahl
und Bezirksamtmann Fritz an Land. An der Lan-
dungsbrücke wurden wir von dem derzeitigen Gouver=
neur Don Ricardo de Castro y Gandara und
dem zur Uebergabe des Inselgebietes entsandten
spanischen Spezialkommissar, Oberstleutnant
Christobal de Aquilar, empfangen und zu einem
Rundgange in dem Orte Ponape, der fast ganz aus
wande von Zeit und Mühe unschwer herstellen lassen.
1
Don
den Fluß hinauf.
Auch die Festungsmauer, von der man nur wünschen
kann, daß sie recht bald stürzt, damit die Eingeborenen
sehen, daß wir Deutsche ihnen gegenüber keiner Festungs-
wälle bedürfen, wird gutes Baumaterial ergeben. Von
Weitem macht der Ort Ponape mit seinem im tro-
pischen Grün glänzenden, weißgrauen Wellblechdächern,
seinen an sanft ansteigender Höhe sich hinziehenden
Mauern und seinen durch steile, hoch bewaldete
Bergkuppen mit den ruinenartigen Felsgebilden von
Jokoits gegebenen Hintergrund einen sehr reizvollen
Eindruck.
Nachdem wegen der am folgenden Tage vorzu-
nehmenden feierlichen Uebergabe und Flaggenhissung
mit den Vertretern der spanischen Regierung Alles
verabredet war, kehrten wir an Bord zurück. Noch
dem Vorschlage des spanischen Kommissars, dem ich
zustimmte, sollten in Ponape die Ost= in Yap, die
Westkarolinen und in Saipan die Marianen gesondert
übergeben werden. Im Laufe des Morgens wurde
noch von mir und Kapitän Kinderling der „General
Alawa“ besichtigt, um uns behufs eventuellen An-
kaufes desselben für das Schutzgebiet Deutsch-Neu-
Guinea ein Urtheil zu bilden. Das Schiff mußte
und seiner theueren Indienststellungs= und Unter-
haltungskosten für den bezeichneten Zweck für un-
brauchbar erklärt werden.
Nachmittags unternahm ich in Begleitung des
Kapitäns Kinderling und des Bezirksamtmanns
Fritz einen Ausflug den östlich des Hafens münden-
Als Führer diente uns ein Ein-
geborener der Insel Langar, den uns der dortige
Häuptling durch freundliche Vermittelung des Vor-
stehers der auf dieser Insel erbauten Station der
Jaluit-Gesellschaft zur Verfügung gestellt hatte. Die
Flußufer und die von uns einem kleineren Nebenflusse
entlang durchwanderte Landstrecke war von einem
wunderbaren tropischen Pflanzenwuchse, in dem als
besonders charakteristisch die Elsenbeinnußpalme und
der Brotfruchtbaum hervortraten, bedeckt. Der Boden
Regierungsgebäuden besteht, begleitet. Innerhalb der
das Fort umschließenden mächtigen Steinmauern befinden
sich außerdem nur noch die Niederlassung der katho-
lischen Mission (spanische Franziskaner) und die Häuser
einiger kleinerer Händler und Gastwirthe. Die Mauern
sind gegen Eingeborenenangriffe sicherlich stark genug,
und jedes Thor derselben war unter spanischer Herr-
schaft Tag und Nacht von einem Posten mit scharf
geladenem Gewehre bewacht. Die Besatzung bestand
zuletzt aus 130 Mann europäischer Truppen. Ein-
geborene der Karolinen wurden nicht mehr als Sol-
daten verwendet. Die sehr weitläufig angelegten Ge-
bäude sind heute durchweg baufällig und verwahrlost.
Aber aus den vielen vorhandenen Häusern werden
sich die für die deutsche, außerordentlich einfachere
Verwaltung erforderlichen Gebäude mit einigem Auf-
schien, abgesehen von einigen eingestreuten steinigen
Stellen, sehr fruchtbar zu sein. Die Eingeborenen,
mit denen wir in Berührung kamen, waren sehr
freundlich und zutraulich. Die Rückfahrt den schweig-
samen, dunkelbeschatteten Fluß hinab bei prachtvollem
Abendhimmel der untergehenden Sonne entgegen war
zauberhaft.
Am 13. morgens zwischen 9 und 10 Uhr fand
die feierliche Uebergabe der Ostkarolinen in Ponape
statt. Die deutschen und spanischen Offiziere und
Beamten waren dazu vollzählig in großer Uniform
erschienen. Der in Ponape wohnende Pater der
katholischen Mission wohnte der Feier bei, während
die evangelische Mission leider verhindert war, sich
vertreten zu lassen. Außerdem hatte sich eine statt-
liche Anzahl Europäer und Eingeborene als Zuschauer
eingefunden. Im großen Hofe hinter dem Gonver=