Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

neuthause hatte, mit der Front nach dem Hafen 
md dem vor dem Gouvernementshause stehenden 
Flaggenstocke, eine Abtheilung der Besatzung des 
„Jaguar“ 
Bedding und die spanische Besatzung Aufstellung 
genommen. 
Zum Beginn der Feierlichkeit verlas ich den 
Allerhöchsten Erlaß vom 18. Juli 1899, durch welchen 
dos Inselgebiet unter den Kaiserlichen Schutz gestellt 
wird. Alsdann ging unter dem Salut des „General 
Alawa" die spanische Flagge nieder. Mit den Worten: 
„Zum Zeichen der Besitzergreifung dieses Landes 
bssen wir nun die Fahne des Deutschen Reiches“, 
Flagge, die unter dem Kanonendonner des „Jaguar“ 
und des „General Alawa“ hochging. Als die 
Salutschüsse verklungen waren, hielt ich folgende 
Anjprache: 
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unter Führung des Kapitänleutnants 
Nach Beendigung der Feierlichkeit wurde im 
Bureau des Gouverneurs das Uebergabe-Protokoll 
sestgestellt. Alsdann folgten die deutschen Offiziere 
und Beamten einer Einladung des Gouverneurs zum 
Diner. Das Essen verlief in der freundschaftlichsten 
Weise, die in gegenseitigen herzlichen Ansprachen zum 
Ausdruck kam. Wir empfingen hier wie auch später 
in Yap und Saipan, durchaus den Eindruck, daß 
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„Nun wehe die Flagge des Deutschen Reiches 
iber diese Inseln für alle Zeit, dem Reiche zur Ehr 
md dem Feinde zur Wehr. Sie bringe diesen 
Landen unter deutscher Verwaltung das ersehnte 
Glück und den lang vermißten Frieden. Die Be- 
balkerung des Landes aber erinnere sie immerfort 
doran, getreue Unterthanen zu sein unserm geliebten 
baiser und König, dem zu Ehren wir in diesem 
virlichen Augenblicke einstimmen in den Ruf: Seine 
Nojestät der deutsche Kaiser und König Wilhelm II. 
burrah, Hurrah, Hurrah.“ 
Dann hielt der spanische Gouverneur ein Rede 
in seine Soldaten des ungefähren Inhalts: Sie 
cieden jetzt von hier, wo sie in schwerer Zeit die 
wanische Fahne hoch und unbefleckt erhalten hätten, da 
guch friedlichen und freundschaftlichen Vertrag die 
Lrrolinen an Deutschland übergeben seien. Es gereiche 
Sanien zur Freude, daß die Inseln gerade an die 
deutjche Nation übergingen, da die Vertreter der 
kanschen Nation hier wie auch sonst überall in der 
Lcht in Zeiten der Noth dem spanischen Volke gegen- 
iber sich ritterlich und taktvoll benommen hätten. Der 
owverneur schloß seine Rede mit einem Hoch auf 
Seine Majestät den Kaiser der Deutschen, auf das 
wutsche Heer und die deutsche Marine, was mich 
veranlaßte, nochmals in folgender Weise das Wort 
ju ergreifen: 
„Es ist für uns Deutsche von hoher Wichtig- 
ket und gereicht uns zu besonderer Ehre, daß wr 
beses Inselgebiet in friedlicher, freundschaftlicher Weise 
us den Händen einer Deutschland befreundeten Nation 
übernehmen. Wir erfüllen eine Pflicht der Freund- 
stost und der Ritterlichkeit, wenn wir in diesem 
Auenblicke des erhabenen Herrscherhauses des zu 
nseren Gunsten diese Inseln räumenden Königreichs 
König 
banien gedenken. Seine Majestät der 
ons XIII. und Seine Erhabene Mutter, Ihre 
Majestät die Königin Maria Christina von Spanien, 
— 
eelchen hoch, hoch, hoch! 
seitens der Vertreter der spanischen Nation uns gern 
das Inselgebiet als Zeichen der Freundschaft zwischen 
den beiden Nationen übergeben wurde, und daß der 
seitens der Spanier vielfach geäußerte Wunsch, daß 
wir mit der Verwaltung und der Entwickelung der 
ab ich darauf den Befehl zum Hissen der deutschen Inseln guten Erfolg haben möchten, ihnen wirklich 
vom Herzen kam. Bei allen Uebergabegeschäften be- 
wiesen die Vertreter der spanischen Regierung das 
allergrößte Entgegenkommen und waren stets und 
nach jeder Richtung zur Hülfeleistung bereit. 
Uns Deutschen sind die Eingeborenen in diesen 
Tagen mit ganz außerordentlicher Freundlichkeit und 
Vertrauen entgegengekommen. Sie haben auf mich 
bei meinen vielfachen persönlichen Berührungen mit 
ihnen auf der Station und bei den Wanderungen 
auf der Insel, die ich nur mit dem Jagdgewehr 
ohne besondere Begleitung trotz der Vorkommnisse 
unter der spanischen Herrschaft ungestört unternahm, 
den Eindruck einer intelligenten, stolzen und sympa- 
thischen Bevölkerung gemacht. Hochgewachsen, mus- 
kulös gebaut, schreiten die Männer selbstbewußt einher, 
und die Frauen sind sich mit ihrem langwallenden 
schwarzen Haar und ihren schönen Figuren wohl 
bewußt, daß sie nicht zu den häßlichsten ihres Ge- 
schlechts gehören. Um dem Alkoholgenuß der Ein- 
geborenen, der nicht wenig zur Erregung von Ein- 
geborenen-Unruhen beiträgt, zu steuern, ist von mir 
durch Erlaß einer Verordnung, die die Abgabe 
alkoholartiger Getränke an Eingeborene verbietet, das 
erforderliche Mittel gegeben worden. Die Zahl der 
Eingeborenen auf der Insel Ponape wird auf etwa 
4000 geschätzt, die zu einem geringen Bruchtheil 
Heiden und sonst angeblich etwa zu zwei Dritteln 
Protestanten und einem Drittel Katholiken sind. Für 
die katholische Mission sind zur Zeit auf Ponape 
drei Franziskaner thätig. Die protestantische Mission 
ist die amerikanische Bostonmission, die fast aus- 
schließlich mit eingeborenen Lehrern arbeitet. 
Am 20. hatten sich auf Einladung des Vice- 
gouverneurs Dr. Hahl die Häuptlinge der Insel in 
Ponape versammelt. Die einflußreichen Leute waren 
bis auf zwei, durch Erkrankung verhinderte, sämmtlich 
erschienen, darunter Häuptlinge, die sich seit acht 
Jahren nicht mehr bei den Spaniern in Ponape hatten 
sehen lassen. Den Erschienenen wurde der Uebergang 
der Verwaltung in deutsche Hände, die Absichten der 
deutschen Verwaltung und der wichtigste Inhalt der 
erlassenen Verordnungen auseinandergesetzt. Alsdann 
gelobten protestantische und katholische Häuptlinge in 
die Hände Dr. Hahls, daß sie ihre religiösen Strei-
	        
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