Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

werden, wenn sich neuerdings wieder Ansiedler an 
den früher verlassenen acht Plätzen: Otjagana, Krey- 
fontein, Kusib, Olifantfontein, Ventersfontein, Otjoru- 
kaku, Ub, Tarkfontein niedergelassen haben in dem 
sicheren Vertrauen darauf, daß sie Fieberkrankheiten 
nicht mehr zu fürchten haben, wenn sie hygienische 
Maßnahmen treffen. 
In Grootfontein wird jede weitere Sumpfbildung 
dadurch vermieden, daß das Grundwasser an dem 
flächenhaften Zutagetreten und Stagniren durch An- 
lagen von geeigneten Entwässerungsgräben verhindert 
wird. 
Das Wasser, welches früher übelrlechende Sümpfe 
speiste und zahlreiche Burenfamilien zum Verlassen 
des Platzes zwang, ist durch zum Theil große Ent- 
wässerungsarbeiten wirthschaftlichen Zwecken dienlich 
gemacht. Die Wassermassen, welche bisher die An- 
siedler vertrieben haben, sind in den Dienst der 
Kulturarbeit gestellt. Ein Netz von Bewässerungs- 
läufen breitet sich über einen Flächenraum von be- 
reits 13,5 ha aus, und dieses bisher sterile Areal 
am Fuße des Grootfonteiner Stationshügels ist in 
einen blühenden Garten verwandelt. Er liefert 
Gemüse, Obst, Kartoffeln, Mais, Weizen und Gerste. 
Ein Weinberg ist in der Anlage begriffen, ebenso 
ein Forstgarten, in dem bisher zehn einheimische 
Nutzholzarten in größeren Beständen angepflanzt sind. 
Diese Maßnahmen waren nicht nur die Veranlassung, 
daß Buren wieder seßhaft wurden, sondern daß auch 
eine Anzahl von der Schutztruppe entlassener Reiter 
die Absicht kundgegeben hat, sich im Norden nieder- 
zulassen. Auch in Otavi sind die Gesundheitsver- 
hältnisse wesentlich gebessert, nachdem daselbst ein 
Quellgebiet, welches große Strecken versumpfte, ge- 
faßt und mit ordentlichem Ablauf versehen worden 
ist. Dieser Ablauf durchströmt ein Badebassin, um 
dann einen 10 ha großen Garten zu bewässern. 
Auch zeigt ein großes Luzernefeld, wie sehr sich der 
Nordosten zum Ackerbau eignet, da noch auf weiten 
Strecken sich der gleichwerthige, steinlose Grund be- 
findet. Der Baumwuchs im Sandfelde beweist und 
die Erfahrung lehrt es, daß auch hier überall Wasser 
leicht zu finden ist, selbst wenn es nicht zu Tage 
tritt. Vom sanitären Standpunkte möchte ich diese 
landwirthschaftlichen Erfolge deshalb so hoch an- 
schlagen, weil mir während meiner Reise der Ge- 
sundheitszustand der dortigen Schutztruppe bewiesen 
hat, wie wichtig die Beschaffung reichlicher, frischer 
vegetabilischer Nahrungsmittel ist. Auch der Umstand, 
daß die Angehörigen der Schutztruppe nicht mehr 
den schweren Plattentabak, sondern selbstproduzirten 
rauchen, daß sie sich auf Grund abwechselungsreicher 
Kost das viele Kaffeetrinken mehr oder weniger ab- 
gewöhnt haben, das Alles ist als Ursache zu betonen, 
daß nervöse Herzbeschwerden weniger auftreten. 
Die Unterbringung der Mannschaften im Groot- 
fonteiner Distrikt ist eine gute, und sind alle hygie- 
nischen Grundsätze bei Anlage der Wohnungsgebäude 
befolgt. Die durch Moskitonetze geschützten Lager- 
  
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stellen stehen in hohen, luftigen Räumen, in denca 
stets eine angenehme Temperatur herrscht, weil des, 
Wellblechdach durch darüber gebreitete Rohrmanen 
vor der direkten Erwärmung durch die Sonne ge- 
schützt ist. Die Beseitigung der Abfallstoffe geschieot 
in sachgemäßer Weise durch das Tonnensystem. Die 
Anlage von Müllgruben bedingt, daß auch sonf: 
Sauberkeit auf den Plätzen herrscht. 
Die Ausstattung des Nordostbezirkes mit Sanitäts- 
material ist vorläufig eine genügende. Otjituo und 
Otavi sind Sanitätsanstalten dritter Klasse, mit einer 
kleinen Apotheke. Grootfontein, als Centrum de- 
Nordostens, steht in zweiter Klasse. Ein lleincs 
massives Lazareth, in welchem ein bakteriologisches 
Laboratorium untergebracht ist, steht daselbst zur 
Verfügung. Inwieweit diese Vorkehrungen einr 
Erweiterung erfahren müssen, wird davon abhängen. 
in welcher Weise sich der Minenbetrieb entwickelt. 
Hervorheben möchte ich, daß sich ganz besonders bier 
im Norden die Einrichtung des Swakopmunder Sa- 
nitätsdepots bewährt hat. Früher bezog Grootfontein 
sein Material aus dem Lazareth Windhoek, jetzt auf 
dem weit direkteren und kürzeren Wege aus Swakop- 
mund. Vor Zeiten kam es oft vor, daß das Ge- 
wünschte von Windhoek aus nicht geliesert werden 
konnte, weil die Bestellungen von Deutschland noch 
nicht eingetroffen waren, jetzt kann jeder Bezirk mir 
Sicherheit darauf rechnen, Alles auf dem kürzesten 
Wege vom Swakopmunder Devot zu erhalten, do 
dieses durch seine einfache Verbindung mit Deutsch- 
land oder Kapstadt stets assortirt sein kann. 
Bewährt hat sich in Grootfontein die Einstellung 
von Eingeborenen als Krankenwärter. Durch diese 
Mittelpersonen werden die Eingeborenen am besten 
dazu gebracht, sich in die Behandlung des Sanitäts- 
dienstes zu begeben und Vertrauen zu demselben zu 
fassen. Was diese Thatsache bedeutet, ergiebt sich 
deutlich, wenn man überlegt, was für unendliche 
Schwierigkeiten bisher die Bekämpfung der Ge- 
schlechtskrankheiten gemacht hat. Sprachliche Schwierig- 
keiten und das mangelnde Vertrauen zur Heilkunft 
des Weißen lassen sich mit Hülfe der eingeborenen 
Krankenwärter am besten überwinden, deren Nuxz- 
effekt sich schon dadurch herausstellt, daß die bisher 
unzugänglichen Infektionsquellen sich selbst der Be- 
handlung stellen. Es liegt in meiner Absicht, bei 
jeder Kompagnie vier derartige Leute auszubilden, 
welche auch im Felde die sachgemäße erste Hülfe bei 
Verwundungen leisten können. 
Von wissenschaftlichen Erfolgen meiner Dienstreise 
möchte ich in erster Linie die Beendigung der Arbeit 
über die Pferdesterbe betonen, welche hauptsächlich 
dadurch möglich gemacht worden ist, daß das Interesse 
des Gouvernements für wissenschaftliche Bestrebungen 
Mittel und Wege an die Hand gegeben hat, um die 
Arbeiten des Oberarztes Dr. Kuhn zum endlichen 
Abschluß zu bringen. Die Ansicht des Herrn 
Dr. Kuhn, daß die Pferdesterbe mit menschlicher 
Malaria in engsten Beziehungen steht, möchte ich
	        
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