Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

An den Gestaden des Viktoria Nyanza ist das 
Schwarzwasserfieber wegen der Nähe der Sümpfe 
endemisch; in den Küstenländern des genannten Sees 
dagegen ist das Klima der verhältnißmäßig hohen 
Lage wegen gewöhnlich angenehm. 
Im „Königreich Uganda“") und in den Pro- 
vinzen Busoga und Kavirondo kann das Klima, so- 
weit die Temperatur in Frage kommt, als herrlich 
bezeichnet werden. Hier ist das Klima ebenso wie 
in manchen anderen Gegenden des tropischen Afrika 
gar nicht oder nur in geringem Grade schuld an 
den herrschenden Krankheiten. 
Von diesen rührt insbesondere die Malaria von 
Keimen her, die in dem üppig fruchtbaren Boden 
und den Sumpfgewässern entstehen. 
Das Klima des Nilthales ist infolge seiner 
großen Hitze in gewissen Jahreszeiten der Gesundheit 
sehr nachtheilig. 
An Orten am Viktoria Nyanza, wo am Schwarz- 
wasserfieber Erkrankte sich aufhielten, sind Arten der 
Anopheles-Mosquitos beobachtet worden. 
Wie die Erfahrung gelehrt hat, kann das Klima 
in Uganda überall, wo es nicht gesund ist, dadurch 
verbessert werden, daß man die Sümpfe austrocknet 
und die langen Gräser und Kräuter — die Schlupf- 
winkel der Mosquitos — ausrottet. 
Auch kann in Zukunft in dieser Hinsicht noch 
viel geschehen, wenn erst die den Bauarbeiten sich 
entgegenstellenden Schwierigkeiten überwunden und 
dauerhafte Häuser hergestellt sein werden. Es fehlt 
zwar nicht an Holzarten erster Klasse, wohl aber 
an heimischen Arbeitskräften zur Ziegelbereitung; 
auch stört der Mangel an Kalk und Glas. 
Die gefährlichsten Krankheiten treten in drei 
Arten auf: 
1. Das Malariafieber, welches in seinen inten- 
sivsten Erscheinungsformen als Schwarzwasser- 
fieber oder hematurie kever bezeichnet wird, 
2. Dysenterie, 
3. Pneumonie. 
Der Haupterreger des Malariafiebers scheint der 
Anopheles-Mosgquito zu sein, wenngleich man natürlich 
auch auf andere Art, als durch den Stich eines 
Mosquitvs damit angesteckt werden kann. Hütet 
man sich vor den Mosquitos, so wird man einer 
Erkrankung an Malaria in den meisten Fällen ent- 
gehen. 
Auch einer Erkrankung an Dysenterie läßt sich 
vorbeugen, und zwar, da sie hauptsächlich vom Genuß 
brackigen Trinkwassers herrührt, dadurch, daß man 
das Wasser gekocht oder in Form von Thee zu sich 
nimmt. 
Pneumonie stellt sich häufig als Folgeerscheinung 
nach ernsthaften Erkrankungen ein. 
Die durchschnittliche Regenmenge beträgt im 
Königreich Uganda etwa 60 Zoll (inches) im Jahr. 
*) Mit diesem Ausdrucke wird das eigentliche Uganda 
im Gegensatz zum gesammten Schutzgebiet bezeichnet. 
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In den am Aequator belegenen Gegenden von 
Busogo, Uganda, Unyoro, Toru und Ankole (dem 
alten Kaiserreich Uganda) ist der Regen so 
gleichmäßig durch das ganze Jahr hindurch vertheilt, 
daß eine trockene Jahreszeit kaum vorkommt. Hier 
sind die regenreichsten Monate der März, April, 
Mai und der September, Oktober und November, 
so daß die Aequinoktien mehr oder weniger Einfluß 
auf den Regenfall zu äußern scheinen. 
Die Nilprovinz ist im Winter verhältnißmäßig 
trocken. Das Manplateau ist gewöhnlich durch Nässe 
ausgezeichnet; doch tritt auch dort eben so wie im 
angrenzenden Britisch-Ostafrika und dem Rift Valley 
gelegentlich Dürre ein. Vielleicht der nasseste Theil 
des Schutzgebiets ist Toru, an den Abhängen des 
Ruwenzoriberges. Die Hochländer von Ankole sind 
etwas trockner als das Königreich Uganda. 
In den tiefer gelegenen oder nördlicheren Theilen 
von Unyoro und im nördlichen Theile von Busoga 
mangelt der Regen oft empfindlich. Das zwischen 
diesen beiden Distrikten belegene Bukediland ist durch 
regelmäßigen Regenfall begünstigt und dadurch vor 
Hungersnoth geschützt. 
In der Nilprovinz und in Nord-Unyoro ist die 
Hitze in gewissen Jahreszeiten außerordentlich, indem 
das Thermometer ost den ganzen Tag 100 Grad 
im Schatten zeigt und gelegentlich auf 113 Grad steigt. 
Ebenso sind der nördliche Theil des Rift Valley 
im Baringo-Distrikt und die an den Rudolf-See 
angrenzenden Länderstrecken ungewöhnlich heiß. — 
Im Königreich Uganda und den benachbarten Pro- 
vinzen ist die Durchschnittstemperatur angenehm; 
das Thermometer steigt selten auf 90 Grad und 
übersteigt diese Grenze kaum jemals. In der Nacht 
zeigt das Thermometer gewöhnlich 65 Grad und 
soll auch aus 50 Grad sinken. 
Auf den Plateaus indessen, welche etwa 
5500 Fuß hoch liegen, ist die Temperatur dieselbe 
wie in Nord= und Süd-Afrika. Das Thermometer 
fällt in einer Höhe von 7000 Fuß und aufwärts 
leicht auf den Gefrierpunkt. 
Eine beträchtliche Fläche des 17 000 Fuß hohen 
Ruwenzoriberges ist mit immerwährendem Schnee 
bedeckt. Auch auf dem Berg Elgon, der wenig über 
1400 Fuß hoch ist, fällt gelegentlich Schnee, der 
kurze Zeit liegen bleibt. 
Zu den unangenehmsten Naturerscheinungen ge- 
hören in den an den Viktoria Nyanza angrenzenden 
Länderstrecken die heftigen Gewitter. Die Blitze 
sind schreklich und der Donner buchstäblich betäubend. 
Die Gewitter werden eingeleitet von einem nur 
kurze Zeit anhaltenden Orkan und begleitet von oft 
wolkenbruchartigen Regengüssen. 
Die Bebölkerung. Die Bevölkerung des 
Schutzgebiets ist auf weniger als 4 000 000 Seelen 
zu schätzen. — Bürgerkriege, räuberische Einfälle 
und Hungersnoth, die in einzelnen Distrikten herrschte, 
haben im letzten Jahre die Bevölkerungsziffer er- 
heblich herabgesetzt.
	        
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