Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

striches gehen meistens als Arbeiter zu der Forsoythschen 
Plantage Ralum. An der ganzen Ostküste Bukas 
stand eine solche Brandung, daß eine Landung mit 
Booten unmöglich war. Es war im höchsten Grade 
bewundernswürdig, wie die Bukas einzeln auf ein 
paar schmalen zusammengebundenen Palmenwippen 
die Brandung passirten, vom Schiffe aus gesehen 
manchmal vollkommen in den Wogenbergen ver- 
schwindend. Die Ostseite der Insel Buka, welche 
wir bis zur König Albert-Straoße entlang liefen, 
ist sehr steinig und schroff. Zwischen dem dunklen 
Laube des dichten Busches sieht man nur vereinzelt 
die langen Blätter der Kokospalme hindurchschimmern. 
Aber überall erblickte man niedrige Hütten und 
in Folge unserer Anwesenheit geschäftig hin= und 
herlausende Menschen. Unsere Absicht, im Eingange 
der Straße zwischen Buka und Bougainville zu 
ankern, ward vereitelt, da der 4 bis 5 Meilen 
laufende Strom für unser schwaches Ankergeschirr 
zu stark war. Wir ließen daher im Schutze einer 
kleinen Insel, an der sich die Straße theilte, nahe 
dem Ostausgange derselben den Anker fallen. Von 
allen Seiten kamen hier die Kanus zu uns heran, 
meist mit drei bis vier durchweg kräftigen Leuten 
bemannt. Alie Jungen, die früher in Ralum und 
Matupi gearbeitet hatten, begrüßten die Herren 
Forsoyth und Wahlen und boten uns geschäftig 
Boote, Pfeile und Speere zum Eintauschen an. 
Der Anwerbung gegenüber verhielten sie sich kühl. 
Die jungen brauchbaren Leute trugen auch meist die 
für Buka und Bougainville so charakteristischen 
Ballonmützen aus Fasergeflecht, ein Zeichen dafür, 
daß sie, bis ihre Haare so weit gewachsen sind, daß 
die Ballonmütze ausgefüllt ist, gewissen Beschrän- 
kungen unterworfen sind und auch die Heimath nicht 
verlassen dürfen. Solche Mützen einzutauschen, ist 
vollständig unmöglich, da sie für Jeden außer ihrem 
Träger „tabu“, d. h. verboten, sind. Die Ballon- 
mützen leuchteten uns auch an den beiden folgenden 
Tagen aus den Kanus bei den Inseln Matches 
und Torotzian an der Westseite von Bougainville 
weiß und rot entgegen. Nur mit größter Mühe 
gelang es, sechs Leute in den zwei Tagen anzu- 
werben. 
Die Südspitze von Buka ist niedriges Land, das 
Ufer ist zumeist mit Mangroven bewachsen, an- 
scheinend recht bevölkert und fruchtbar. Dasselbe 
Bild bietet die Nordküste von Bougainville. Wir 
gingen an Land auf der Insel Torotian und einer 
klemen neben Matches gelegenen Insel. In Torotzian 
waren die Leute sehr miß##trausch und sämmtlich mit 
Bogen, Pfeilen und Speeren bis an die Zähne bewaffnet. 
Schlialich kamen sie jedoch auf unser Zurufen heran 
und umstanden uns zu Dugenden. Zurücklehrende 
Arbeitsleute hatten ihnen erzählt, daß sie bekriegt 
werden sollten, weil sie vor Jahren emen Chinesen 
erschlagen hätten. Ich ließ mir den Häuptling 
herbeirufen und setzte ihm auseinander, daß ich 
allein darüber zu entscheiden hätte, mit wem Krieg 
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zu führen wäre. Die alte Geschichte hätte ich ver- 
gessen und wolle nur friedlich mit ihnen verkehren. 
Sie versicherten uns natürlich, doß sie überhaupt 
den Mord nicht begangen hätten, sondern Leute aus 
dem Busch das gethan hätten. Aus ihrem scheuen 
Verhalten war jedoch wohl auf eine Mitschuld zu 
schließben. Nach gewonnenem Vertrauen suhren 
einige in meinem Boote mit an Bord, und bald 
war dann der „Stephan“ von Kanus umringt, 
aus welchen die besten Waffen, anstatt kriegerische 
Verwendung zu finden, für Tabak, Messer und Arm- 
ringe an Bord des „Stephan“ wanderten. Zu 
meiner Verwunderung bemerkte ich am Fußende 
eines aus Bougainville stammenden Speeres Kasuar= 
federn, und die Eingeborenen erklärten mir, daß, 
was bisher wohl noch nicht bekannt war, der Kasuar 
(Morup) auf Bongainville im Busche lebte. Die 
Männer, mit denen wir in Berührung kamen, 
waren, falls sie nicht aus ihrer Zeit als angeworbene 
Leute sich noch ein Lendentuch erhalten hatten, voll- 
ständig nackt. Frauen bekamen wir überhaupt nicht 
zu sehen. 
Nachdem wir nachts an der Ostseite der Insel 
Motches geankert hatten, fuhren wir am 2. Dezember 
in der guten, zwischen den Inseln Sale, Motzungan 
und Betatz liegenden Fahrstraße dem Karolahasen zu. 
Bei der Insel Betatz wurde gestoppt, und nach 
vielem Verhandeln erhielten wir dort von den herbei- 
rudernden Kanus noch ein paar gute Jungen. Im 
Karolahafen legten wir uns in der Nordostecke zu 
Anker. Man liegt dort ausgezeichnet; der Hafen 
scheint durch die vorliegenden Risse und Inseln voll- 
ständig geschützt zu sein und kann wegen seiner 
Ausdehnung und seines klaren Grundes in marinmer 
Beziehung noch einmol von großer Bedeutung 
werden. Die kleinen, im Hafen liegenden, meistens 
für die Frau Kolbe im Grundbuch eingetragenen 
Inseln sind fast alle unbewohnt und dienen Tausenden 
von großen Waldtauben zum Aufenthalte. Wir 
schossen in kurzer Zeit 29 Stück und vorher an dem 
Riffkranze der einen Taubeninsel mit einer Dynamit- 
patrone über einen Centner Fische. 
Langsam dampften wir am 3. morgens von 
Karolahafen die Küste entlang, überall mit den sicht- 
bar werdenden Kanus wegen Anwerbung von Leuten 
in Verbindung tretend. Aber nur em früher als 
Arbeiter in Ralum thätig gewesener Häuptling wies 
uns zwei seiner Leute zu. Als wir um 10 Uhr 
vom Nordkap nach den Charles Hardyinseln zu- 
hielten, hatte ich im Ganzen zwölf gute Jungen 
für das Gouvernement geworben, worunter sich ein 
alter Polizeisoldat und vier alte Ralumarbeiter 
befanden. 
Von Karolahafen bis Nordkap ist das Küsten- 
gebiet miedriges, stark bewaldetes, anscheinend sehr 
fruchtbares Land, in dessen Küstenvegetation die 
Mangrove vorherrscht. 
Am Nordkap beginnen die steil abfallenden 
Korallenfelsen, hier eine riesige, thurmhoch spritzende
	        
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