Rang. Die Eingeladenen und eine Menge Zu—
schauer erscheinen festlich geschmückt mit Frau und
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Kind und lassen sich auf dem gepflasterten, mit
Rückenlehnen bedeckten Gemeindeplatz nach Rang und
Würden nieder. Nach Eröffnungsgesang und Tanz
beginnt die Vertheilung des im oder beim Gemeinde-
haus (Ciiwai) lagernden Geldes. Der Häuptling,
unterstützt von einer Anzahl Dörfler, trägt Ketten
von „Jur“ nach dem Platz der jeweiligen Empfänger
und bezeichnet ihnen die „fli“- Stücke. Nach jedes-
maliger Auszahlung folgt ein von Tanz begleiteter
Gesang, einmal von jungen Mädchen, einmal von
Jünglingen, ein andermal von Frauen, für die das
Dorf gleichfalls bezahlt.
geschäft, abwechselnd mit Gesang, seinen Fortgang.
Ich wohnte einem solchen Schulden-Regulirungstermin
Dann nimmt das Zahl-
in Gatschbar, einem der höchsten Plätze, bei und
sah, welche große Mengen von „Jar“ schon während
der zwei Stunden meiner Anwesenheit vertheilt
wurden, dabei dauerte der mitemit über drei
Wochen, jeden Nachmittag von 3 ½ bis gegen 6 Uhr,
und die Zahl der Theilnehmer betrug 700 bis 800
Köpfe. Bei dieser Gelegenheit sah ich auch, daß
ein Packet reng von einem Meter Höhe und über
einem Meter Basis gezahlt wurde.
Wie schon oben bemerkt, finden diese großen
mitemits nur selten statt, solche in kleinem Maß-
stabe aber sehr häufig.
Aus dem Bereiche der Wissionen und
der Antisklaverei-Bewegung.
Nach Togo reisten von Hamburg am 11. Ok-
lober: P. Wolf, geb. 1873 zu Rockenberg, Diözese
Mainz. Br. Adalbert Hilsch, geb. 1864 zu Georgen-
grund, Diözese Königgrätz. Br. Probus Hövener,
geb. 1877 zu Ellinghausen, Diözese Paderborn.
Ueber die Gründung einer Zweigniederlassung
der „Genossenschaft der Missionare vom
heiligsten Herzen Jesu“ in Leventrop er-
fahren wir aus dem Novemberheft des von der
Genossenschaft herausgegebenen Organs Folgendes:
Oeventrop wird das dritte Missionshaus sein,
das wir seit unserer Zulassung auf heimatlichem
Boden errichten. Die erste und Hauptgründung ist
die zu Hiltrup, die zweite die der Missionsschwestern
ebendaselbst, die dritte soll für die Kleriker der Ge-
nossenschaft sein und zwar, wie gesagt, in Oeventrop
errichtet werden. Die erste Niederlassung wurde
mit Jubel durch unsere eifrigen Beförderer und
Beförderinnen begrüßt. Die vielen Besucher, die
täglich dem Missionshause zuströmen, um dort in
Augenschein zu nehmen, was ihre Wohlthätigkeit
errichtet, zeugen von dem regen Interesse, das dieser
Niederlassung entgegengebracht wird. Folgte alsdann
der Bau des Klosters für Missionsschwestern. Die
Katholiken wissen, daß in den Missionen die
Schwestern ebenso unentbehrlich sind, wie in den
civilisirten Ländern. 50 Schwestern bereiten sich in
Hiltrup auf ihren schweren Missionsberuf vor. War
aber nun auch die dritte Gründung nöthig und ge-
nügte nicht das große, geräumige Missionshaus zu
Hiltrup? Das Hiltruper Missionshaus ist ja groß
und geräumig, augenblicklich weilen in demselben
außer 18 Priestern, die theils als Lehrer fungiren.
theils anderen Arbeiten obliegen, 106 Studenten
(Gymnasiasten), etwa 30 Kleriker (Theologiestudirende)
und 25 Laienbrüder. Diese 106 Studenten mun.
deren Zahl wohl auf 120 steigen wird, bevölkern
schon ein noch so geräumiges Kloster, zumal eine
Anzahl Laienbrüder, welche die äußeren Arbeiten
im Missionshause zu verrichten haben, ihren Platz
einnehmen; die Zahl der letzteren wird sich schnell
mehren, wenn, wie wir hoffen, das Noviziat der-
selben auch nach Hiltrup verlegt wird. Von zu viel
oder überflüssigem Platze im Missionshause kann
demnach schon keine Rede sein. Aber auch aus
anderen Gründen ist die Neugründung nothwendig.
Die Bildungszeit in der Genossenschaft beläuft sich
auf 12 bezw. 13 Jahre. Nach sechsjährigem,
fleißigem und mit Erfolg gekröntem Studium wird
der zum ernsten jungen Mann herangereifte Stu-
dent — Novize. Es beginnt für ihn ein ganz
neues Leben, so ganz verschieden von dem ersten.
Nach dem einjährigen Noviziate und der Profeß
wird der Novize — Philosoph. Er soll durch die
nun folgenden Studien das Fundament zu den
späteren theologischen Studien legen. Nach voll-
endeter Philosophie folgt das dreijährige Studium
der Theologie (Gottesgelehrsamkeit) und im Laufe
derselben die niederen und höheren Weihen. Mit
diesem Studium tritt die Richtung und Vorbereitung
auf den Priesterstand in ihr letztes Stadium.
Wir hätten somit in den 12 oder 13 Jahren gleich-
sam vier Stufen: Kl. Liebeswerk (Gymnasiume,
Noviziat, Philosophie und Theologie, und jede Stufe
mit ihren besonderen Beschäftigungen und ihrer be-
sonderen Tagesordnung. Gänzlich voneinander ver-
schieden sind, wie auch der Laie in diesen Dingen
leicht ersieht, Kl. Liebeswerk, Noviziat und die beiden
letzten Stufen, welche ja leichter nebeneinander gehen
können. Es bedarf darum auch getrennter Häuser
für die Zöglinge, die Novizen und die Kleriker.
Letztere besonders mit ihren ernsten Studien,
mit der unmittelbaren Vorbereitung auf die Priester-
weihe mögen bisweilen störend die Gegenwart
des lustigen Studentenvölkleins empfinden. Da
ferner, wie bereits erwähnt wurde, die Tagesordnung
der Kleriker und Zöglinge eine verschiedene ist, sind
gegenseitige Störungen unausbleiblich, zumal Ka-
pelle 2c. gemeinschaftlich benutzt werden. Darum
finden wir diese Trennung überall, so daß Gymna-
siasten nie mit Seminaristen dasselbe Heim be-
wohnen — selbst Volksschulen und Gymnasien sind
getrennt.