lich gesinnt sei. Das Dorf Kinkau sei von einem
Nachbarhäuptling in nördlicher Richtung verbrannt
worden. Ich kehrte daher am nächsten Tage nach
Gorori zurück, nachdem der Verbreiter der falschen
Nachricht zur Rechenschaft gezogen war. Später,
nach den Vorgängen von Banyo, sollte es sich auf-
klären, warum die Expedition in südwestlicher Rich-
tung abgelockt worden war.
Am 30. Januar marschirte ich nach dem sagen-
haften Patoko (Pataku), einem alten Marktplatz, der
ober seine Wichtigkeit vollständig verloren hat.
Gorori, das Nachbardorf, hat Patoko als Marktplatz
zwischen Banyo und Bali = Kumbath vollkommen
verdrängt, aber auch hier hat der Handel nachgelassen,
da Bali-Kumbath neue Handelswege nach Ngutte
und Ngilla eingeschlagen hat. Am 1. Februar wurde
der Marsch über Lugerre, Marhalba, Ribau, Tu-
kurra auf Banyo fortgesetzt, woselbst ich am 7. Fe-
bruar eintraf und die Ermordung des Oberleutnants
Nolte erfuhr. Er war am 25. Januar mit einem
Theil seiner Kompagnie in Banyo eingetroffen und
hatte durch Tibatihäuptlinge die Warnung erhalten,
daß die Station eines Tages von der dort bestehen-
den Kriegspartei überfallen und er selbst ermordet
werden sollte. Um diesen Plan ungestörter aus-
führen zu können, war auch versucht worden, meine
Exvediton von dem Wege nach Banyo abzulenken,
und als ich am 27. Januar den Marsch nach Tibete
angetreten hatte, war die Stimmung in Banyo#
immer feindlicher geworden. Auch ohne diesen Ab-
marsch nach Tibete, der mich zwei Tage Zeitverlust
kostete, wäre ich indessen zu spät gekommen, um das
Unglück in Banyo zu verhindern, da Oberleutnant
Nolte bereits am 1. Februar 6⅛ Uhr vormittags
ermordet. wurde. Oberleutnant Nolte hatte die Ab-
sicht, um allen Treibereien ein Ende zu machen, das
Haupt der Kriegspartei, Jerima Ihsa, zu verhaften.
Er verlangte daher am 1. Februar morgens mit
dem Lamido und seinen Großen eine Berathung in
der Königsfenz. Dazu nahm er zehn Soldaten mit
in das Berathungszimmer hinein und ließ Leutnant
Sandrock mit 30 Soldaten außerhalb der Fenz Auf-
stellung nehmen. Das Lager der Station selbst
blieb durch Sanitätssergeanten Hollenbeck und drei
Soldaten besetzt. Genaue Instruktionen für alle
Theile waren ausgegeben worden. Als im Laufe
der Berathung Jerima Ihsa für verhaftet erklärt
wurde und ihm dies durch Auflegen der Hand von
Oberleutnant Nolte bemerkbar gemacht wurde, sprang
der dem Lepteren gegenübersitzende Lamido Omarn
auf und stieß seinen im Aermel verborgenen Dolch
dem Oberleutnant Nolte ins Herz. Legtterer hatte
noch die Kraft, „Feuer“ zu rufen, und es entspann
sich nun ein lebhaftes Gefecht in und vor der Königs-
fenz, bei dem der Lamido Omaru, der zu fliehen
versuchte, erschossen wurde. Leutnant Sandrock wurde
sehr bald Herr der Situation, nachdem eine Anzahl
Fullahs gefallen und der Rest geflohen war. Zu
letzteren gehörten auch Jerima Ihsa und einige andere
239
—
Häupter der Kriegspartei, wie der Sarikin Saggi
und Kaigama Pettepette. Gleichzeitig war das Lager
überfallen worden, doch der Angriff durch Sergeant
Hollenbeck abgewiesen. Bei diesem Gefecht ist sowohl.
die Königsfenz, wie die Moschee und ein großer
Theil der Stadt in Flammen aufgegangen. Es
wurden eine Menge Gewehre und Patronen, Pferde
und Vieh erbeutet.
Noch am Abend des 1. Februar ließ Jerima
Ihsa um Frieden bitten. Als erste Bedingung stellte
Leutnant Sandrock persönliches Erscheinen des Jerima
zur Bedingung. Am 9. Februar mittags erschien
Jerima Ihsa und ein Theil seiner Großen. Nach-
dem ich dem Jerima erklärt hatte, daß seine Thron=
folge als Haupt der Kriegspartei ausgeschlossen sei
und ich seinen jüngeren Bruder Ibrahima als Lamido
einsetzen würde, ließ ich Jerima Ihsa, Sarikin Saggi,
der mit zu den Haupthetzern gehört, und den Kai-
gama Pettepette in Eisen legen. Ich schicke diese
drei an das Kaiserliche Gouvernement. Nachdem
nun am 11. mittags Ibrahima mit seinen Großen
erschienen war, wurden ihm die Friedensbedingungen
bekannt gegeben, die er pünktlich zu erfüllen versprach.
In etwa acht Tagen, in welcher Zeit er sein ganzes
Volk zurückzuholen versprach und die Unterhäuptlinge
von Kontscha und Gashaka herbeiholen wollte, werde
ich ihn offiziell als Lamido einsetzen.
Westafrikanische Pflanzungs. Gesellschaft „Lictoria“.“)
Der Vorstand der genannten Gesellschaft führt
in dem soeben erschienenen Geschäftsbericht für das
Jahr 1901 aus:
Die Pflanzungs-Abtheilung beschäftigte durch-
schnittlich vierzehn, die Handels-Abtheilung sechs und
die Feldbahn-Abtheilung fünf Europäer. Wir können
eine erfreuliche Besserung der gesundheitlichen Ver-
hältnisse feststellen, welche in erster Linie der Chinin=
Prophylaxe und den großen, im Laufe der Jahre
von uns urbar gemachten Landstrecken zu verdanken ist.
Die bereits im Vorjahre eingetretene Besserung
der Arbeiterlage machte weitere Fortschritte, dank der
durch die Handels-Abtheilung geschaffenen Möglich-
keit, den Arbeitern in unseren Faktoreien für ihren
Arbeitslohn zu angemessenen Preisen Waaren zur
Verfügung zu stellen. Es arbeiten zur Zeit auf
allen Abtheilungen zusammen etwa 1400 Neger,
welche in den letzten Jahren durchschnittlich 250 Mk.
pro Kopf und Jahr uns kosteten. Durch Einrichtung
größerer Krankenhäuser, successive Anpflanzung von
etwa 800 000 Bananen, Vergrößerung der Arbeiter-
häuser 2c. glaubt die Gesellschaft in der Besserung
der Lage ihrer Arbeiter gegen das Vorjahr abermals
einen Schritt vorwärts gethan zu haben. Nach wie
vor ist aufs Strengste darauf geachtet worden, daß
die Arbeiter gut und angemessen verpflegt und kei-
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1901, S 360.
3