Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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das hat seinen Grund darin, daß sämmtliche Lebens- 
mittel — namentlich Durra und süße Kartoffeln, aber 
auch Erdnüsse, Kürbisse, Oel 2c. — auf dem Markt 
gehandelt werden, weil nicht jeder Mann baut, was er 
braucht, wie es sonst der Fall ist, sondern kauft, was 
oft lageweit hergebracht wird. Die Preise sind hoch. 
Es wird um Zeug und Kauris gehandelt, die Werthe 
sind bei dem großen Angebot gering, und einheimische 
Zeuge werden besser bezahlt, als die allerdings 
schlechten englischen Stoffe. Die Stadt liegt am 
Fuße zweier Berge in einer weiten, steinbedeckten Ebene, 
die den Biehheerden der Fullahs keine zu günstigen 
Lebensbedingungen gewährt. Namentlich macht in der 
Trockenzeit die Wasserversorgung oft Schwierigkeiten. 
Am 16. und 17. Dezember nahm die Expedition 
in den Fullahsiedelungen Mao Bure und Sombulabo 
Quartier, die nach dem Marktflecken Banti handeln. 
Lebensmittel gab es hier wenig, und in Sombulabo 
wollte man uns trotz höchsten Gebotes (sechs Stücken 
Zeug = 48 m) kein Rind verkaufen. Da die Expe- 
dition für den nun folgenden dreitägigen Hochgebirgs- 
marsch durch das Genderomassiv unter allen Um- 
ständen versorgt sein mußte, nahm ich am 18. Dez. 
den Dorfältesten aus Sombulabo bis Rumde Jakuba 
(den ersten Lagerplatz im Gebirge) mit, wo dann 
auch in der That von seinen Leuten zwei Schlacht- 
ochsen gestellt wurden, deren Fleisch bis nach Dodo, 
wo wir am 20. Dezember einzogen, reichen mußte. 
Am 19. hatten wir am Mao Bumedje, dicht unter- 
halb der Genderospitze, biwakirt. Gegen 6 Uhr 
abends erst traf die Expedition hier ein; elf Stunden 
auf steinigen Gebirgspfaden, bergauf, bergab hatten 
die Träger in den letzten beiden Tagen durchgehalten. 
Trotzdem ich nach Möglichkeit für Alles gesorgt hatte, 
Zelte für sämmtliche Leute ausschlug, gaben diese 
Genderotage der Gesundheit sämmtlicher Leute einen 
harten Stoß. Tagsüber die glühende Sonne, die 
die Waldleute nicht gewöhnt sind, nachts die niedrige 
Temperatur (bis auf 6° C. sank am 19. Dez. das 
Thermometer), die steinigen Wege, die veränderte 
Kost (viel Fleisch, keine Pisangs), Alles vereinigt, 
ließ die Krankenziffer von jetzt ab bedeutend steigen, 
trotz größter Fürsorge. 
500 m ging es am 20. Dezember in die Ebene 
hinab, in der nun alle Gewässer schon dem Taraba, 
also dem Niger, zuflietsen. Von den gefürchteten 
Galimheiden, die die Gebirgsstraßen unsicher machen, 
hatten wir nichts gesehen, und auch in dem zu Flegels 
Zeiten als Räubernest berüchtigten Fullahort Dado 
wurden wir freundlich ausgenommen. Die Stadt ist 
befestigt, hat an 500 Gehöfte und macht einen wohl- 
habenden Eindruck. 
In der nun folgenden Ebene bis Konscha treten 
die Gebirge weit seitlich zurück, hohes Gras wechselt 
mit dornigem Buschwald; die Gegend ist wasserarm 
und infolgedessen sehr schwach bevölkert, nur am Mao 
Dube fanden wir einige armselige Siedelungen. Es 
war glühend heiß, und unsere überall an reichliches 
Wasser gewöhnten Träger litten unter Durst. Ich 
marschirte deshalb — da Mondschein war — bis 
  
nach Konscha, das wir am 23. Dezember erreichten, 
nachts. Am 24. und 25. war Weihnachtsruhe, die 
den Trägern sehr nöthig war. Konscha, die nörd- 
lichste Stadt des Sultanats Banjo, wird vom Jerima 
Abdul Kadri, einem Bruder Lamido Omarus, regiert, 
zeigt aber nichts mehr von der früheren Größe und 
Herrlichkeit. Menschen und mit ihnen Handel und 
Wandel sind nach Banjo und Gasbaka gezogen. Die 
Bedeutung des Banjosultanats, das die Expedition 
in seiner ganzen Länge von Süden nach Norden 
durchzogen hatte, beruht für uns lediglich in dem 
Produktenhandel in seinen südlichsten Theilen und 
den angrenzenden Heidenländern. Einen großen Theil 
des Landes nehmen Gebirge und Flächen ein, auf 
denen Heerden schönen Rindviehs weiden. Dieselben 
sind aber nicht so zahlreich, wie man bei oberfläch- 
licher Schätzung anzunehmen geneigt ist. Für den 
Gebrauch in der Kolonie dürfte das Land bis an den 
Gendero — wenn die Verbindungen eine Auf- 
besserung erfahren — in Betracht kommen. 
Die Bevölkerung ist mit Ausnahme von Banjo- 
stadt und Gasbaka wenig zahlreich. Immerhin ist 
ein Absatz billiger heimischer Industrieartikel — immer 
neu anzulegende Straßen und Kassageschäft voraus- 
gesetzt — möglich. 
Am 26. und 27. Dezember marschirte die Expe- 
dition weiter bis Laro, einer Landstadt, deren Lamido 
reichsunmittelbar (das heißt unter Yola) war. (Ich 
süge hinzu, daß jetzt sämmtliche großen und kleinen 
Staatengebilde Adamauas, die nach deutsch-mittel- 
alterlicher Art in feudaler Abhängigkeit zu Yola 
standen, vertraglich der Regierung verpflichtet sind.) 
Der Weg führt dauernd im Thal des Mao Deo 
entlang, das gut angebaut ist. Ueberhaupt ist das 
eigentliche Adamana, wenn ich den historischen Boden 
von Yola mit den ursprünglichen Sitzen von Tibati, 
Banjo und Ngaundere und den vielen kleinen selb- 
ständigen Staaten im Benue= und Mao Kebbigebiet 
so nennen darf, von der aus Fullahs, Kauris, Haussas 
und Heiden gemischten Bevölkerung in guter Boden- 
kultur gehalten. 
Am 28. Dezember machte die Expedition den 
letzten Nachtmarsch bis nach Djatau, wo der sarbige 
Sergeant Dia mit neun der 4. und fünf Soldaten 
der 2. Kompagnie, aus Garua kommend, zur Expe- 
dition stieß. Er überbrachte die Nachricht von dem 
Angriff des von den Engländern vertriebenen Emirs 
Siberu von VYola auf das Lager des Hauptmanns 
Cramer v. Clausbruch in Garua, der siegreich abge- 
schlagen war und zur Zurücklassung einer Besatzung 
geführt hatte, die unter Oberleutnant Radtke die 
Expedition erwartete. Hauptmann v. Clausbruch 
hatte auf dem Rückmarsch bereits Tschamba passirt und 
war von hier nach Ngaundere abgebogen. Oberleutnant 
Radtke lag gegen das mächtige Bubanjidda im Felde. 
Die beiden letzten Märsche über Jauro Belo und 
Durba hatten uns auf die Pfade der Uechtritz- 
Passargeschen Expedition vom Jahre 1893/94 ge- 
führt, die von Ngaundere kommend nach Westen in 
das Tschebtschigebirge zog.
	        
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