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In einem Gesammtrückblick auf seine Visitations-
zahlreichen Wassangobevölkerung eine
reise schreibt Missionsdirektor Gensichen in der Zeit-
schrift „Die Evangelischen Missionen“:
Sonnig und schön war das Wetter in Deutsch-
Ostafrika, die Hitze durch kühle Winde auf den
Bergen gemildert, die Zeit für die Visitation war
richtig gewählt. Aber erquicklich und hoffnung-
weckend waren auch die Eindrücke, die wir auf den
Stationen, von denen wir elf — dazu zwei Außen-
plätze — besuchen konnten, mitnahmen sowohl von
der Arbeit unserer Brüder wie von dem Segen
derselben. 164 Getaufte und 183 Katechumenen hat
uns der Herr gegeben, und die Christen wandeln
mit Ernst und Treue in den Wegen Gottes. An
den Aeltesten konnte man rechte Freude haben, und
das junge Helserseminar in Neu-Wangemannshöh
erweckt gute Hoffnung. Besonders reiche Aussicht
gewährt aber der Zustrom der Heiden zu den
Gottesdiensten. Die Kirchen sind immer voll. Noch
horren sehr ernste Aufgaben ihrer Erledigung; be-
sonders ist unsere Aufmerksamkeit auf die Entwicke-
lung der Schulen gerichtet gewesen, welche jetzt noch
in den Anfängen stehen.
Aus der St. Benediktus-Mission in Deutsch-
Ostafrika schreibt der Ap. Präfekt P. M. Hartmann
in „Kreuz und Schwert“:
Ein anstrengender Marsch über den 1300 m
hohen Mageberg führte mich nach Uhehe. Als ich
im Jahre 1898 dort war, hatte gerade durch den
Tod des Sultans Quawa der dreijährige Krieg ein
Ende gefunden, und der Eindruck des Landes war
ein sehr trauriger. Jetzt sand ich durch ganz Uhehe
gebahnte Wege, große neugebaute Temben; die Leute
drängten sich mit freundlicher Neugier, um den
Europäer und seine Karawane zu betrachten, und
brachten bereitwilligst Lebensmittel, um Stoffe dafür
einzutauschen. Auch das Eintreiben der Hüttenstener,
die in ganz Uhehe eine Kopssteuer ist, bereitet
keinerlei Schwierigkeit, und neue Unruhen gegen die
deutsche Regierung scheinen in diesem Lande wohl
für alle Zukunft ausgeschlossen.
keit schreitet in Uhehe langsam voran. Das Volk
besictzt bereits großes Zutrauen zur Mission, besonders
staunte ich über den zahlreichen Besuch des Sonntags-
Gottesdienstes, da die geräumige, sehr hübsche neue
Kirche in Tosamaganga beinahe ganz gefüllt war.
Mit der Spendung der Tause darf man allerdings
nur sehr langsam vorgehen. Man muß diesem hart-
näckigen Bergvolk, das so zähe an seinen alten
Gewohnheiten hängt, reichlich Zeit gönnen, von den
Ideen des Christenthums sich durchdringen zu lassen,
darf dann aber auch überzengt sein, daß die einmal
für das Christenthum Gewonnenen um so ent-
schiedener an ihrem Glauben festhalten. Ich habe
in der kleinen Christengemeinde eine bei Negern
nicht leicht zu erreichende Frömmigkeit beobachtet.
Von Iringa führte mich ein vierlägiger Marsch nach
unserer Mission Madabira, die inmitten einer sehr
Die Missionsthätig-
erfolgreiche
Thätigkeit entwickelt. Dann ging es zwei Tagereisen
südlich nach Malangali, einem Außenposten von
Madabira und von da südlich nach Ungoni. Der
Marsch führte zunächst durch die Grassteppen von
Ubena. Dieses Land müßte, da auch die Wasser-
verhältnisse günstig sind, für Viehzucht im Großen
geeignet sein. Leider sehlen infolge von Rinderpest
und Krieg im Süden die großen Viehheerden, welche
der Norden der Kolonie besitzt. Der Weitermarsch
führte durch das äußerst fruchtbare und regenreiche
Hügelland von Sakkamaganga nach Ungoni. Am
1. Juli kam ich auf unserer Missionsstation Peramiho
an. Unsere Ungonimissionen haben sich in den drei
Jahren besser entwickelt, als die Uhehemission in
fünf Jahren. Ungoni ist gesund und sehr fruchtbar,
die Bevölkerung zahlreich und für die Missions-
thätigkeit sehr zugänglich. Schon jetzt besteht in
Peramiho eine Gemeinde von 70 Christen und
100 Katechumenen; die Aussichten für die Zukunft
sind die günstigsten. Von Peramiho reiste ich drei
Tagereisen weiter nach Westen zu unserer Mission
Kigonsera und den Matengo, welche die Abhänge
des Livingstonegebirges bewohnen. Nur in wenigen
Bezirken unserer Präfektur habe ich eine so zahl-
reiche Bevölkerung und einen so ausgedehnten Feld-
baun getroffen. Nicht bloß die Thäler sind vollständig
bebant, sondern auch an den Bergabhängen bis
hinauf in die Gipfel reiht sich Feld an Feld zu
einem malerischen Bilde. Für Bau= und Brennholz
lassen die fleißigen Leute keinen Platz übrig, sondern
holen dasselbe mehrere Stunden weit her. Ihre
Hütten haben sie aus Furcht vor den Einfällen der
räuberischen Wangont auf steilen Höhen, auf oder
hinter riesigen Felsklötzen oder in schwer zugänglichen
Schluchten gebaut. Meistens sind in der Nähe auch
ausgedehnte Höhlen, in denen sie sich im Falle der
Noth verstecken können. Jetzt, da das Eingreifen
der deutschen Regierung geordnete Verhältnisse her-
gestellt hat, rücken sie allmählich aus ihren Schlupf-
winkeln heraus, und zahlreiche Dörschen schmücken
die Höhen und Abhänge. Nach Peramiho zurück-
gekehrt, mußte ich von dort aus noch einen Auses#ug
jenseits des Ruhuhuflusses machen, in das Land
nördlich von Ungoni. Der Gesammteindruck, den ich
von allen Gebieten des Bezirkes Songea bekam, ist
ein sehr günstiger. Nach meiner Ansicht wäre dieses
Land für europäische Ansiedler viel entsprechender
als Uhehe. Fieber ist bei einer Höhe von 1000 bis
1200 m selten, die Bevölkerung zahlreich, der Boden
sehr fruchtbar und wasserreich, die Temperatur-
verhältnisse sind außergewöhnlich günstig, da während
der vier Monate, die auf die Regenzeit folgen, bei-
nahe immer bedeckter Himmel ist, so daß man leicht
das ganze Jahr europäische Gemüse und zwei= bis
dreimal im Jahre Weizen und Kartoffeln bauen
kann; auch die Versuche mit Kaffeebau zeigen günstige
Resultate. Mein nächstes Reiseziel war der Makenge-
bezirk, besonders das in demselben liegende Bergland