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Aus Kiboscho am Kilimandscharo schreibt
Schwester Gabriele in „Kreuz und Schwert“:
Dieser Tage kam mir ein Buch, „Der Kilimand-
scharo“, von Professor Dr. G. Volkens in die
Hände. Er erzählt darin, wie er seiner Zeit beim
Ansang der Gründung von Kiboscho dem P. A. Gom-
menginger einen Besuch abstattete und denselben in
einer einfachen Lehmhütte antraf, dessen ganze innere
Einrichtung aus einem wackeligen Tisch, dito Stuhl
und einer niedrigen Kitanda (Bettstatt) bestand.
Käme dieser Herr nochmals an den Kilimandscharo,
er würde Kiboscho auf keinen Fall wiedererkennen.
Die Patres bewohnen ein nettes, zweistöckiges Haus
mit Speicher. Der unterste Stock ist solid aus
Steinen gebaut, der obere jedoch aus Luftziegeln.
Gegenwärtig ist man daran, die Ziegel durch Bretter
zu ersetzen. Um das ganze Haus läuft eine Veranda.
Unser Haus ist durchaus solid aus harten Steinen
gebaut und enthält außer den Räumlichkeiten der
Schwestern die Mädchenschule und deren Schlaf-
lokal. Dazu wurde noch im vorigen Jahr ein
Nebengebäude, ebenfalls aus Steinen, fertiggestellt,
enthaltend Waschküche, Vorratskammer und Holz-
schuppen. Unterhalb des Hauses der Patres ist
ein weiteres Gebäude, 30 m lang, enthaltend zwei
Schulzimmer, dos Schlafzimmer der Knaben,
ungefähr 30 an der Zahl, und ein kleines Zimmer
für einen Bruder. Oben befindet sich gleichfalls ein
Speicher, der zum Trocknen und Aufbewahren der Er-
zeugnisse des Gartens dient. Endlich schließen den
Hofraum noch von zwei Seiten zwei weitere Ge-
bäude ein, welche mit Ausnahme der Küche der
Knaben und einer Vorrats= und Geschirrkammer als
Ställe benützt werden. Da gibt's Ochsen, Kühe,
Kälber, Esel, Schweine und zuletzt noch einen Hühner-
stall. Alle drei letzgenannten Gebäude sind ebenfalls
aus Steinen, wenngleich nicht so solid. Alles ist
unter persönlicher Leitung und tätiger Mithilfe des
Missionars gebaut, ausgeführt nur von Zöglingen
der Mission, die durchweg keine Ahnung hatten, wie
man Meißel oder Hammer, Beil oder Säge in die
Hand nimmt, wie jede Thüre, jedes Fenster, jeder
Stuhl, jedes Kirchengerät, kurz und gut alles von
selbstgefällten Bäumen, selbst zubereiteten Brettern
hergestellt werden muß. Man hat bis jetzt noch
gewartet, eine solide Kirche zu bauen, einerseits weil
die Mittel fehlten und andererseits weil man ab-
warten wollte, wie die Wadschagga sich zur An-
nahme des Christentums geneigt zeigen würden.
Nun ist aber bei ihnen entschieden das beste zu
hoffen, und deshalb wird der Bau einer großen
Kirche bald dringendes Bedürfnis. Unsere beiden
Gärten und die Pflanzungen stehen sehr gut, und
die Kilimandscharobesucher können sich nicht genug
wundern. Auch der Kaffee, von dem man früher
behauptete, er gedeihe am Kilimandscharo überhaupt
nicht, steht gut und kann, wie Kenner behaupten,
mit den besten Sorten wetteifern. Auch die Form
der Bohnen und Beeren soll sehr schön sein. Alle
Arten europäischen Gemüses gedeihen das ganze
Jahr hindurch. Kartoffeln besonders gedeihen vor-
züglich und sind in drei Monaten reif. [Unsere
Mädchen, gegen 40 an der Zahl, helfen uns fleißig
in Bearbeitung des Gartens und der Bananen-
pflanzungen, wie auch die Knaben den Patres treu
an die Hand gehen, teils im Garten und in den
Kaffeepflanzungen, teils in den Werkstätten, Schreine-
rei, Steinhauerei, Mauerei 2c. Nur wenn wir die
Kinder an die Arbeit gewöhnen, kann man mit
Grund auf spätere gute Christen rechnen.
In dem Monatsblatt der Norddeutschen Missions=
gesellschaft (Bremen) lesen wir:
Die Übernahme des Baseler Gebietes in Togo
hat zu Beginn dieses Jahres ihren Anfang genommen.
Gemäß dem zwischen Basel und Bremen getroffenen
Übereinkommen (Kolbl. 1902 S. 145, 524) wurden
mit dem neuen Schuljahre die Schüler aus dem
Voltagebiete uns überwiesen. Es kamen aber nicht
nur, wie ursprünglich vorgesehen, die Mittelschüler,
sondern auch die Stationsschüler aus Worawora, so
daß die Unterbringung der großen Schar einige
Schwierigkeiten machte. Die jüngeren Schüler
wurden nach Ho, die älteren nach Amedzowe ge-
wiesen. Mit der Ubernahme von Arbeitsplätzen im
Voltagebiete sollte nach den getroffenen Vereinbarungen
erst mit dem 1. Januar 1904 begonnen werden.
Indessen haben es die Verhältnisse mit sich gebracht,
daß die Norddeutsche Mission schon jetzt an zwei
Orten festen Fuß gefaßt hat, in Akpafo, das Basel
nach Weggang des Lehrers unbesetzt ließ, und in
Santrokofi. Die weitere Ubernahme wird sich in
der Weise vollziehen, daß wir mit dem 1. Januar
nächsten Jahres fünf weitere Plätze übernehmen und
zwar nicht, wie ursprünglich beabsichtigt war, im
Kpandobezirk, sondern in Boöm, von wo die meisten
Schüler zu uns gekommen und somit die nächsten
Beziehungen gegeben sind. Auch ist es gut, wenn
man grade in dieser Landschaft, wo das Tschi die
herrschende Sprache ist, möglichst früh mit dem Ewe
einsetzt. Gott schenke uns daheim und draußen auch
die Kräfte, die Basler Arbeit im Segen weiterzuführen!
Dem neuesten Bericht der Rheinischen Missions-
gesellschaft (Barmen) entnehmen wir, daß der Mis-
sionsinspektor Pastor Spiecker am 5. März mit dem
Dampfer von Südafrika zur Inspizierung der Sta-
tionen seiner Gesellschaft in Deutsch-Südwestafrika
abgereist und am 13. März in Walfischbai einge-
troffen ist. Jetzt befindet er sich auf der Rückreise.
Die jüngste katholische Missionsstation in Kaiser
Wilhelmsland, die Station zum Hl. Geist in Bogia,
wird im „Steyler Missions-Boten“, wie folgt, be-
schrieben:
Die Hl. Geiststation wurde um die Mitte des
Jahres 1901 gegründet. Ihre Anfänge reichen also
kaum zwei Jahre zurück. Sie waren recht beschwerlich,