Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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Aus Kiboscho am Kilimandscharo schreibt 
Schwester Gabriele in „Kreuz und Schwert“: 
Dieser Tage kam mir ein Buch, „Der Kilimand- 
scharo“, von Professor Dr. G. Volkens in die 
Hände. Er erzählt darin, wie er seiner Zeit beim 
Ansang der Gründung von Kiboscho dem P. A. Gom- 
menginger einen Besuch abstattete und denselben in 
einer einfachen Lehmhütte antraf, dessen ganze innere 
Einrichtung aus einem wackeligen Tisch, dito Stuhl 
und einer niedrigen Kitanda (Bettstatt) bestand. 
Käme dieser Herr nochmals an den Kilimandscharo, 
er würde Kiboscho auf keinen Fall wiedererkennen. 
Die Patres bewohnen ein nettes, zweistöckiges Haus 
mit Speicher. Der unterste Stock ist solid aus 
Steinen gebaut, der obere jedoch aus Luftziegeln. 
Gegenwärtig ist man daran, die Ziegel durch Bretter 
zu ersetzen. Um das ganze Haus läuft eine Veranda. 
Unser Haus ist durchaus solid aus harten Steinen 
gebaut und enthält außer den Räumlichkeiten der 
Schwestern die Mädchenschule und deren Schlaf- 
lokal. Dazu wurde noch im vorigen Jahr ein 
Nebengebäude, ebenfalls aus Steinen, fertiggestellt, 
enthaltend Waschküche, Vorratskammer und Holz- 
schuppen. Unterhalb des Hauses der Patres ist 
ein weiteres Gebäude, 30 m lang, enthaltend zwei 
Schulzimmer, dos Schlafzimmer der Knaben, 
ungefähr 30 an der Zahl, und ein kleines Zimmer 
für einen Bruder. Oben befindet sich gleichfalls ein 
Speicher, der zum Trocknen und Aufbewahren der Er- 
zeugnisse des Gartens dient. Endlich schließen den 
Hofraum noch von zwei Seiten zwei weitere Ge- 
bäude ein, welche mit Ausnahme der Küche der 
Knaben und einer Vorrats= und Geschirrkammer als 
Ställe benützt werden. Da gibt's Ochsen, Kühe, 
Kälber, Esel, Schweine und zuletzt noch einen Hühner- 
stall. Alle drei letzgenannten Gebäude sind ebenfalls 
aus Steinen, wenngleich nicht so solid. Alles ist 
unter persönlicher Leitung und tätiger Mithilfe des 
Missionars gebaut, ausgeführt nur von Zöglingen 
der Mission, die durchweg keine Ahnung hatten, wie 
man Meißel oder Hammer, Beil oder Säge in die 
Hand nimmt, wie jede Thüre, jedes Fenster, jeder 
Stuhl, jedes Kirchengerät, kurz und gut alles von 
selbstgefällten Bäumen, selbst zubereiteten Brettern 
hergestellt werden muß. Man hat bis jetzt noch 
gewartet, eine solide Kirche zu bauen, einerseits weil 
die Mittel fehlten und andererseits weil man ab- 
warten wollte, wie die Wadschagga sich zur An- 
nahme des Christentums geneigt zeigen würden. 
Nun ist aber bei ihnen entschieden das beste zu 
hoffen, und deshalb wird der Bau einer großen 
Kirche bald dringendes Bedürfnis. Unsere beiden 
Gärten und die Pflanzungen stehen sehr gut, und 
die Kilimandscharobesucher können sich nicht genug 
wundern. Auch der Kaffee, von dem man früher 
behauptete, er gedeihe am Kilimandscharo überhaupt 
nicht, steht gut und kann, wie Kenner behaupten, 
mit den besten Sorten wetteifern. Auch die Form 
der Bohnen und Beeren soll sehr schön sein. Alle 
  
  
Arten europäischen Gemüses gedeihen das ganze 
Jahr hindurch. Kartoffeln besonders gedeihen vor- 
züglich und sind in drei Monaten reif. [Unsere 
Mädchen, gegen 40 an der Zahl, helfen uns fleißig 
in Bearbeitung des Gartens und der Bananen- 
pflanzungen, wie auch die Knaben den Patres treu 
an die Hand gehen, teils im Garten und in den 
Kaffeepflanzungen, teils in den Werkstätten, Schreine- 
rei, Steinhauerei, Mauerei 2c. Nur wenn wir die 
Kinder an die Arbeit gewöhnen, kann man mit 
Grund auf spätere gute Christen rechnen. 
In dem Monatsblatt der Norddeutschen Missions= 
gesellschaft (Bremen) lesen wir: 
Die Übernahme des Baseler Gebietes in Togo 
hat zu Beginn dieses Jahres ihren Anfang genommen. 
Gemäß dem zwischen Basel und Bremen getroffenen 
Übereinkommen (Kolbl. 1902 S. 145, 524) wurden 
mit dem neuen Schuljahre die Schüler aus dem 
Voltagebiete uns überwiesen. Es kamen aber nicht 
nur, wie ursprünglich vorgesehen, die Mittelschüler, 
sondern auch die Stationsschüler aus Worawora, so 
daß die Unterbringung der großen Schar einige 
Schwierigkeiten machte. Die jüngeren Schüler 
wurden nach Ho, die älteren nach Amedzowe ge- 
wiesen. Mit der Ubernahme von Arbeitsplätzen im 
Voltagebiete sollte nach den getroffenen Vereinbarungen 
erst mit dem 1. Januar 1904 begonnen werden. 
Indessen haben es die Verhältnisse mit sich gebracht, 
daß die Norddeutsche Mission schon jetzt an zwei 
Orten festen Fuß gefaßt hat, in Akpafo, das Basel 
nach Weggang des Lehrers unbesetzt ließ, und in 
Santrokofi. Die weitere Ubernahme wird sich in 
der Weise vollziehen, daß wir mit dem 1. Januar 
nächsten Jahres fünf weitere Plätze übernehmen und 
zwar nicht, wie ursprünglich beabsichtigt war, im 
Kpandobezirk, sondern in Boöm, von wo die meisten 
Schüler zu uns gekommen und somit die nächsten 
Beziehungen gegeben sind. Auch ist es gut, wenn 
man grade in dieser Landschaft, wo das Tschi die 
herrschende Sprache ist, möglichst früh mit dem Ewe 
einsetzt. Gott schenke uns daheim und draußen auch 
die Kräfte, die Basler Arbeit im Segen weiterzuführen! 
Dem neuesten Bericht der Rheinischen Missions- 
gesellschaft (Barmen) entnehmen wir, daß der Mis- 
sionsinspektor Pastor Spiecker am 5. März mit dem 
Dampfer von Südafrika zur Inspizierung der Sta- 
tionen seiner Gesellschaft in Deutsch-Südwestafrika 
abgereist und am 13. März in Walfischbai einge- 
troffen ist. Jetzt befindet er sich auf der Rückreise. 
  
  
Die jüngste katholische Missionsstation in Kaiser 
Wilhelmsland, die Station zum Hl. Geist in Bogia, 
wird im „Steyler Missions-Boten“, wie folgt, be- 
schrieben: 
Die Hl. Geiststation wurde um die Mitte des 
Jahres 1901 gegründet. Ihre Anfänge reichen also 
kaum zwei Jahre zurück. Sie waren recht beschwerlich,
	        
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