Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

meines Dortseins ihren Anfang nahmen, waren die 
Gründe, welche den regen Verkehr veranlaßten. 
Für alle Darlegungen und Anordnungen der 
Regierung offenbaren die Eingeborenen viel Ver- 
ständnis und volles Vertrauen. Die deutsche Flagge 
weht nicht nur bei den Oberhäuptlingen, sondern 
wird gelegentlich auch von anderen Eingeborenen an 
Land und in Kanus als Ergebenheitszeichen geführt. 
Truk hat bereits jetzt politisch und wirtschaftlich 
gute Anfänge aufzuweisen, welche es seiner aussichts- 
reichen Zukunft um einen bedeutenden Schritt näher 
gebracht haben. 
Am heutigen Ostersonntage bin ich nach fast 
achtwöchentlicher Abwesenheit mit dem Reichspost- 
dampfer „Oceana“ wieder in Ponape eingetroffen. 
Aus dem Bereiche der Wissionen und 
der KAnkisklaverei-Bewegung. 
Zu dem Plan einer Vereinigung der Missions- 
gesellschaft für Deutsch-Ostafriko (Berlin III) mit 
der Rheinischen Missionsgesellschaft wird in dem 
Organ der letzteren Gesellschaft u. a. geschrieben: 
Wenn manche unserer Freunde dem Plan einer 
Vereinigung der beiden Gesellschaften oder richtiger 
gesagt, einer Eingliederung der Ostafrikanischen Mission 
in die Rheinische Mission und ihrer Unterstellung 
unter unsere Deputation mit unverhohlenem Wohl- 
wollen gegenüberstanden und gegenüberstehen, so ist 
das durchaus verständlich, besonders auch im Blicke 
auf das Missionsganze, da wir nun einmal für unsere 
deutschen Verhältnisse keineswegs in der durch die 
Sonderexistenz vieler kleiner Missionsgesellschaften 
herbelgeführten Zersplitterung der Kraft einen Gewinn 
zu sehen imstande sind, und weil wir uns auch nicht des 
Eindrucks verschließen können, daß die Ostafrikanische 
Mission zum guten Teil in demselben Nährboden 
wurzelt, wie unsere Rheinische Mission. Andererseits 
ist es aber ebenso zu begreifen, daß sich auch starke 
Bedenken gegen den Plan regen mußten 
Unsere Deputation hatte kein Recht, den Antrag des 
Berliner Vorstandes kurzerhand und von vornherein 
abzuweisen, hielt sich vielmehr vor Gott und der 
Missionsgemeinde für verpflichtet, eine nach allen 
Seiten hin gewissenhafte Prüfung ganz nüchtern und 
objektiv, ohne jede Voreingenommenheit, für oder 
wider, ins Auge zu fassen. In eine solche Prüfung 
einzutreten, dazu ist es aber bis jetzt noch nicht ge- 
kommen. Wir vertrauen aber auch hier, daß Gott 
zu seiner Zeit völlige Klarheit schaffen wird, und 
wenn er Klarheit gegeben hat, — wie, das wissen 
wir noch nicht —, dann wird es Sache unserer 
Gesellschaft sein, einfach das zu tun, was zu tun sie 
sich im Blick auf das Missionsganze und im Blick 
auf unsere eigene Mission verpflichtet fühlt. 
366 
  
Das Leben und Treiben in der Knabenschule in 
Bombe (Kamerun) schildert Miss. Greule im 
„Evangelischen Heidenboten“, wie folgt: 
Beim Lernen und Lehren waren mir und wohl 
auch den Schülern die Stunden am liebsten, in 
denen wir Katechismus und Biblische Geschichte hatten. 
Des öftern zeigten mir Fragen der Schüler, daß sie 
den besprochenen Dingen mit Interesse folgten. Für 
beide Teile weniger angenehm waren die in Deutsch 
und Geographie erteilten Lektionen. Als ich mit 
der Knabenanstalt begann, hatten sich nicht sehr viele 
Schüler zum Aufnahmeexamen eingestellt, so daß ich 
keine große Auswahl hatte. Von den älteren zeigten 
sich bald verschiedene zu schwach für das Deutsche, 
und doch wollte ich sie ihrer Anstrengungen im 
übrigen Lernen, auch ihres guten Betragens und 
christlichen Charakters wegen nicht unter dem Jahre 
wegschicken. Also hieß es sich gedulden. Wenn's dann 
in solch einer deutschen Stunde gar keinen Ruck vor- 
wärts tun, der Lehrer aber ein wenig aus dem 
Häuschen kommen wollte, so konnte sich der Senior 
der Schüler, der schier überschlanke Elias, erheben 
und mit größter Ruhe sagen: „Sango, bedenke, daß 
unsere Köpfe arg schwer sind, und habe nochmals 
Geduld mit uns.“ Nicht minder schwierig war's 
mit der Geographie. Im Mongogebiet, von Ku- 
windi bis Duala, wußte schließlich jeder etwas Be- 
scheid, was aber weiter weg lag, das ging über ihre 
Begriffe, und bei der Repetition von Afrika hatten 
manche ein schönes Kunterbunt von den Namen der 
Städte, Flüsse, Seen und Berge.. Die Schüler 
zeigten im ganzen ein ordentliches, auch schon vom 
christlichen Geiste beeinflußtes Betragen; jedoch fehlte 
es auch nicht an Fällen, wo unter Zank und Streit 
die alte, böse Natur hervorbrach. Das zum Wohnen 
und Schlafen bestimmte Hüttlein war auch gar zu 
klein für die 21 zum Teil ziemlich großen Burschen. 
Kam dann so ein dem Leibe nach Starker, aber 
geistig Armer verstimmt aus der Schule und rempelte 
etwas unsanft einen der Kleinen an, die im Lernen 
gewöhnlich voraus waren, so gab es gleich Streit 
und böse Worte. So begegnete ich einst Zweien, 
die sehr zornig dreinschauten und schnurstracks nach 
dem Flusse liefen. „Wohin so eilig?"“ fragte ich. 
„Sango,“ hieß es, „wir gehen zum Kampf auf 
Leben und Tod.“ „Und warum denn?" „Ja,“ 
sagte der Altere, „der Ekombi hat mir an den Koyf 
geworfen, er könne mehr Duala als ich.“ JIch 
brachte die aufgeregten Köpfe bald zur Ruhe und 
nach Hause, sagte ihnen auch, daß sie beide keine 
Helden seien und mit ihrer Kenntnis der Duala- 
sprache nicht prahlen dürften. — Lieber ist mir die 
Erinnerung an die Stunden, in denen die Schüler 
fröhlich waren, an freien Sonntagnachmittagen in 
oder vor ihrer Hütte zusammensaßen und eine Weise 
nach der andern hören ließen, bis ihr Vorrat an 
Liedern erschöpft war. Und wie schnell war der 
Sonntag vorüber und nahten wieder die Sorgen 
der Woche! Mit welcher Spannung wurden am
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.