das Land ist verhältnismäßig hoch im Preise. In
guter Lage kostet das rohe Urwaldland (sekundärer,
schwacher Urwald) 150 bis 300 Mk. pro Hektar,
und Pachtland für 40 Jahre wird mit 2½⅛ bis 15 Mk.
pro Hektar bezahlt. Schließlich sind auch die Arbeiter
gegen andere Tropenländer ungewöhnlich kostspielig.
Die einheimischen Samoaner beanspruchen bis zu
einem Dollar pro Tag, und auch die Chinesen kommen
bei den hohen Anwerbungs= und Transportkosten auf
angeblich gegen 50 Mk. pro Monat zu stehen. Das
sind außergewöhnlich hohe Löhne, die obendrein nur
von einer sehr leistungsfähigen Kakaopflanzung auf
die Dauer bezahlt werden können.
Die kürzlich gelandeten 280 Chinesen bilden
übrigens bei der Arbeiternot in Samoa nur einen
Tropfen auf den heißen Stein. 60 nahm die
SamoasGesellschaft, welche die Arbeiter vermittelte,
für sich, 40 die Upolu-Gesellschaft, 20 die Deutsche
Handels= und Plantagen-Gesellschaft, je 16 die Re-
gierung, der Pflanzer Herr Hugo Schmidt und Herr
Kunst auf Villa Vailima. Der Rest verteilt sich auf
die kleineren Pflanzer und die Bürger Apias. Es
wird alsbald ein zweiter Transport nötig sein, so-
bald man allgemein zu der Erkenntnis gekommen ist,
daß der Kakaobau weit mehr Sorgfalt beim Pflanzen,
Reinigen, Ernten und Beschneiden erfordert, als man
jetzt noch allgemein, aber vergeblich erhofft.
Schließlich möchte ich noch hervorheben, daß der-
jenige, welcher mit einem Kapital von 50 000 Mk.
in Samoa eine Kakaopflanzung begonnen hat, durch-
aus als Aufseher und Vorarbeiter von morgens früh
bis abends spät seinen 5 bis Gchhinesischen Arbeitern
voranarbeiten muß, wenn er etwas leisten will. Er
steht keineswegs anders da als wie der deutsche
Bauer in der Heimat, der 50 bis 60 ha unter dem
Pfluge hat und dessen Gehöft oft einen Wert von
150 000 bis 200 000 Mk. darstellt. Dieses sehen
viele Pflanzer in Samoa noch nicht ein und nament-
lich diejenigen am wenigsten, die in Deutschland einen
höheren Stand vertraten. Daher werden auch die
meisten Pflanzer dieser Art in Samoa nichts er-
reichen.
RAus dem Bereiche der Wilsivnen und
der Antisklaverei-Bewegung.
Dem illustrierten Familienblatt „Die evan-
gelischen Missionen“ (Augustheft 1903) entnehmen
wir folgende Mitteilung über die Wirksamkeit der
Brüdergemeinde:
Aus Deutsch-Ostafrika kann Missionar Stern
erfreulicherweise melden, daß der auf seiner erst vor
zwei Jahren gegründeten Station Kitunda in der
Landschaft Kiwere (ziemlich im Herzen von Deutsch-
Ostafrika) schon einige Taufbewerber habe; ihre Auf-
merksamkeit im Unterricht und ihre Treue machen
443
ihm Hoffnung. Inzwischen sind sogar am ersten
Osterfeiertage bereits die beiden Erstlinge getauft.
Dasselbe Blatt gibt folgende Mitteilung über
das Einkommen der größten englischen Missions-
gesellschaften im Jahre 1900:
Englische Kirchenmissionsgesellschaft 6 820 000 Mk.
Mission der Vereinigten schottischen
Freikirhen 4 008 000 =
Londoner Missionsgesellschaft 3 412 460
Wesley. Missionsgesellschaft 3 125 460 =
Ausbreitungsgesellschatt 3 040 0O000
Baptisten-Missionsgesellschaft. 1 730 000 =
Mission der schottischen Staatskirche 1 473 960
China Inland Mission 1 441 320 =
Die Monatsschrift „Kreuz und Schwert im
Kampf gegen Sklaverei und Heidentum“ veröffent-
licht einen Brief des Missionars P. A. Balthasar
aus Kilema, vom 18. Juni 1903, aus dem wir
folgendes mitteilen:
überzeugt von dem großen Interesse, das Sie
an der Station Kilema nehmen, deren Gründung ja
mit Ihrer und Ihrer Leser Hilfe geschehen, will ich
Ihnen heute etwas erzählen über unsere bisherigen
Erfolge und unsere Hoffnungen. Wenn man in den
Jahrbüchern der Mission nachliest, wie wild und roh
ehemals diese Völker waren, wie fortwährend Kriege
unter den einzelnen Stämmen herrschten, wie man
stets darauf sann, die verhaßten Europäer los zu
werden, so muß man die heutige tröstliche Lage des
Volkes bewundern. Dank der Arbeit der Missionäre,
dank auch dem ebenso festen wie milden Regiment
der Militärstation Moschi hat sich diese Anderung
vollzogen. Der Stamm der Wadschagga ist von
Natur stolz und kriegslustig. Früher befanden sie
sich fast stets auf dem Kriegspfade, die Sieger
respektierten bei dem Besiegten nicht Leben, nicht
Freiheit, nicht das weibliche Geschlecht. Heute, nach-
dem das Land mehrere Jahre der Ruhe genossen
hat, zeigen die Leute von Kilema ein sehr großes
Zutrauen zu den Missionären. Kommt ein Kind in
Todesgefahr, schnell lassen die Eltern einen Pater
holen, damit er es taufe. Nicht selten verlangen
auch Erwachsene die Taufe, sobald sie fühlen, daß
es mit ihnen zu Ende geht.
Ganz besonders erfreulich ist der Eifer der Be-
wohner, ihre Kinder in den Religionsunterricht zu
schicken. In Kilema und zehn zugehörigen Orten
haben wir Lokale, in denen an jedem Wochentage
Katechismusunterricht erteilt wird, ebenso Unterricht
im Lesen. Eine große Anzahl von Kindern besucht
diesen Unterricht. Jeder Schule steht ein Katechist
vor, ein Eingeborener, der aus den bestunterrichteten
ausgewählt ist. Alle diese Katechisten lesen und
schreiben flott, dank der unermüdlichen Lehrtätigkeit
der früheren Oberen P. Aug. Gommenginger und
P. Schneider.