Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

wo es grüne Weide findet. Hat aber der Regen 
im Felde frisches Gras hervorgebracht, und haben 
sich die Vleys mit Wasser wieder gefüllt, so zieht 
es wieder vom Okavango fort. Nur eine Antilopen- 
art, der Riedbock, bleibt ständig am Fluß, wo das 
hohe Riedgras und Rohr sein beliebter Aufenthalts- 
ort sind. Die vorkommenden Antilopenarten sind 
außer der erwähnten: das Eland, der Bastardgems- 
bock, das Wildebeest, der Roibock, das Letsche sowie 
der Steinbock und der Oribi. Selten sind die 
Girasse und der Elefant, und nur noch an einer 
Stelle des Okavango halten sich wenige Flußpferde 
auf. Die einzige vorkommende Wildschweinsart, das 
Warzenschwein, ist dagegen ziemlich häufig. Von 
größeren Raubtieren finden sich der Löwe, der 
Leopard und die gefleckte Hyäne, von kleineren 
besonders der Schabracken= und Silberschakal. 
Der Okavango beherbergt wie der Kunene Alli- 
gatoren, deren Gefährlichkeit die Expedition zu ihrem 
Schaden kennen gelernt hat. Beim Tränken der 
Ochsen wurden eines Tages zwei derselben von 
ihnen erfaßt und unter das Wasser gezogen. Zwar 
gelang es den schnell auf Booten herbeigeeilten Ein- 
geborenen, die Alligatoren zu vertreiben und einen 
derselben durch Speerstöße sogar zu erlegen, doch 
war einer der Ochsen bereits ertrunken. Aus der 
Nähe der Werften haben sich die Alligatoren, weil 
sie zu sehr beunruhigt werden, zurückgezogen. Man 
sieht hier die Eingeborenen unbesorgt ins Wasser 
gehen und baden. Zum Verkehr auf dem Flusse 
bedienen sich die Owakwangaris leichter Boote in der 
Art der Cruboote, die mit Riemen fortbewegt 
werden. 
Der Okavango ist reich an wohlschmeckenden 
Fischen, die die Eingeborenen in Reusen fangen. Die 
Vogelwelt steht an Mannigfaltigkeit hinter der des 
Kunene zurück. 
Zum Okavango sind deutsche Händler selten ge- 
kommen; aber auch die Portugiesen scheinen diese 
Gegend nicht häufig zu besuchen, weil der Handel 
bei dem geringen Viehbestand wenig lohnend ist. 
Gangbare Handelsartikel, wie Elfenbein und Kaut- 
schuk, sind nur in geringen Mengen vorhanden. 
Der letztere, welcher außerdem von minderwertiger 
Beschaffenheit ist, stammt aus weiter nördlich gelegenen 
Gegenden in Portugiesisch-Angola. Alles Elfen- 
bein beansprucht der Häuptling Himarua als sein 
Eigentum, und es muß an ihn abgeliefert werden. 
Ubertretungen, die nicht selten vorkommen mögen, 
werden schwer bestraft. 
Wie im Ovambolande, so führt auch hier fast 
jeder Erwachsene ein Gewehr. Dieselben sind von 
den Portugiesen eingeführt und wenig brauchbar. 
Die Munition erhalten sie gleichfalls von den Portu-- 
giesen oder im Tauschhandel von den Ukuanjamas, 
die überhaupt einen regen Verkehr nach dem Oka- 
vango unterhalten. Nur ein gutes Gewehr, ein 
Karabiner, Modell 88, wurde vorgefunden. Es 
stammt aus dem Portugiesischen und ist einschließlich 
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1000 Patronen mit 4 Elefantenzähnen und 10 Ochsen 
bezahlt worden. 
Im allgemeinen machen die Owakwangaris einen 
friedlicheren Eindruck als die Ovambos. Ihr 
Häuptling Himarua, ein betagter Mann, hat geringen 
Emfluß; die eigentlichen Machthaber sind seine 
Vorleute. Ihr schon früher geäußerter Wunsch 
nach Entsendung von Missionaren entspricht eigen- 
nützigen Beweggründen. Sie haben bei den Ovambos 
gesehen, daß denselben aus dem Verkehr mit Weißen 
mancherlei Vorteile erwachsen. 
Vierter Teil der Reise vom Okavango 
nach Grootfontein. 
Es war, wie bereits erwähnt, beabsichtigt, die 
Rückkehr des nach Grootfontein entsandten Boten, 
welcher neue Räder für den im Olshimpolofeld 
zurückgelassenen Wagen holen sollte, am Okavango 
abzuwarten. Nachdem seither jedoch 22 Tage ver- 
flossen waren, ohne daß derselbe erschien, trat eine 
Beunruhigung ein. Zudem soll der Bote zu den 
Eingeborenen geäußert haben, daß er erst mit Ein- 
tritt der Regenzeit zurückkehren würde, falls er auf 
der ungefähr 163 km langen Strecke vom Okavango 
bis Tsintsabis kein Wasser finden würde. Dann 
wäre es aber für den Wagen zu spät gewesen. Ein 
nach dem Omuramba u Ombungu unternommener 
Rekognoszierungsritt ergab, daß in diesem Rivier 
kein Wasser vorhanden war, und führte außerdem 
zum Verlust eines Pserdes. Nach dem Ergebnis 
dieses Rittes mußte man annehmen, daß bis Tfsint- 
sabis kein Wasser vorhanden war. Diese 163 km 
lange Durststrecke mit unferen Ochsen zu überwinden, 
durfte man nicht wagen, obwohl sich die Tiere gut 
erholt hatten. So blieb nichts übrig, als länger zu 
warten und nochmals einen Boten nach Grootfontein 
zu schicken und dringend um Hilfe zu bitten. Da 
traf am 5. November nachmittags unerwartet der 
Bote von Grootfontein mit den Rädern ein und 
brachte die freudige Nachricht, daß er in Tschitschib 
etwa auf dem halben Wege nach Tsintsabis genügend 
Wasser ausgemacht habe. Nun war für den Wagen 
Aussicht auf Durchkommen, und wir selbst konnten 
mit der Karre unsere Reise fortsetzen. Am 8. No- 
vember erfolgte der Aufbruch mit 12 Ochsen, die 
übrigen Tiere waren nebst den Rädern zum Wagen 
zurückgeschick worden. Tschitschit wurde am 
11. dess. Monats erreicht. Da es sich unterwegs 
gezeigt hatte, daß die Karre für die Ochsen im 
tiefen Sande zu schwer beladen war, so wurde hier 
der größte Teil des Gepäcks unter der Obhut 
unseres Führers zurückgelassen. Die Sachen sollten 
dann später von Grootfontein abgeholt werden. 
Der letzte Teil der Reise ging ohne Schwierigkeit 
vonstatten, und am 21. November trafen wir 
in Grootfontein, dem Endpunkt der Expedition, ein. 
Auf der Strecke vom Okavango bis Thsintsabis 
kann mit geringer Mühe an mehreren Stellen 
Wasser aufsgemacht werden; die Verbindung nach
	        
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