wo es grüne Weide findet. Hat aber der Regen
im Felde frisches Gras hervorgebracht, und haben
sich die Vleys mit Wasser wieder gefüllt, so zieht
es wieder vom Okavango fort. Nur eine Antilopen-
art, der Riedbock, bleibt ständig am Fluß, wo das
hohe Riedgras und Rohr sein beliebter Aufenthalts-
ort sind. Die vorkommenden Antilopenarten sind
außer der erwähnten: das Eland, der Bastardgems-
bock, das Wildebeest, der Roibock, das Letsche sowie
der Steinbock und der Oribi. Selten sind die
Girasse und der Elefant, und nur noch an einer
Stelle des Okavango halten sich wenige Flußpferde
auf. Die einzige vorkommende Wildschweinsart, das
Warzenschwein, ist dagegen ziemlich häufig. Von
größeren Raubtieren finden sich der Löwe, der
Leopard und die gefleckte Hyäne, von kleineren
besonders der Schabracken= und Silberschakal.
Der Okavango beherbergt wie der Kunene Alli-
gatoren, deren Gefährlichkeit die Expedition zu ihrem
Schaden kennen gelernt hat. Beim Tränken der
Ochsen wurden eines Tages zwei derselben von
ihnen erfaßt und unter das Wasser gezogen. Zwar
gelang es den schnell auf Booten herbeigeeilten Ein-
geborenen, die Alligatoren zu vertreiben und einen
derselben durch Speerstöße sogar zu erlegen, doch
war einer der Ochsen bereits ertrunken. Aus der
Nähe der Werften haben sich die Alligatoren, weil
sie zu sehr beunruhigt werden, zurückgezogen. Man
sieht hier die Eingeborenen unbesorgt ins Wasser
gehen und baden. Zum Verkehr auf dem Flusse
bedienen sich die Owakwangaris leichter Boote in der
Art der Cruboote, die mit Riemen fortbewegt
werden.
Der Okavango ist reich an wohlschmeckenden
Fischen, die die Eingeborenen in Reusen fangen. Die
Vogelwelt steht an Mannigfaltigkeit hinter der des
Kunene zurück.
Zum Okavango sind deutsche Händler selten ge-
kommen; aber auch die Portugiesen scheinen diese
Gegend nicht häufig zu besuchen, weil der Handel
bei dem geringen Viehbestand wenig lohnend ist.
Gangbare Handelsartikel, wie Elfenbein und Kaut-
schuk, sind nur in geringen Mengen vorhanden.
Der letztere, welcher außerdem von minderwertiger
Beschaffenheit ist, stammt aus weiter nördlich gelegenen
Gegenden in Portugiesisch-Angola. Alles Elfen-
bein beansprucht der Häuptling Himarua als sein
Eigentum, und es muß an ihn abgeliefert werden.
Ubertretungen, die nicht selten vorkommen mögen,
werden schwer bestraft.
Wie im Ovambolande, so führt auch hier fast
jeder Erwachsene ein Gewehr. Dieselben sind von
den Portugiesen eingeführt und wenig brauchbar.
Die Munition erhalten sie gleichfalls von den Portu--
giesen oder im Tauschhandel von den Ukuanjamas,
die überhaupt einen regen Verkehr nach dem Oka-
vango unterhalten. Nur ein gutes Gewehr, ein
Karabiner, Modell 88, wurde vorgefunden. Es
stammt aus dem Portugiesischen und ist einschließlich
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1000 Patronen mit 4 Elefantenzähnen und 10 Ochsen
bezahlt worden.
Im allgemeinen machen die Owakwangaris einen
friedlicheren Eindruck als die Ovambos. Ihr
Häuptling Himarua, ein betagter Mann, hat geringen
Emfluß; die eigentlichen Machthaber sind seine
Vorleute. Ihr schon früher geäußerter Wunsch
nach Entsendung von Missionaren entspricht eigen-
nützigen Beweggründen. Sie haben bei den Ovambos
gesehen, daß denselben aus dem Verkehr mit Weißen
mancherlei Vorteile erwachsen.
Vierter Teil der Reise vom Okavango
nach Grootfontein.
Es war, wie bereits erwähnt, beabsichtigt, die
Rückkehr des nach Grootfontein entsandten Boten,
welcher neue Räder für den im Olshimpolofeld
zurückgelassenen Wagen holen sollte, am Okavango
abzuwarten. Nachdem seither jedoch 22 Tage ver-
flossen waren, ohne daß derselbe erschien, trat eine
Beunruhigung ein. Zudem soll der Bote zu den
Eingeborenen geäußert haben, daß er erst mit Ein-
tritt der Regenzeit zurückkehren würde, falls er auf
der ungefähr 163 km langen Strecke vom Okavango
bis Tsintsabis kein Wasser finden würde. Dann
wäre es aber für den Wagen zu spät gewesen. Ein
nach dem Omuramba u Ombungu unternommener
Rekognoszierungsritt ergab, daß in diesem Rivier
kein Wasser vorhanden war, und führte außerdem
zum Verlust eines Pserdes. Nach dem Ergebnis
dieses Rittes mußte man annehmen, daß bis Tfsint-
sabis kein Wasser vorhanden war. Diese 163 km
lange Durststrecke mit unferen Ochsen zu überwinden,
durfte man nicht wagen, obwohl sich die Tiere gut
erholt hatten. So blieb nichts übrig, als länger zu
warten und nochmals einen Boten nach Grootfontein
zu schicken und dringend um Hilfe zu bitten. Da
traf am 5. November nachmittags unerwartet der
Bote von Grootfontein mit den Rädern ein und
brachte die freudige Nachricht, daß er in Tschitschib
etwa auf dem halben Wege nach Tsintsabis genügend
Wasser ausgemacht habe. Nun war für den Wagen
Aussicht auf Durchkommen, und wir selbst konnten
mit der Karre unsere Reise fortsetzen. Am 8. No-
vember erfolgte der Aufbruch mit 12 Ochsen, die
übrigen Tiere waren nebst den Rädern zum Wagen
zurückgeschick worden. Tschitschit wurde am
11. dess. Monats erreicht. Da es sich unterwegs
gezeigt hatte, daß die Karre für die Ochsen im
tiefen Sande zu schwer beladen war, so wurde hier
der größte Teil des Gepäcks unter der Obhut
unseres Führers zurückgelassen. Die Sachen sollten
dann später von Grootfontein abgeholt werden.
Der letzte Teil der Reise ging ohne Schwierigkeit
vonstatten, und am 21. November trafen wir
in Grootfontein, dem Endpunkt der Expedition, ein.
Auf der Strecke vom Okavango bis Thsintsabis
kann mit geringer Mühe an mehreren Stellen
Wasser aufsgemacht werden; die Verbindung nach