Resultat auch keinen Anspruch auf absolute Zuver-
lässigkeit machen wird, so wird doch ein ungefährer
Ülberblick über den Stand der Bevölkerung und ihrer
Viehbesitzes erreicht werden. Bezüglich der Rindes
lassen sich indessen genaue Angaben sehr schwer er-
reichen, da die Leute beim Ausfragen Steuererhöhung
befürchten und bedeutend weniger angeben, als sie
tatsächlich besitzen. "
Von Mbejere aus wandte ich mich in das Gebiet
der Häuptlinge Sistambandu, Gonlingule und Ndsa-
lika, um dort Streitigkeiten zu schlichten. Die Namen
sind auf der Karte nicht verzeichnet. Gonlingule,
der den Wahehe= Feldzug auf unserer Seite mit-
gemacht hat, mir dort mehrfach von Nutzen gewesen
war und sich dann von Kiwanga kommend hier
angesiedelt hatte, versuchte neuerdings durch grundlose
Verdächtigungen die alteingesessenen Wabena-Häupt-
linge zu seinen Gunsten aus ihrem Gebiet zu drängen
und sie ihres Besitzes zu berauben. Hierdurch ent-
standen fortgesetzte Reibereien, Klagen über Viehraub,
Wegnahme von Weibern, so daß ich Gonlingule als
den allein Schuldigen aus dem Lande nahm. Ich
werde ihn in Ungoni in einem der großen nach der
Küste zu belegenen entvölkerten Gebiete ansiedeln.
Das nächste Reiseziel war die gummireiche Land-
schaft Sakamaganga-Matumbl. Sie liegt in 600
bis 800 m Meereshöhe, ist nicht sehr reich bevölkert
und wird von elnem Verwandten Kiwangas an Stelle
des blödfinnigen Finiavu, des Nachfolgers Sakama-
gangas, verwaltet. Zahlreiche Händler sitzen im
Lande und kaufen Gummi auf. Vor sechs Jahren
war der Gummipreis 1 Rupie für 100 Bälle, heute
werden an Ort und Stelle 25 Bälle mit demselben
Preis bezahlt. Die Steuer dieses Bezirks —
2500 Rupien — geht nur in Geld ein. Großvieh
befindet sich einiges im Besitz des Häuptlings, der
es an den Rändern des Landes nach Ubena und
am Pitu weiden läßt. In dem Gummihbusch gibt
es übrigens eine Schlingpflanze, deren Genuß den
sicheren Tod von Groß= und Kleinvieh zur Folge
haben soll.
In der Hauptstadt des Landes Lifinga traf ich
mit dem Bezirkschef von Mahenge zusammen, um
zufolge Verfügung des Gouvernements die Ostgrenze
des Bezirks zu berelsen und festzulegen.
Der eben von Daressalam zurückgekehrte Sultan
Kiwanga kam in vollem Staate seiner neuen Zelt-
und Reitausrüstung ebenfalls hierher, um seinen
Stationschef und mich zu begrüßen und um einige
Gerichtssachen zu erledigen. Er wirkte trotz seiner
nicht zu gering anzuschlagenden braven Gesinnung
mit selnem Anpassungsbedürfnis an den Europäer
mehr lächerlich als imposant. In Lifinga hat die
Missionssuperintendentur zu Lupembe einen Außen-
posten errichtet. Mit dem Regenten waren in dieser
Hinsicht Differenzen entstanden, die aber auf meine
Veranlassung durch weltgehendes Entgenkommen gegen
die Missionsbestrebungen beigelegt wurden.
350
Die vlelen im Land befindlichen Händler haben
Stimmung für den Islam gemacht, so doß die Mssion
es sehr schwer haben wird, hier festen Fuß zu fassen,
wenn sie nicht die Stelle mit einem Europäer besetzt,
was vor der Hand wegen der ungesunden Lage
ucht beabsichtigt ist.
Nach Erledigung mannigfacher Gerichtssachen
wurde von Lifinga aus die Berelsung der Oftgrenze
gegen Mahenge vorgenommen.
Die der alten Ramsayschen Karte entnommenen
Daten werden später unschwer auf die von mir an-
gefertigte neue Karte zu übertragen sein, vom Munja-
majl-Berg aus östlich bis zum Mbarangandu konnte
bereits die vorliegende Sektion F5 der Karte in
1: 800 000 benutzt werden.
Elner endgsltigen Festsetzung der Grenze stehen
umsoweniger Bedenken entgegen, als Grenzstrettig=
keiten noch nie entstanden sind. Gelegentliches Weg-
laufen von Leuten hüben und drüben wird stets
kurzer Hand bestens ausgeglichen, im allgemeinen
besteht keine Verbindung von den Wangoni nach
Mgende (Ndwewe) und umgekehrt. Nur der früher
hler seßhaft gewesene, dann vertriebene Mpepo hatte
elnige Leute am Pitu reklamiert. Denselben ist ge-
stattet worden wegzuziehen, andernfalls sie von
Shabruma-Hanga aus besteuert werden sollen. Im
übrigen liegen Überall breite Steppenstreifen zwischen
den belden Verwaltungsbezirken, und südlich der
Mgende-Straße befindet sich tagelang unbewohntes
Gebiet.
Im Verlauf der Grenzfestsetzung wurde das
Gebiet Mhomakiros und Kitandas berührt. Ersterer,
ein rechter Bruder Shabrumas, lebte früher mit
dlesem in steter Fehde und war einer der Haupt-
räuber des Kilwa-Hinterlandes. Heute hat er wenig
Bedeutung, seine Leute und die der anwohnenden
Kitanda-Mkomanire sind stark mit Wadendouri, der
Urbevölkerung des Landes, vermischt.
Durch dieses Land (Ssongea — Gongoma —
Mbunga—Kitanda) wird für das nächste Jahr die
Anloge einer Poststraße nach Mahenge geplant. Zur
Zeit benutzen die Boten die verschiedensten Wege, da
die alte Straße über Keju-Berg—Mgende einen
bedeutenden Umweg zu machen scheint. Sie brauchen
jetzt für die Strecke Mahenge — Ssongea neun Tage,
auf der neu anzulegenden Straße wird der Weg in
sieben Tagen zurückzulegen sein.
Der Rückweg zur Milttärstation wurde durch
die Steppe genommen und es wurde bei Njama-
bengo die große Straße Kilwa—Ssongea erreicht.
Sie ist in diesem Jahre vom Mbarangandu bis
kwa Kihingi neu ausgebaut, kleinere Flüsse und
Sümpfe sind mit Triften wie auf der Wledhafen-
Straße, größere zum Durchwaten mit bequemen
Rampen versehen. Da Hindernisse durch Hochwasser
hier nirgends zu befürchten sind, erübrigen sich vor-
läufig die sehr schwer zu haltenden Brücken. An
allen Rastplätzen sind große geräumige Hütten aus
Lehm mit Strohdach errichtet, die Schutz gegen die