treten, und wurden von ihnen mit fortgerissen. In-
zwischen haben sie sich wieder unterworfen, wobei
die Missionare vermitteln konnten.
Die Station Ilembula, die auch schon ver-
loren gegeben wurde, ist nach neueren Nachrichten
wohl unversehrt geblieben.
Neben der Berliner Mission hat die englische
Universitätenmission schwer gelitten. Ihre
blühende Hauptstation Massassi mußte den ersten
Anprall der von der Ermordung der katholischen
Missionsleute und der Zerstörung ihrer Stationen
kommenden Aufrührer aushalten. Die dort befind-
lichen Missionare und Missionsschwestern wurden
rechtzeitig gewarnt und konnten sich mit knapper
Not nach Mikindank retten. An eine Befestigung
und Verteidigung der ganz offen daliegenden Nieder-
lassung in Massassi war nicht zu denken. Der
Bischof von Sanfibar, dem diese Mission untersteht,
hat es durchaus gebilligt, daß seine Leute die ge-
fährdete Station verließen, zumal, nachdem er von
den eingeborenen Christen gehört hat, daß sich die
Gefahr für sie selbst durch den Abzug der Europäer
verringert hätte. Um so deutlicher aber hat sich
bei den der europäischen Leitung entbehrenden Ein-
geborenen von Massassi der gute Einfluß gezelgt,
den die jahrzehntelange Missionsarbeit auf sie aus-
geübt hat. kam ihnen nicht in den Sinn, ge-
meinsame Sache mit den Rebellen zu machen. Sie
traten ihnen vielmehr bewaffnet entgegen und suchten,
als sie die Zerstörung der Kirche und der Missions-
häuser nicht mehr zu hindern vermochten, vom
Missionseigentum zu retten, was zu retten war.
Später haben die Leute von Massassi, Tschingu-
lungulu und Tschiwata auch an der Barabara auf
Seite der deutschen Truppen gekämpft. In Ab-
wesenheit der Missionare führte der schwarze Pastor
Daudi Machina die Aussicht über die christlichen
Gemeinden, die vor dem Aufstand zusammen etwa
anderthalb tausend Seelen zählten. Er berichtet,
daß die Christen der Station nach dem Abzug der
aufständischen Rotten viele Dinge wieder herzu-
brachten, von denen man dachte, daß sie geraubt
wären. Fürsorgliche Hände hatten sie bei der all-
gemeinen Verwirrung weggetragen und versteckt.
Auf diese Weise wurden die Paramente der Klrche
und die heiligen Gefäße gerettet, auch einige Besitz-
stücke der Missionsleute. «
Die angerichtete Verwüstung ist freilich auch
hier groß genug; von der schönen Station, die
übrigens vor Jahrzehnten schon einmal gründlich
ausgeraubt worden ist, steht nur noch die Mädchen-
schule, die von Daudl Machina jetzt als Gottesdienst-
lokal benutzt wird, und ein alter Schuppen, der einst-
weilen als Schulraum dienen muß. Als am
4. September der Pastor wieder den ersten Gottes-
dienst hielt, legte er seinen zahlreich erschienenen
Gemeindegliedern dringend ans Herz, sich, wie bis-
her, so auch weiter in dieser kritischen Zeit gut zu
halten. Jetzt müsse sich zeigen, ob der gute Samen,
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der schon so lange unter dem Volk von Massassi
ausgestreut set, gute Frucht getragen hätte. Der
Brief Daudi Machinas an den an der Küste be-
findlichen Archidiakonus Carnon ist ein rührendes
Zeugnis für das Vertrauensverhältnis, das zwischen
den Missionaren und ihren eingeborenen Gehilfen
besteht, und beweist zugleich, daß solch ein schwarzer
Pastor sehr wohl das Zeug hat, eine Gemeinde
selbständig zu versorgen. Da die Missionare die
Überzeugung haben, daß der erprobte Mann und
seine Gehilfen, er nennt in seinen Berichten noch
die Diakonen Kolumba, Daniel und Justino, für
alles Nötige sorgen, bis die völlige Ruhe wieder-
hergestellt ist, sind sie noch nicht an ihre Wirkungs-
stätte zurückgekehrt.
Es ist selbstverständlich, daß die Universitäten-
mission die verwüstete Station sobald als möglich
wieder aufbaut. Sie hat eine Sammlung eröffnet,
zu der auch bereits einige Gaben aus verschiedenen
Gegenden Afrikas eintrafen. Ein Freund der
Mission, der früher einen Verwandten am Rowuma
durch den Tod verloren hat, sandte 1000 Mark.
Der Bischof von Sansibar verzichtete zugunsten des
Wlederaufbaues von Massassi auf die geplante Reise
nach Ostindien.
Die anderen in der Südhälfte von Deutsch-
Ostafrika tätigen Missionsgesellschaften (es kommt
noch die Brüdermission und die englische kirch-
liche Missions gesellschaft in Frage) haben, so-
viel bisher bekannt, keinen Schaden gelitten. Ihre
Stationen wurden nur alarmiert, auch sind wohl
die einsamsten Vorposten auf kurze Zeit verlassen
worden. Hoffentlich ist nun kein Schaden mehr zu
erwarten.
Die ersten Tage in den Schwesternhäusern
zu Palime und Atakpame.
Hierüber lesen wir im Januarheft des Steyler
Missionsboten:
Es war der 8. September, als die drei ersten
Schwestern Pankratia, Eulalia und Amadea in
Palime eintrafen. Als wir am genannten Tage
gegen 11½ Uhr morgens vor Palime anlangten,
erwarteten uns fast sämtliche Bewohner der Stadt.
Die Jugend war uns beinahe eine halbe Stunde
weit entgegengekommen. Unter den meelodischen
Klängen der Musik wurden wir zur Missionskapelle
geführt. Feierliches Glockengeläute lud alle zum
Gottesdienste ein. Alsdann wurden wir zum neuen
Schwesternhause geleitet. Die Musikkapelle ging
voraus und spielte ihre hübschen Weisen. Das neue
Heim liegt ganz am Eingange der Stadt, rings
umgeben von den grauen Lehmhütten der Schwarzen.
Türen und Fenster fehlten noch größtenteils bel
unserer Ankunft. Die stets offene Türe kam der
schwarzen Welt gut zustatten. Groß und Klein
machte seinen Besuch. Den meisten war das Treppen-
steigen etwas völlig Neues.