Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

ein größeres Sügewerk mit Holzbearbeitungsfabrik 
Burde in jüngerer Zeit erbaut in Mkulumusi am 
igl, ein ähnliches gleichgroßen Stils ist im Ent- 
stehen begriffen um Schumeland, weitere Großanlagen 
sind geplant in Baga und Daressalam. 
Größere Schwierigkeiten als die Frage der 
olzgewinnung verursacht die Transportfrage. Ohne 
weisel kann von einer Ausbeutung nur da die 
ebe sein, wo Verkehrswege vorhanden sind. Ost- 
afrika ist jedoch, wie bekannt, in dieser Hinsicht ein 
im großen und ganzen noch unerschlossenes Gebiet. 
Was an künstlichen Verkehrswegen bereits vorhanden 
ist, befindet sich noch im ersten Anfangsstadium. 
Vorerst ist man sonach nur auf die beiden bestehenden 
kurzen Eisenbahnlinien, auf einige wenige fahrbare 
ege und auf die schiffbaren oder flößbaren Teile 
einzelner Wasserläufe sowie auf die Meereslüste an- 
gewiesen. Diese Verkehrsmittel sind indessen für den 
hgegenwärtigen noch geringen Umfang der Wald- 
wurtschaft nicht nur hinrelchend, sie ermöglichen selbst 
#leienige Ausdehnung des Betriebes, welche für die 
nächste Zukunft geplant ist. 
Gewisse nicht zu verkennende Schwierigkeiten 
bietet infolge des Fehlens von Zweigbahnen und 
traßen die Frage der Heranschaffung des Holzes 
von den Wäldern nach den Verkehrslinien. Diese 
Schwierlgkelten find aber kelneswegs unüberwindliche. 
Ein Blick auf die Waldwirtschaft der Alpen, der 
Porenken, Skandinaviens, oder auf Länder wie 
dien, Siam, Java lehrt, daß weder das hohe 
Gebirge, noch — bis zu einem gewissen Grade — 
die horizontale Entfernung vom Verkehrsbereich ein 
dauerndes Hemmnis für die Holzabbringung und 
en Holztransport darstellen können. Alle diejenigen 
Hilfsmittel, die in den genannten Ländern und 
anderwärts bei der Holzobbringung im Schwunge 
nd, stehen auch Ostafrika zu Gebote, die Praxis 
. diese Mittel erproben und sich ihrer, je nach 
beile der Verhältnisse, im ausgedehntesten Umfange 
enen. 
dn Bei kurzen Entfernungen kann das Holz, zumal 
ba es sich größtenteils um kleinere Dimensionen 
andelt, angesichts der billigen Arbeitskräfte durch 
ô räger angebracht werden. Schwerere Sortimente 
slet man auf primitiven Schleppwagen mittels 
ugviehes herbei. Unter Umständen sind Abfuhr- 
zust en zu bauen, um das Holz mittels Wagen heran- 
sasahren. Vom Gebirge herab geschieht die Be- 
durerung zu Tal durch Holz= oder Sieinriesen oder 
* Ausnutzung der Waldbäche in Verbindung mit 
auanlagen zum Flößereibetrieb. «- 
HolVVU arößtem Gewinne für die Entwicklung des 
dnbtransportes wird sich der allmähliche Ausbau 
Ez. Fahrstraßen erwelsen, deren Anlage neben dem 
allnr ahnban als unerläßliches Erfordernis für den 
r Fortschritt des Schutzgebietes anerkannt 
olange indessen die Straßen sehlen, greift man, 
sobald es sich um größere Entfernungen handelt, 
  
am zweckmäßigsten zum Bau von Waldeisenbahnen. 
Die Aufwendungen für derartige Anlagen primi- 
tiverer Art machen sich ohne Zwelfel bezahlt, sofern 
uur das Ausnutzungsobjekt entsprechend groß be- 
messen ist. Man kann annehmen, daß eine Unter- 
nehmung mit einem Jahresexport von 5000 Festmeter 
eine Waldeisenbahnanlage von 20 bis 30 und mehr 
Kilometer Länge verträgt. Als Beweis für diese 
Behauptung kann beispielsweise auf die zahlreichen 
Waldausbeutungsunternehmungen in Niederländisch- 
Indien hingewiesen werden, die unter ähnlichen 
Umständen seit einer Reihe von Jahren florieren. 
Eisenbahnanlagen zum Zwecke der Holzabfuhr 
sind uns in Ostafrika nicht mehr fremd, seitdem die 
Sigil-Export-Gesellschaft eine derartige Bahn in einer 
Länge von etwa 80 km im Bezirk Tanga hergestellt 
hat. Diese Bahn schließt an die Station Muhesa 
der Eisenbahnlinie Tanga-Mombo an und führt von 
da aufwärts in das Gebirge von Ost-Usambara 
zwecks Erschließung der dort vorhandenen Wald- 
bestände. Elne weitere Holzabfuhrbahn soll eventl. 
gebaut werden von Masinde nach Mombo durch die 
Holzexportgesellschaft Wilkins & Wiese. Dieselbe 
Firma baut fernerhin eine Drahtfeilbahn zur Holz- 
abbringung vom Hochplateau des Schumelandes 
berab nach Masinde. Die Privatwaldbesitzer Ost- 
Usambaras planen den Bau einer weiteren Holz- 
abfuhrbahn vom Ost-Asambara-Gebirge nach der 
Station Niussi der Tangabahn. Überdies haben 
sich wiederholt Großinteressenten erboten, längere 
Eisenbahnlinien im Anschluß aon die Usambarabahn 
auszubauen, falls ihnen Konzessionen zu Wald- 
ausbentungen verliehen würden. ç 
Unter den dargelegten Verhältnissen ist es ein- 
leuchtend, daß man gezwungen ist, vorerst nur ein 
eng begrenztes Gebiet fÜürr die Waldausnutzung ins 
Auge zu fassen. kommen demnach zunächst nur 
die nachgenannten in den 7 Küstenbezirken, sowie in 
den daran angrenzenden Bezirken Morogoro, Wil- 
helmstal und Moschi und im Bereich des Victorja- 
sees gelegenen fiskalischen Waldbestände in Betracht, d. f. 
die Waldungen am Meeresufer (Mangrovenwälder) 
etwa. 40 000 ha 
  
im Bereich der Usambarabahn etwa 90 000 = 
im Bereich des Ruwuflusses und der 
verlängerten Usombarabahn etäwa 35 000 - 
im Bereich der Daressalam—Moro- 
gorobahn etww 25 000 
in den Gebieten des Rufiyi= und 
Uangaflusses etntoo. 10000 = 
im Küstengebiet von Kilwa und Lindi . 
etwq..........25000- 
am Victorla-Nyansasee, am Kagerafluß 
etwa. 25000 
d. s. zusammen etwa 250 000 ha 
Diie Flächenangaben sind nur als Ergebnis vor- 
läufiger Erhebungen aufzufassen, exakte Flächen- 
aufnahmen sind im Gange.
	        
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