Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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Küchlein. Vergaß der Bruder einmal die Küchen- 
türe zu schließen, so drangen sie sofort ein und 
suchten den Tisch ab; ja, vom warmen Herd herab 
nahmen sie das Fleisch und fraßen es. Zwei ver- 
endete Kätzchen verschluckten sie ganz; die kleinen 
Schlüssel zum Offnen der Fleischbüchsen, Nägel, 
Steine, kurz alles würgten sie hinein. War der 
Gegenstand etwas groß, so setzten sie sich, drückten 
so lange und schlugen mit dem Hals hin und her, 
bis er glücklich im Magen angelangt war. Den 
Knaben stahlen sie die Taros aus dem Feuer und 
schleppten sie davon. ÜUberaus possierlich war es, 
wenn sie zur nahen Taropflanzung wollten, um die 
Blätter abzufressen. Die Pflanzung befand sich an 
einem Abhang vor dem Hause. Bevor sie den 
Gang antraten, guckten sie jedesmal längere Zelt 
bald hinab in die Pflanzung, bald zur Veranda 
empor, um sich zu vergewissern, ob sie ungesehen 
wären. Hilelten sie sich sicher, so rannten sie blitz- 
schnell hinab, über den Zaun, fraßen gierig einige 
Blätter und kehrten eben so schnell wieder zurück. 
Die ganze Taropflanzung wies bald kein grünes 
Blatt mehr auf. Ein Vergnügen war es ihnen 
auch, wenn sie sich in einer Lehmpfütze wälzen 
konnten. Sie hielten sich ganze Stunden regungslos 
darin auf. Mit der Zeit wurden sie immer lästiger, 
schmutziger und gefräßiger, so daß ich sie entfernen 
mußte. 
Powell erzählt eine Geschichte betreffs der 
Kasuare, die von Professor Dahl für Jägerlatein 
gehalten wird. Allerdings berichtet Powell sonft 
manches, was mit der Wirklichkeit oft nicht ganz 
übereinstimmt, allein die Tatsache, die er anführt 
und selbst erlebt haben will, wird in ganz Baining 
für wahr angenommen. Er erzählt nämlich: „Ein 
Kasuar kam zu einem Flußufer, stand einige Augen- 
blicke still, das Wasser aufmerksam betrachtend, ging 
sodann in das Wasser hinein, welches dort etwa 
einen Meter tief war und tauchte teilweise unter, 
wobei er die Flügel ausstreckte. So blieb der Vogel 
vollständig bewegungslos, sogar mit geschlossenen 
Augen, eine Viertelstunde lang, zog dann plötzlich 
die Flügel an und trat an das Ufer zurück. Während 
er sich hier schüttelte, fiel eine Anzahl kleiner Fische 
aus seinen Flügeln und Federn heraus, welche 
sofort aufgepickt und verschluckt wurden.“ — Es 
ist gar nichts Seltenes, von meinen Schulkindern 
zu hören, doß sie einen fischenden Kasuar bemerkt 
hätten. Er soll besonders gerne nach Flußkrebsen 
fahnden. Ich habe einen Kasuar auf einer Insel 
des Powellflusses (Mäwlu) beobachtet, der den Sand- 
boden nach Muscheln absuchte. Das Fleisch des 
Kasuars ist etwas zähe, sonst aber recht wohl- 
schmeckend und wird von manchem den hiesigen 
Wildschweinen vorgezogen. Der Baininger jagt 
den Kasuar nicht nur des Fleisches wegen, sondern 
auch wegen der Federn, die er zur Verzierung 
seiner Tanzgegenstände benutzt. 
Die hiesigen schillernden Papagelenarten sind zu 
  
bekannt, als daß ich dem Leser noch Rkues über sie 
mitteilen könnte. 
Wer zum erstenmal in die Wälder von Baining 
eindringt, wird bald über sich einen Vogel mit 
schwerem, geräuschvollem Fluge und hell schmetternder 
Stimme vernehmen. Verwundert und üÜberrascht 
wird er seinen Blick erheben und in den wirren 
Laubkronen nach ihm spähen, ihn aber nicht immer 
zu Gesichte bekommen. Es ist der mächtige Nashorn- 
vogel. Sein Gefieder ist glänzend schwarz, Kopf 
und Hals sind beim Männchen goldbraun, beim 
Weibchen glänzend schwarz, der lange, breite Schwanz 
ist weiß. Der gebogene Schnabel ist gelblich weiß, 
an der Wurzel bläulich. Bel jungen Vögeln ist 
der hornartige Aufsatz an der Schnabelwurzel flach 
und weich, bei alten hoch und durchfurcht. 
zählte einmal neun solche Furchen oder Ringe auf 
der Hornplatte eines Nashornvogels, er war also 
neun Jahre alt. Der Nashornvogel liebt den Urwald, 
doch trifft man ihn auch sonst überall, wo Frucht- 
bäume stehen. Uber Tag erscheint der Vogel meist 
paarweise, morgens und abends jedoch sammeln sie 
sich gerne zu Scharen, bis zu 40 Stück. Ihr 
Nachtquartlier haben sie in Flußtälern auf sehr hohen 
Bäumen. Bevor sie dasselbe beziehen, verfolgen sie 
sich oft spielend lange Zeit und lassen ihre rauhen 
schmetternden Töne erschallen. Bei dieser Gelegenheit 
sind sie leicht anzupürschen, sitzen aber leider meistens 
für ein gewöhnliches Jagdgewehr zu hoch. Die 
Vögel, durch den Schuß aufgescheucht, umkreisen 
schreiend den Baum und lassen sich bald wieder 
nieder. Am leichtesten wird der sonst scheue Vogel 
geschossen, wenn die Früchte der Brennpalme relfen. 
Mein Schießjunge schoß voriges Jahr im Laufe 
einer einzigen Woche 19 Stück in unmittelbarer 
Nähe der Station: Von ihrem Nist= und Brut- 
geschäft habe ich bis jetzt trotz aller Beobachtung 
noch nichts aus eigener Anschauung erfahren. 
habe den Eingeborenen schon öfters das Versprechen 
gemacht, ihnen eine Axt zu schenken, wenn sie mir 
ein Nest zeigten; allein bis jetzt hat sich noch niemand 
den Preis geholt. Ein glaubenswürdiger Baininger, 
dessen Aussage von seinen Landsleuten bestätigt 
wird, fand vor einigen Johren das Nest eines Nas- 
hornvogels in einem Baumloch. Er fällte den Baum 
und fand in einer Asthöhle ein Weibchen mit zwei 
Jungen. Das Weibchen war durch den Fall des 
Baumes getötet worden. Nach der Aussage schlüpft 
zur Legezelt das Weibchen in ein Baumloch, rupft 
sich die Brustsedern aus, um damit die rauhe Holz- 
fläche auszupolstern, legt zwei Eier und bleibt nun 
so lange im Nest, bis die Jungen herangewachsen 
sind und der Raum zu enge wird, um alle zu fassen. 
Das Männchen versorgt das Weibchen zur Lege- 
und Brutzeit mit Nahrung, die aus verschiedenen 
Baumfrüchten besteht. Es ist behauptet worden, 
der Nashornvogel käme niemals auf den Boden. 
Dos ist vollständig irrig. Man gewahrt ihn nicht 
selten unter den Bäumen, wo er die abgefallenen
	        
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