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tes der Welt, in dem sich jede große wirtschaftliche
Bewegung spiegelt, leichter geworden als uns,
und die Aufgabe, die ich mir gestellt habe und zu
deren Lösung ich Sie alle miteinander einlade und
auffordere, ist für uns Deutsche um so schwerer,
als es sich nicht nur darum handelt, der Nation
die Richtung zu geben, in welcher koloniale Ziele
verfolgt werden müssen, sondern diese Richtung
geradezu umzudrehen und eine neue Bahn zu
zeigen und einzuschlagen. Nichts ist schwerer als
der Kampf gegen eine einmal etablierte Meinung,
gegen ein zur Doktrin gewordenes Schlagwort,
und das ist die Geschichte unserer Kolonien und
zum Teil ihr Unglück.
Unsere koloniale Entwicklung hat begonnen
unter dem Fürsten Bismarck, einem nationalen
Politiker unerreichten Ranges, aber einem Manne,
dem die Interessen der Seefahrt und des Handels
fernlagen und der kein besonderes Vertrauen
hatte zu der Fähigkeit des Deutschen, sich diesen
Dingen anzupassen, weder des deutschen Bürgers
noch des deutschen Beamten. Und er hat des-
halb den Satz aufgestellt, daß es der Kaufmann
sein muß, der die Kolonien entwickle, der mit
seinem Gelde sie befruchte, und er hat die Grund-
lage gelegt zu jenen Monopolgesellschaften, welche,
wenn sie stark und kräftig genug gewesen wären
und ihrer Pflichten hinreichend eingedenk, wohl
manches hätten erreichen können, die aber so,
wie sie geschaffen waren, sich wie eine Art Mehl-
tau nicht nur über die ihnen gehörenden Länder,
sondern auch über das deutsche Nationalgefühl
zugunsten unserer Kolonien gelegt haben. Dieser
Fehler ist denn auch bald eingesehen worden,
aber wir kämpfen gegen ihn heute noch. Schließ-
lich mußten die Hoheitsrechte der Gesellschaften
mit teurem Gelde abgelöst werden, die politische
Gewalt mußte das Reich an sich nehmen und
mit dieser politischen Gewalt kamen auch alle
die politischen Aufgaben, und auf das Reich fiel
der Schutz der deutschen Anlagen gegenüber einer
wilden Eingeborenen-Bevölkerung und schlimmen
Naturgewalten. Das war die zweite Enttäuschung,
und aus dieser zweiten Enttäuschung wurde ge-
boren die dritte, wie ich schon erwähnt habe, daß
wir Deutsche den Wert unseres kolonialen
Besitzes unterschätzt haben, daß wir ihn uns
verstümmeln ließen, bis manche unserer Kolo-
nien auf der Landkarte wie eine Ironie aussahen
auf den gesunden Menschenverstand, und es kam
jene Zeit, in welcher weder Volk noch Regierung
noch Beamte, die mit den Kolonien zu tun hatten,
an deren Zukunft irgendwie glauben konnten.
Das aber war das Schlimmste. Denn nur jemand,
der von der Güte soder mindestens von der Zu-
kunst seiner Aufgaben überzeugt ist, wird kräftig
und werbend für sie eintreten können. Und so
ist denn allmählich jene Stimmung Dentschlands
gegenüber seinen Kolonien entstanden, weil das
Regiment das Wichtigste versäumt hat, was eine
kolonisierende Regierung tun muß, nämlich das
Volk aufzuklären über das Wesen seines kolonialen
Besitzes, über die Aufgaben, über die Ver-
antwortungen, über die Auslagen und über die
Früchte. Das also müssen wir jetzt ändern und
wir müssen die öffentliche Meinung umdrehen;
ich bilde mir nicht ein, daß das von heute auf
vierundzwanzig Stunden geschehen kann, aber
wenn Sie mir helfen, wird es geschehen und
vielleicht in einer kürzeren Frist, als es mancher
Zweifler glaubt und manchem Böswilligen lieb
ist. Aber noch ein anderes müssen wir uns an-
eignen, das ist das Verständnis für die Zwecke,
für welche kolonisiert wird. Die Zwecke sind
materiolle und merkantilistische. Sie müssen er-
zielt werden mit jener Vornehmheit, die das
Kriterium eines seiner wirtschaftlichen und kultu-
rellen Aufgabe gewachsenen Kaufmannes sind und
nicht umsonst, sondern es muß der Austausch
stattfinden, Güter und Menschen gegen Kultur
und Lebenserleichterung. Diese beiden letzteren
müssen wir der Eingeborenen-Bevölkerung bringen,
und wir erreichen da mehrere Ziele zugleich,
denn eines der wichtigsten Güter, die ein zivili-
siertes Volk zu verleihen in der Lage ist, ist die
Freude an der Arbeit und an der Betätigung.
Der nationalökonomische Zweck dieser kaufmänni-
schen Betätigung ist aber der Erwerb und die
Anzucht von Rohstoffen, die uns in unserer
nationalen Wirtschaft fehlen, und der Absatz, ohne
den ein auf Industrie angewiesenes Volk mit
eigenen, engen, nationalen Grenzen und einer
großen jährlichen Bevölkerungsvermehrung nicht
die notwendigen Mittel für das Bestehen der
Nation anschaffen kann.
Auch dieser Teil einer Kolonialpolitik ist nicht
mit dem nötigen Zielbewußtsein verfolgt worden,
und daher kommt es, daß wir jetzt noch einen
verhältnismäßig nicht sehr großen Handel mit
den Kolonien haben. Die Kolonien haben im
Jahre 1905 ein= und ausgeführt für praeter
propter 100 Millionen Rohstoffe und Fabrikate,
und davon haben wir an andere Nationen
immerhin noch 40 Prozent abgetreten, trotzdem
der Anteil des deutschen Handels sich von Jahr
zu Jahr hebt. Aber wir könnten mit all' diesen
Dingen sehr viel weiter sein, wenn wir unsere
Nation auch rechtzeitig dazu erzogen hätten, die
Mittel zu kennen und zu würdigen, die die
Kolonisation befördern. Meine Herren, jene
100 Millionen Handel sind erzielt worden nahezu
ohne Verkehrswege, ohne Eisenbahnen, ohne die
angewandte Technik, ohne Maschinen. Am
1. Januar 1905 — und die genannten Ziffern