Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

Die hierdurch gegebene Möglichkeit zur Bewässe- 
rung der Anpflanzungen ist von hohem Wert und 
wird auch teilweise, so besonders für den Anbau 
von Reis, benutzt. Einzelne dieser Flüsse sind im 
Tieflande auch für die Schiffahrt nutzbar gemacht. 
Während so der südliche Teil der Insel durch 
natürliche Wasserläufe zum Teil bewässert werden 
kann, ist dies im Norden nicht möglich. In 
früheren Zeiten sind dort Wassersammelbassins 
(Tanks) angelegt worden, die während der In- 
vasion nach der Insel durch vom Norden an- 
dringende Völker zum größten Teil zerstört wurden. 
Seitdem liegen dort große Strecken, mit fast un- 
durchdringlichem Dschungel bestanden, unbenützt. 
Diese ohne künstliche Bewässerung zu kultivieren 
ist unmöglich. Seitens der Regierung ist deshalb 
begonnen worden, diese alten Wasserbassins wieder- 
herzustellen und neue Stanwerke anzulegen. Hier- 
durch würde nicht nur das dort jetzt herrschende 
Klima vorteilhaft verändert, sondern auch weite 
Flächen des vorzüglichen Bodens untzbar gemacht 
werden können. Seit zwei Jahren ist dort die 
Versuchsstation Mahaillupulama angelegt; auf 
ihr sind Kulturversuche mit Baumwolle und Gummi 
gemacht worden. Über den Erfolg läßt sich zur 
Zeit noch nichts Endgültiges berichten. 
Auf großen Flächen der Jnsel kommen Graphit 
und Glimmer und im südlichen Teil auch Edel- 
steine in erheblichen Quantitäten vor. 
Im Meer an der Küste findet sich an ver- 
schiedenen Stellen die Perlauster, und das Meer 
sowohl wie die Flüsse sind reich an Fischen. 
Das Mcer enthält außerdem große Korallen= 
bänke, deren Kalk zur Düngung des Bodens 
Verwendung findet. 
Mehr wie die natürlichen Bodenverhältnisse 
hat das meist gute Klima, das billige Arbeits- 
angebot, die gute Verbindung mit den großen 
Weltmärkten und last not least die rechte Erkenntnis 
des verschiedenen Weltbedarfs zur Entwicklung 
von Ceylon beigetragen. 
ie von allen Seiten vom Meer umspülte 
Insel wird bei jeder Windrichtung immer wieder 
mit gesunder reiner Seeluft überflutet, so daß 
dem Fieber und anderen epidemischen Krankheits- 
keimen schon hierdurch allein ein Schutzmittel 
entgegenwirkt. Die Nähe und gute Verbindung 
mit dem überaus bevölkerten südlichen Indien 
führt der Insel einen dauernden Strom billiger 
Arbeitskräfte zu, und die Lage von Ceylon an 
der großen Straße von Europa nach Ostasien und 
Australien hat eine reichliche Schiffsgelegenheit, 
die es mit allen großen Märkten der Welt ver- 
bindet, wachgerufen. Hierzu kommt, daß die von 
der Regierung geschaffenen Institute (Botanischen 
Gärten und Versuchsstationen) es mit großem 
Geschick verstanden haben, immer die Anpflanzung 
  
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anzueifern und durch Versuche zu unterstützen, 
deren Produkte auf dem Weltmarkt sehr begehrt 
waren und immer wieder geeigneten Ersatz in 
Reserve zu halten, wenn die Produktion aus 
einem oder dem anderen Grunde unrentabel wurde 
oder fehlschlug. 
So folgten dem durch einen Schädlingspil5 
(Hemileia Vastatrix) verwüsteten Kaffeebau und 
der keinen Nutzen mehr bringenden Chinarinde, 
der Tee, Kakao usw. denen jetzt wieder, da die 
Teepreise sehr heruntergehen, der Kautschuk folgt. 
In Reserve stehen aber schon jetzt der Kampfer, 
die Jutefaser usw., mit denen umfangreiche Ver- 
suche gemacht werden. 
Erst etwa 21½ Millionen Acres — gegenüber 
einem Flächenraum der Insel von 25 481 eng- 
lischen Quadratmeilen gleich eiva 16 ½ Millionen 
Acres, ein immerhin noch kleiner Teil (Acre 
4000 am) — sind in Kultur genommen. Hiervon 
sind etwa 500000 Acres in Händen von Curo- 
päern unter rationeller Plantagenkultur mit Ter, 
Kautschuk, Kakao, Cardamom, Pfeffer, Coca, Baum- 
wolle, Citronella, Vanille usw. Die übrigen zwei 
Millionen Acres werden hauptsächlich von der 
braunen Bevölkerung mit Kokospalmen, Zimt, 
Reis, Bauanen, Tabak, Arekapalmen, Mango, 
Brotfrucht usw. selbständig bebaut. Für den 
Export kommen von letzteren nur Kokosunz= 
produkte und Zimt in Betracht. 
Bevölkerung und Erwerb. 
Die Bevölkerung, etwa 2 ½ Millionen Men- 
schen, besteht zum größten Teil aus Singhalesen 
(Buddhisten), schlanken, braunen Gestalten, mitl 
ovalem Gesicht und langem, schwarzem Haar, das 
den Männern ein fast weibliches Aussehen ver- 
leiht, ferner aus etwa einer Million Tamilen 
(Hindus), braunen, knochigen, oft untersetzten 
Menschen mit rundem Gesicht und kurz geschorenem, 
schwarzem Haar, aus Negern, meist afrikanischer 
Abstammung, Asghanen, kräftigen Gestalten mit 
heller Hautfarbe, in der heimatlichen Tracht, eiwa 
6000 bis 7000 Europäern, meist Engländern, 
aber auch aus einer ansehnlichen deutschen Kolonir, 
und endlich aus Mischlingen (Halfcast). 
Der größte Teil der Bevölkerung treibt Pla- 
tagen- oder Ackerbau. Außer diesem landwirt- 
schaftlichen Erwerbe ist ein Teil der braunen 
Bevölkerung auch mit der Gräberei von Edel- 
steinen, Graphit und Glimmer und mit der 
Fischerei beschäftigt. 
Die Perlenfischerei, die im Besitz der Nr“ 
gierung ist, unter deren Aussicht steht und auch 
von derselben ausgebentet wird, findet nach vor 
herigen Untersuchungen in bezug auf einen ge 
eigneten Fischplatz, jährlich, oft auch mit Unter 
brechungen, während ein bis zwei Monaten stall-
	        
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